• Es gibt unterschiedliche Strategien, nach denen Sparer vorgehen können.
  • Aktien sorgen für die nötige Rendite.
  • Jeder kann die Strategie an seine Geldbörse und seine Risikobereitschaft anpassen.

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Ein kleines Vermögen auf dem Konto zu haben - wer träumt nicht davon? Sogar eine sechsstellige Summe ist vielen möglich, rechnet die Stiftung Warentest vor. Mit der richtigen Strategie und etwas Zeit. "Schon mit weniger als 100 Euro im Monat lassen sich über 30 Jahre rund 100.000 Euro ansparen", ermutigt Karin Baur, Finanzredakteurin bei der Stiftung Warentest, im Gespräch mit unserer Redaktion. Wer mehr beiseitelegen kann, darf entweder größer träumen oder braucht weniger Zeit, um das Ziel zu erreichen.

Sich ein Sparziel zu setzen, findet Hendrik Buhrs, Finanzexperte beim Verbraucherratgeber "Finanztip", sinnvoll. "Das hilft dabei, die passende Strategie zu finden und diese vor allem im Auge zu behalten."

Eines ist klar: An Aktien kommt niemand mit einem solchen Sparziel derzeit vorbei. "Eine einfache Kombination aus Bank und Börse", bricht Buhrs das Rezept herunter. Einen Sicherheitspuffer können Sparerinnen und Sparer bei ihrer Bank anlegen, auf ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto. Da ist das Geld sicher, Zinsen gibt es dort allerdings derzeit fast keine.

Der Rest fließt in Aktien, denn die bringen die Rendite. "Sparer sollten aber keine Anteile an wenigen einzelnen Unternehmen kaufen, da ist das Risiko viel zu hoch, auf das falsche Pferd zu setzen. Stattdessen empfehlen sich sogenannte ETFs auf einen weltweit streuenden Index", rät Buhrs.

ETFs, auch Indexfonds genannt, bündeln die Wertentwicklung vieler Unternehmen. Außerdem sind sie kostengünstig. Empfehlenswert ist beispielsweise ein ETF auf den MSCI World.

Wer noch viel Zeit hat, um das Sparziel zu erreichen, kann auch auf den Sicherheitsbaustein verzichten und alles in Aktien stecken.

Anlagestrategien lassen sich den Gegebenheiten anpassen

Niemand muss sich aber einer Anlagestrategie verpflichten. Im Gegenteil: Gerade wer anfangs noch wenig Geld hat, sollte erstmal anfangen, zu sparen und kann seine Zahlungen später noch erhöhen, sobald das Gehalt steigt oder eine Erbschaft mehr finanziellen Spielraum gibt.

"Kein Anleger kann in die Zukunft schauen. Daher ist es sinnvoll, seine Strategie mit der Zeit anzupassen, wenn zum Beispiel absehbar wird, wie hoch die Rente ausfallen wird", bestätigt auch Baur.

Das ist der Vorteil von ETFs: Sparpläne sind flexibel, Einzahlungen lassen sich jederzeit unterbrechen oder verändern. Und wer dringend Geld braucht, kann seine Aktienfonds einfach verkaufen.

Wie viel Geld genau beiseitegelegt werden und wie viel davon in Aktien oder auf das Konto wandern muss, hängt von jedem Sparer selbst ab. Zum einen vom finanziellen Spielraum. Zum anderen von der Risikoneigung. Für das Börsenparkett ist eine Portion Gelassenheit nötig. "Wer nicht so risikotolerant ist, wem jeder Crash an den Nerven zehrt, der kann weniger Aktien nehmen und stattdessen mehr Geld bei der Bank parken", rät Buhrs.

Wichtig sei, in einer Krise keinesfalls hektisch zu reagieren und alles zu verkaufen. Das sichert nur Verluste. Krisen aussitzen lautet dagegen die Devise. Je risikofreudiger Anleger sind, desto höher kann das Gewicht der Aktien in der Anlagestrategie sein.

