Nach 87 Jahren wurde in Südafrika der für ausgestorben gehaltene "De Winton’s Goldmaulwurf" wiederentdeckt. Die Hauptrolle bei der kriminalistischen Suche spielte Border Collie Jessie.

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Er ist blind. Nur etwa neun Zentimeter lang. Hat golden schimmerndes, seidiges Fell. Wühlt sich mit seinen kräftigen Krallen-Vorderpfoten durch den Sand und wurde seit 87 Jahren nicht mehr gesehen. Genau genommen hat ihn zuletzt 1936 ein Mensch zu Gesicht bekommen. Durch den fortschreitenden Bergbau in seinen Lebensräumen wurde die Population daher als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. "De-Winton’s Goldmaulwurf" heißt der kleine Geselle, nach dem seit zwei Jahren ein Forschungsteam intensiv sucht.

Jetzt haben die Wissenschaftler den äußerst seltenen, kleinen Goldmaulwurf beim "Schwimmen" im Sand in der Nähe der Küstenstadt Port Nolloth im Nordwesten Südafrikas wiederentdeckt. Dank Fellnase Jessie, einem Border Collie, der von der Tierschutzorganisation "Endangered Wildlife Trust" (EWT) als Geruchsspürhund für diese eigentlich aussichtslose Suche eingesetzt wurde.

Der Maulwurf hat seinen "goldenen" Namen dank öliger Sekrete, die sein Fell schmieren, damit er durch den Sand "schwimmen" kann. Der blinde "Golden Mole" lebt fast ausschließlich unter der Erde, hinterlässt aber keine Tunnel, wie andere Maulwurfarten.

Das feine Gehör lässt ihn Vibrationen im Boden wahrnehmen, sodass er rechtzeitig im Sand verschwinden kann. Vielleicht auch ein Grund dafür, warum der kleine Krabbler zu den weltweit meistgesuchten verschollenen Arten gehört. Die globale Naturschutzorganisation "Re:wild" führt den "Golden Mole" daher auf einer "Most wanted" Liste als eine verloren geglaubte Art.

Kriminalistische Suche nach dem Goldmaulwurf

Über viele Monate schnüffelte Supernase Jessie nach Spuren der äußerst seltenen Tierart. Unglaubliche Anstrengungen nahm das Team des "EWT" zusammen mit der Universität von Pretoria auf sich. Täglich suchten die Forscher bis zu 18 Kilometer Dünen ab. Immer, wenn die vierbeinige Expeditionsteilnehmerin anhielt, nahm das Team eine Bodenprobe, um sie später auf Umwelt-DNA (e-DNA) zu testen. Anhand des Tests wurde nach Hautzellen, Fellhaaren oder Körperausscheidungen gesucht, die der Maulwurf freisetzt, wenn er sich durch die Dünen bewegt.

Der Goldmaulwurf galt als Ausgestorben.
Der Goldmaulwurf galt als Ausgestorben. © Foto: JP Le Roux

Insgesamt sammelte und analysierte das Team über 100 Sandproben. Und schließlich fanden die Wissenschaftler genetische Spuren von mindestens zwei De Winton’s Golden Mole Exemplaren. Auch Jessie war weiterhin nicht untätig: Sie spürte dann die Tunnel der Tiere auf. Am Ende gelang es dem Forschungsteam sogar, die kleinen, vierbeinigen "Sand-Surfer" auf Video und Foto festzuhalten.

Ester Matthew, Senior Field Officer bei "EWT" erklärte: "Es war wie ein Krimi." Ihr Kollege und ebenfalls Teammitglied Cobus Theron ergänzte: "Obwohl viele Leute daran zweifelten, dass De Winton’s Goldmaulwurf noch da draußen war, war ich zuversichtlich, dass die Art noch nicht ausgestorben ist."

Beide Wissenschaftler betonen, dass die Artenbestimmung mithilfe von "e-DNA" Daten zukünftig eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet, nicht nur für Maulwürfe, sondern auch für andere verlorene oder gefährdete Arten aufzuspüren.

Weitere Maulwurfarten entdeckt

Es gibt 21 bekannte Arten von Goldmaulwürfen, von denen die meisten nur in Südafrika leben. Insgesamt wurden jetzt vier Populationen der De Winton’s Goldmole gefunden. Das Team entdeckte aber auch Hinweise auf drei weitere Maulwurfarten, darunter den Goldmaulwurf von Van Zyl, der ebenfalls vom Aussterben bedroht ist. Mittlerweile gehen die Wissenschaftler davon aus, dass im Lebensraum rund um Port Nolloth noch eine gesunde Population der golden schimmernden Krabbler beheimatet ist. Sorge bereitet jedoch, dass das Gebiet nicht als Schutzgebiet ausgewiesen und vom Diamanten-Abbau bedroht ist.

Möglich war die erfolgreiche Suche nach dem "golden Mole" auch dank des Tierschützers Devin Murphy. Seine NGO "Re:wild" hat es sich zur Aufgabe gemacht, nach lang vermissten Tieren zu suchen. Für ihn bedeutet die Wiederentdeckung des knuffigen Krabblers die Gewissheit, "dass wir ihn immer noch retten können."

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25 Tiere umfasst die "Most wanted"-Liste verloren geglaubter Tierarten der NGO "Re:wild". Auch wenn jetzt mit dem De Winton’s Goldmaulwurf und dem Attenborough Langschnabel-Igel innerhalb von kurzer Zeit zwei Spezies wiederentdeckt wurden, haben Supernase Jessie und ihre vierbeinigen Schnüffel-Profis noch viel Arbeit vor sich.  © Deine Tierwelt

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