Wir haben es ja schon lange gewusst, jetzt gibt es auch die wissenschaftliche Bestätigung: Reiten hilft bei Rückenschmerzen.
Menschen mit chronischen Rückenschmerzen können von einer pferdegestützten Therapie profitieren – das zeigt eine neue Studie. Danach nahmen während einer zwölfwöchigen pferdegestützten Therapie die wahrgenommenen Schmerzen ab. Dazu verbesserte sich die tägliche Funktionsfähigkeit bei den Teilnehmenden. Die Ergebnisse von Forschenden der University of Eastern Finland wurden in der Zeitschrift "Frontiers in Veterinary Science" veröffentlicht.
Das Studienteam um Sanna Maaria Mattila-Rautiainen wollte wissen: Welche Auswirkungen hat die pferdegestützte Therapie auf die wahrgenommene körperliche Leistungsfähigkeit, das Schmerzniveau, die Schmerzakzeptanz, Depression und Angst sowie die Lebensqualität. Für die Studie wurden 22 Männer und Frauen, die unter Rückenschmerzen litten, untersucht.
Pferde-Therapie: Betroffene schlafen besser
Das Ergebnis: Die zwölfwöchige Studie zeigte, dass pferdegestützte Therapie zur Verbesserung der täglichen Funktionsfähigkeit von Menschen eingesetzt werden kann. Statistisch signifikante Verbesserungen wurden in den Bereichen Schlaf, Greifen und Vorbeugen sowie langes Stehen beobachtet. Durch die allmähliche Erhöhung der Trainingsbelastung war es auch möglich, das Schmerzempfinden der Patienten zu reduzieren, ihre Teilnahme an sozialen Aktivitäten zu steigern und ihr psychisches Wohlbefinden zu verbessern. Und: Während einer sechsmonatigen Nachuntersuchung mussten nur zwei der chronischen Schmerzpatienten aufgrund von Beschwerden wieder in die Klinik.
In den Folgeinterviews hoben die Patienten die wahrgenommenen körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen der Therapie hervor. Dabei kam heraus, dass die Therapie einen umfassenden Einfluss auf ihre Rehabilitation hatte. Auch bei der psychischen Gesundheit wurde eine statistisch signifikante, quantitative Verbesserung beobachtet. Während der pferdegestützten Therapie verbesserte sich die soziale Funktionsfähigkeit der Patienten und ihre Depression nahm ab. Das wurde auch in den Gesprächen betont: "Der erzeugte Gruppeneffekt war eine positive Erfahrung."
Bei Rückenschmerzen hilft vor allem eins: Bewegung
Studienleiterin Mattila-Rautiainen sagt, dass es sich bei chronischen Rückenschmerzen um eine multidimensionale Erfahrung handele. Das heißt: Sie besteht nicht nur aus körperlichen Schmerzen, sondern führt auch zu erlernten Denkmustern und emotionalen Reaktionen. "Traditionell wird Physiotherapie für die Rehabilitation von Patienten mit chronischen Schmerzen empfohlen", so die Expertin. "Denn körperliche Bewegung hat sich als die effektivste Methode zur Behandlung von Wirbelsäulenschmerzen erwiesen. Und schon Hippokrates empfahl die Bewegung von Pferden als eine Form der körperlichen und psychischen Rehabilitation für Menschen", erklärt die Studienleiterin. "Aber: Der genaue Grund für die rehabilitative Wirkung war bisher unbekannt", führt Mattila-Rautiainen fort.
Besonders auffällig: Die pferdegestützte Therapie brachte auch Patienten mit chronischen Schmerzen, die mehrere Jahre arbeitsunfähig waren, eine Besserung. "Patienten mit chronischen Schmerzen neigen dazu, das Schmerzempfinden zu vermeiden, das durch die Bewegung des betroffenen Körperteils entsteht", so Mattila-Rautiainen. "Wenn man jedoch auf einem sich bewegenden Pferd sitzt, bewegt sich eine Person mit Kreuzschmerzen letztendlich zum Gang des Pferdes, was die richtige Art der Lendenbewegung fördert."
"Das Pferd hat mich richtig bewegt"
In der Studie wurde das Sitzen auf einem Pferd mit einhundert schritt-ähnlichen Bewegungen pro Minute als vorteilhaft empfunden. Ein Teilnehmer bemerkte: "Die Bewegung fühlte sich gut an – das Pferd hat mich richtig bewegt." Ein anderer erklärte: "Es gibt keine andere Möglichkeit, so zu trainieren."
Falsche Bewegung hält dagegen einen Teufelskreis aus Schmerzen aufrecht und beeinträchtigt das physische, psychische und soziale Wohlbefinden der Menschen. Die Verträglichkeit des Patienten mit den Bewegungen des Pferdes spielte neben einer angemessenen Bewegungsbelastung eine zentrale Rolle bei der Studie. Außerdem wurde die Trainingsbelastung im Rahmen der Schmerzgrenze schrittweise gesteigert. Auch bei der Wahl des Pferdes und der Ausrüstung wurden die Meinungen der Patienten eingeholt.
Mattila-Rautiainen verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Anwendung von pferdegestützter Therapie bei der Rehabilitation von Patienten mit Rückenschmerzen und arbeitet eng mit regionalen Sozial- und Gesundheitsbehörden in der Region Kainuu in Finnland zusammen. In ihrem Land ist die pferdegestützte Therapie eine Form der medizinischen Rehabilitation, die seit 2019 von der Sozialversicherungsanstalt des Landes bezuschusst wird. Aber auch dort ist sie bei der Rehabilitation von Erkrankungen des Bewegungsapparates noch weniger etabliert. © Pferde.de
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