Strategie 1: Sparer ohne Spargroschen

Wer noch kein oder nicht viel Geld zurücklegen konnte, hat trotzdem gute Karten, sein Sparziel zu erreichen.

Hat die Anlegerin oder der Anleger beispielsweise 30 Jahre Zeit und setzt daher auf ein sehr offensives Depot, bei dem das gesamte Kapital in Aktien fließt, dann reichen nach Berechnungen der Stiftung Warentest 80 Euro im Monat, um das Sparziel von durchschnittlich 100.000 Euro zu erreichen.

Durchschnittlich bedeutet hier, dass aufgrund der Schwankungen an den Börsen so manches Depot nach Ablauf der Einzahlungsphase auch darunter liegen kann. Sinnvoll wäre dann, das Geld noch etwas liegen zu lassen und die schlechte Börsenphase auszusitzen.

Ist die Person eher vorsichtig und möchte nur ein Viertel des Geldes an der Börse investieren, sind schon 210 Euro im Monat nötig. Mit 52,50 Euro kauft sie Aktien, den Rest parkt sie per Dauerauftrag auf dem Tagesgeldkonto.

"Unsere Berechnungen zeigen, dass auch vorsichtige Sparer sich trauen können, einen größeren Teil in Aktien fließen zu lassen. Aller Wahrscheinlichkeit nach fahren sie auf lange Sicht damit nicht unbedingt schlechter als mit einem großen Sicherheitsbaustein", sagt Baur.

Strategie 2: Sparer mit Startkapital

Ist schon etwas Geld da, kann das als Basis dienen und wird mittels Sparplan weiter aufgestockt. Wer beispielsweise bereits 10.000 Euro anlegen kann, muss 30 Jahre lang weitere 50 Euro monatlich sparen, um durchschnittlich das Sparziel 100.000 Euro zu erreichen. Zumindest mit einer offensiven Anlagestrategie, die zwei Drittel aller Gelder an der Börse investiert.

Setzen Anleger eher auf Sicherheit und möchten die Hälfte ihres Geldes auf dem sicheren Tagesgeldkonto wissen, müssen sie über 30 Jahre monatlich 100 Euro zurücklegen.

Strategie 3: Sparer mit Polster

Wer bereits ein bequemes Finanzpolster vorweisen kann, muss nicht mehr unbedingt jeden Monat etwas zurücklegen, um das Sparziel zu erreichen. Zumindest wenn der Sparer das Geld für einige Jahre nicht benötigt. Das Polster kann mit der richtigen Strategie von allein auf 100.000 Euro anwachsen.

Wer beispielsweise für zehn Jahre 53.700 Euro anlegt, drei Viertel davon in Aktien, hat gute Karten. Der Sicherheitsbaustein kann bei einer Einmalanlage auch auf einem Festgeldkonto liegen, dort gibt es immerhin minimal Zinsen.

Bei einer längeren Anlagedauer von 20 Jahren reichen gut 32.000 Euro aus. Fließt nur ein Viertel an die Börse, braucht es wegen der miesen Konditionen von Tages- und Festgeldkonten schon 66.400 Euro.

Das sind die Fallstricke

Derzeit sind die Aktienkurse auf Rekordjagd. Für viele ist das ein Grund, gerade jetzt nicht an die Börse zu gehen. "Wer im Sparplan Aktien kauft, muss sich um den Einstiegszeitpunkt aber keine Gedanken machen. Denn durch den regelmäßigen Kauf nimmt man sowohl Hochphasen als auch Krisen mit und hat dadurch letztendlich beim Kauf einen guten Durchschnitt", sagt Baur.

Schwieriger wird es, wenn Anleger ihr Geld auf einen Schlag an der Börse investieren wollen. Viele stückeln die Einzahlungen, um auch hier einen guten Schnitt zu erreichen. Laut Finanztest-Berechnungen fuhren allerdings zwei Drittel der Anleger besser, wenn sie ihr Geld per Einmalanlage anlegten.

"Finanztip"-Experte Buhrs kann aber nachvollziehen, dass Anleger dabei ein komisches Gefühl haben, vor allem, wenn es um größere Summen geht. "Daher kann man den Aktienkauf auch ruhig in zwei oder drei Tranchen teilen und über mehrere Monate strecken." Allein für das gute Gefühl lohne sich das.

