Im Sommer hat Stiftung Warentest Mineral- und Leitungswasser genauer unter die Lupe genommen. Die Prüfer tendieren nach den Tests zum Wasser aus dem Hahn. Nun haben Vertreter der Mineralbrunnen das Vorgehen scharf kritisiert. Für das Wasser sollen unterschiedliche Prüfverfahren angewendet worden sein.
Stiftung Warentest hat im Sommer 2019 Mineral- und Leitungswasser miteinander verglichen. Zu diesem Zweck wurden 78 stille, medium und klassische Mineralwässer getestet. Dabei ist laut der Zeitschrift "Test" nicht einmal jedes zweite stille Wasser "gut". Einige haben Probleme mit Keimen und enthalten bedenkliche Stoffe. Zwei fallen sogar mit der Note "mangelhaft" durch.
Beim Leitungswasser sieht das ganz anders aus: Aus 20 Städten und Gemeinden wurden Proben genommen und die Qualität stimmt laut "Test" überall. Kein Wasser ist bedenklich für die Gesundheit. Das Fazit der Stiftung Warentest fällt deswegen zugunsten des Leitungswassers aus.
Stiftung Warentest: Mineral- und Leitungswasser unterschiedlich geprüft
Vertreter der Mineralbrunnen haben den Vergleich jetzt scharf kritisiert, wie "Welt" berichtet. Karl Tack, der Chef des Verbands Deutscher Mineralbrunnen (VDM), erklärt der Zeitung, dass Verbraucher dadurch in die Irre geführt würden. Die Vertreter weisen auf Fehler beim Wassertest hin und haben daraufhin eigene Untersuchungen eingeleitet. Unter anderem liegt ihnen ein Gutachten der Hochschule RheinMain vor.
"Die Berichterstattung in Heft 7/2019 täuscht dem schnellen Leser eine Vergleichbarkeit vor, die in dieser Form nicht vorhanden ist", erklärt Professor Bernhard Heidel der Hochschule gegenüber der "Welt". Stilles Mineral- und Leitungswasser sei unterschiedlich geprüft worden.
Stiftung Warentest hat die Mineralwässer anhand von sechs Prüfkriterien unter die Lupe genommen, beim Leitungswasser sind es nur die Hälfte. Dabei wurde auf die Bewertung der Verpackung, eine mikrobiologische Analyse und das sensorische Urteil verzichtet. Letzteres macht 50 Prozent der Gesamtnote aus.
Außerdem wurden sie zwar beide auf oberirdische Verunreinigungen und kritische Stoffe untersucht. Allerdings sind die Anzahl und Art der untersuchten Parameter laut "Welt" unterschiedlich berücksichtigt worden.
Studie vergleicht Mineral- und Leitungswasser erneut
Und Heidel sieht noch ein weiteres Problem: "Untersucht wurde lediglich die Wasserqualität bis zur Wasseruhr, aber nicht die Qualität des tatsächlich aus dem Hahn entnommenen Leitungswassers." Die sogenannte letzte Meile sei nicht berücksichtigt worden. Damit ist der letzte Abschnitt der Leitung gemeint, die zum Wasserhahn führt, also Rohre und Armaturen. Die letzte Meile hat allerdings einen großen Einfluss auf die Qualität des Leitungswassers.
Aufgrund dieser Mängel könne die Vergleichbarkeit der Untersuchungen nicht gewährleistet werden. Die Berichterstattung sei deswegen nicht objektiv.
Um das zu beweisen, haben die Vertreter der Mineralbrunnen beim SGS Institut Fresenius eine Studie in Auftrag gegeben. Mineral- und Leitungswasser wurden erneut miteinander verglichen, dieses Mal wurde auch die Keimbelastung von Wasser aus dem Hahn berücksichtigt. Dabei wurden in einem Drittel der Proben Erreger gefunden, die gesundheitsgefährdend sein können.
Auch der Einfluss der letzten Meile wurde untersucht. Wenn das Wasser aus der Leitung - ohne zu warten - sofort genutzt wurde, waren fast die Hälfte der 40 Proben kontaminiert. Ließen die Tester das Wasser 30 Sekunden lang laufen, sank die Belastung bis auf 13 Prozent.
Stiftung Warentest weist Kritik zurück
Die Stiftung Warentest weist die Kritik laut "Welt" allerdings von sich. "Die Schlussfolgerung fehlender Objektivität halten wir für abwegig", erklärt Holger Brackemann, der Bereichsleiter für Untersuchungen. Individuelle Faktoren seien nicht berücksichtigt worden, damit die Qualität des Trinkwassers von Wasserversorgern objektiv gemessen werden konnte
"Eine mögliche Keimbelastung hängt auch von der individuellen Hygiene am Hahn ab." Und auch die Veränderungen der Qualitätsparameter der letzten Meile könnten nicht den Wasserversorgern angelastet werden. Anders als bei der beauftragten Studie hat Stiftung Warentest nur Leitungswasser in öffentlichen Gebäuden geprüft und nicht in Privathaushalten. Ein neuer Test ist nicht geplant.
Verwendete Quellen:
- Welt: "'Der Verbraucher wurde getäuscht', heißt es über die Stiftung Warentest"
- Stiftung Warentest: "Mineralwasser im Test - Testergebnisse für 78 Wässer"
- Stiftung Warentest: "Trinkwasser im Test - Wasser aus 20 Städten und Gemeinden auf dem Prüfstand"
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