Ein skurriler Fall beschäftigt die Thüringer Polizei. Es geht um einen Luftballon und die Frage: Handelt es sich um einen Betrugsversuch oder nicht? Ein Faktencheck, ein früherer Fall und viel heiße Luft.
Sie finden einen Luftballon mit einer kleinen Botschaft, rufen eine Nummer an und werden zur Zielscheibe von Betrügern. Vor dieser möglichen Betrugsmasche warnen gerade mehrere Medien, nachdem eine Frau in Thüringen einen solchen Luftballon gefunden hatte.
Doch handelt es sich wirklich um Betrug? Unsere Redaktion hat bei den zuständigen Polizeibehörden nachgefragt.
Was war passiert?
Eine 35-jährige Frau hatte in ihrem Garten einen Luftballon gefunden, an dem ein Kärtchen mit einer Telefonnummer und dem Hinweis angebracht war, der Finder möge sich melden. Als die Frau die Nummer wählte, meldete sich eine Person, die persönliche Daten der Frau erfragte. Anstatt Auskunft zu geben, legte die Frau auf und meldete den Vorfall der Polizei.
Mehrere Medien griffen diese Geschichte auf, oft mit der Schlagzeile, dass es sich um einen Betrugsversuch handeln könnte. Wenn man nach vergleichbaren Fällen recherchiert, stößt man außerdem auf Meldungen aus dem Jahr 2023, ebenfalls aus Thüringen. Damals fanden mehrere Personen Luftballons auf ihren Grundstücken, die mit einem Zettel versehen waren. Wer anrief, wurde ebenfalls nach sensiblen Daten gefragt.
Die Polizei Eisenach hatte damals ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Könnte es einen Zusammenhang zum aktuellen Fall geben - oder gibt es eine neue Betrugsmasche, die in Thüringen immer weiter um sich greift?
Früherer Fall war kein Betrugsversuch
Was hinter dem aktuellen Fall steckt, kann die Polizei bislang nicht sagen. Auf Anfrage heißt es seitens der Polizeipressestelle Nordhausen: "Derzeit ist nicht bekannt, ob es sich um eine Betrugsmasche handeln könnte oder ob durch den Anruf lediglich erfragt wurde, wie weit der Ballon geflogen ist." Der Fall sei in die Akten aufgenommen worden und werde derzeit noch geprüft.
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Bei dem Fall in Eisenach ist der Sachverhalt hingegen klarer. Wie ein Polizeisprecher dort mitteilt, steckte hinter der Luftballonaktion aus dem Jahr 2023 kein Betrugsversuch, sondern die Werbeaktion einer Firma: "Im Zeitraum 2023 und 2024 fanden mehrere solche Aktionen statt, neben Eisenach unter anderem auch in Georgenthal, Treffurt, Gerstungen und Ilmenau. Jedoch handelte es sich auch dabei um Werbeaktionen."
Gewinnspiele und Co.: Sicherheitstipp der Polizei
Dass es sich bei früheren Fällen um keine raffinierte Vorgehensweise von Kriminellen handelt, ist eine gute Nachricht. Dennoch rät die Polizei bei derartigen Funden und vermeintlichen Werbeaktionen und Gewinnspielen zur Vorsicht und gibt folgende Tipps, sollte man in eine ähnliche Situation geraten:
- Bei derartigen Aktionen sollte ein Impressum auf der Karte stehen. Recherchieren Sie zu der angegebenen Firma im Internet.
- Im Zweifel ignorieren Sie die Aktion und nehmen nicht an etwaigen Gewinnspielen teil.
- Bevor Sie personenbezogene Daten oder Ähnliches per Telefon angeben, sollte Sie sich sicher sein, dass die Aktion seriös ist.
- Geben Sie auf keinen Fall Kontodaten oder Gutschein-Codes per Telefon durch.
- Weitere Informationen über Prävention finden Sie unter www.polizei-beratung.de
Verwendete Quellen
- Anfrage Polizei Nordhausen
- Anfrage Polizei Eisenach
- Presseportal
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