Wohin mit dem Geld?

Irgendwann nähert sich jede Sparerin dem Ende ihres Anlagehorizonts. Spätestens dann sollte sie sich darüber Gedanken machen, was sie mit dem Geld vorhat. "Wer seine Ersparnisse sofort braucht und das Sparziel erreicht hat, sollte rechtzeitig anfangen, umzuschichten", rät Buhrs. Also Aktien in guten Zeiten verkaufen und das Geld sicher anlegen.

Brauchen Sparer dagegen regelmäßig Geld, etwa Monat für Monat als Zusatzrente, können sie sich selbst einen Auszahlplan einrichten und regelmäßig Beträge aus ihrem Depot oder dem Festgeldkonto rausziehen. Manche Depotanbieter helfen bei der Einrichtung.

"Sie können sich aber auch entscheiden, zwar nicht mehr weiter zu sparen, das Geld aber an der Börse liegen zu lassen." So können die Anteile im Idealfall weiter im Wert steigen.

So wurde gerechnet

"Für unsere Modelle haben wir uns die Kursentwicklung von mehr als 50 Jahren angeschaut. Und zwar rollierend für verschieden lange Zeiträume", berichtet Baur von der Stiftung Warentest. Das bedeutet: Für jeden Monat haben die Tester errechnet, wie sich das Depot entwickelt hat, wenn ein Anleger Geld eingezahlt hat und für zum Beispiel 30 Jahre an der Börse investierte.

Wie hätte der Anleger in diesem Zeitraum 100.000 Euro ansparen können? Das haben sie für verschiedene Zeiträume und verschiedene Strategien durchgespielt. So kamen mehr als fünf Millionen Datensätze zusammen, aus denen sie Durchschnittsrenditen errechnen konnten.

Bei der Verzinsung des Tagesgeldkontos ging Finanztest von null Prozent Zinsen aus. Für die Investition in Aktien rechneten die Tester mit dem ETF MSCI World und zogen typische Kosten ab. Über einen Zeitraum von 30 Jahren betrug die Rendite eines Sparplans auf den ETF beispielsweise durchschnittlich 7,1 Prozent.

Natürlich ist das eine Rückschau auf die Börsenkurse der Vergangenheit, weiß auch Baur. "Wir versprechen nicht, dass am Ende tatsächlich gewisse Sparziele erreicht werden. Unsere Daten geben eine Orientierung, wie es aber klappen kann. Denn in den vergangenen 50 Jahren war von Krise bis Euphorie an den Börsen alles dabei. Daher sind die Ergebnisse schon ein sehr guter Anhaltspunkt für die eigene Anlagestrategie."

Wie genau sich die Kurse in Zukunft entwickeln und welche Strategie dann nötig ist, um das Sparziel zu erreichen, wissen auch die Experten von der Stiftung Warentest nicht.

Auch "Finanztip"-Experte Buhrs vertraut bei seiner Arbeit auf solche Rechnungen: "Die Frage ist, ob man erwartet, dass sich die Wirtschaft langfristig positiv entwickelt und damit auch die Börsenkurse über viele Jahre tendenziell steigen werden. Wer die Frage mit Ja beantwortet, kann sein Geld dort investieren." Wer das Ganze pessimistischer sehe, müsse sich Alternativen suchen.

Über die Experten: Karin Baur ist Finanzredakteurin bei der Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest. Ihr Spezialgebiet ist die Geldanlage. Hendrik Buhrs ist Redakteur im Team Bank und Versicherung von "Finanztip". Der Volkswirt beschäftigt sich schon seit Jahren mit Verbraucherthemen.

Verwendete Quellen:

  • Finanztest (5/2021): So sparen Sie 100.000 Euro
  • Gespräch mit Karin Baur, Redakteurin bei Finanztest der Stiftung Warentest
  • Gespräch mit Hendrik Buhrs, Redakteur beim Verbraucherratgeber Finanztip

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