Nach Jahren des Anstiegs wurden 2017 wieder weniger Wohnungen bewilligt. Der dringend benötigte Neubau dürfte so nur langsam in Schwung kommen. Allerdings werden teils auch weniger neue Wohnungen gebraucht - etwa für Flüchtlinge.
Trendwende auf dem deutschen Immobilienmarkt: Trotz der großen Nachfrage sind 2017 erstmals seit 2008 weniger neue Wohnungen bewilligt worden als im Vorjahr. Die Zahl der Genehmigungen für Neu- und Umbauten sank um 7,3 Prozent auf gut 348.000, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Von 2008 bis 2016 waren die Zahlen stetig gestiegen.
Deutschland baut zu wenig Wohnraum
Für den dringend benötigten Neubau sind diese Daten keine guten Vorzeichen. Wegen des Ansturms auf die Städte sind Wohnungen vielerorts knapp und die Preise rasant gestiegen. So sind nach Einschätzung von Politik und Bauwirtschaft jährlich 350.000 bis 400.000 neue Wohnungen nötig, um den Bedarf zu decken. Der Neubau hinkt jedoch hierzulande bisher hinterher: 2016 wurden 278.000 Wohnungen errichtet, im vergangenen Jahr dürften es laut Zentralverband des Deutschen Baugewerbes gut 300.000 gewesen sein.
Der Rückgang der Genehmigungen lasse befürchten, dass "Wohnungen künftig noch knapper und die Schlangen bei den Wohnungsbesichtigungen noch länger werden", erklärte der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Es mangele an Grundstücken, Planungs- und Genehmigungskapazitäten in Ämtern und an schnellen, standardisierten Bauweisen, monierte der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Die neue Regierung müsse "Baubremsen" lösen.
Jedoch sind die Baugenehmigungen nicht in allen Bereichen so deutlich gefallen. So nahmen sie für Wohnungen in Einfamilienhäusern um 5 Prozent ab, bei Zweifamilienhäusern war das Minus mit 2,7 Prozent kleiner und bei Mehrfamilienhäusern gab es fast gar keine Änderung.
Genehmigungen für Wohnheime sinken
Kräftig sank dafür die Zahl der Genehmigungen für Wohnheime, zu denen auch Flüchtlingsunterkünfte zählen (minus 41 Prozent). Da mittlerweile weit weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen als auf dem Höhepunkt der Krise, werden weniger neue Unterkünfte benötigt. Kamen 2015 noch rund 890.000 neue Flüchtlinge in die Bundesrepublik, waren es 2017 rund 186.000. Ohne den Effekt der Genehmigungen bei Wohnheimen wäre das Minus der Bewilligungen insgesamt kleiner gewesen.
Laut der Förderbank KfW liegt das Problem ohnehin weniger bei den Genehmigungen, sondern bei der Umsetzung. Es habe sich ein Überhang an Zusagen aufgestaut. Angesichts des seit Jahren laufenden Immobilienbooms stößt die Bauwirtschaft an ihre Grenzen: Handwerker und Baufirmen sind ausgelastet und suchen Fachkräfte. Die Branche selbst erwartet, 2018 die Nachfrage nicht decken zu können. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes rechnet mit 320.000 neuen Wohnungen - doppelt so viele wie 2010, aber immer noch zu wenig. © dpa
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