Wenn uns Fellnasen mit ihrem Hundeblick treuherzig anschauen, können wir ihnen kaum widerstehen. Japanische Forscher haben jetzt herausgefunden, dass die Anziehungskraft der großen Hunde-Kulleraugen kein Zufall ist.
Die meisten Hundehalter kennen diesen speziellen Blick ihres vierbeinigen Familienmitglieds nur zu gut. Mit gesenktem Kopf sitzt der Vierbeiner da und blickt seine Zweibeiner mit großen Kulleraugen an. Bei diesem Anblick schmilzt in den allermeisten Fällen das Herz des Hundehalters wie Butter in der Sonne dahin. War man eben noch sauer über den hereingetragenen Dreck oder die vom Teller geschnappte Fleischwurst, lässt dieser treuherzige Blick alle Wut einfach verpuffen. Denn wer kann einem solchen Hundeblick schon widerstehen?
Die Antwort auf diese Frage ist leicht. Viel schwieriger war hingegen lange Zeit zu beantworten, warum Hunde gegenüber uns Menschen überhaupt diesen herzerweichenden Blick aufsetzen – und warum der Hundeblick so eine große Wirkung auf uns hat.
Japanische Forscher enträtseln Hundeblick
"Schuld" daran, dass wir dem Hundeblick nicht widerstehen können ist das Hormon Oxytocin. Es ist dasselbe Hormon, das Mütter an ihre Babys bindet und wird auch als "Kuschelhormon" bezeichnet.
In einer Studie haben japanische Forscher von Hunden und ihren Besitzern nach intensiven Interaktionen (Streicheln, Ansprechen des Hundes, gegenseitiger Blickkontakt) Urinproben genommen. Schon nach 30 Minuten fand sich bei beiden Seiten ein höheres Oxytocin-Level als vor dem Kontakt.
Aber vor allem die Dauer des Blickkontakts gab den Ausschlag. Dazu wurde ein weiterer Test durchgeführt, bei dem die Hunde vorab per Nasenspray eine Dosis Oxytocin erhielten. Danach passierte Erstaunliches: Der Blickkontakt wurde noch länger und auch die Wirkung der Blicke stärker. Die gemessene Konzentration des Hormons bei Mensch und Tier war noch mal höher. Eine spannende Erkenntnis, denn offenbar lösen die Hunde starke chemische Effekte bei ihren Haltern aus — wie auch umgekehrt.
Große und dunkle Augen gelten als ungefährlich
Laut der Studie hat sich im Laufe der Domestizierung auch die Augenfarbe der Fellnasen geändert. Bis heute haben Wölfe eine fast schon gelbe Iris, Hunde dagegen eine dunkle. Auf diese Weise wirken sie schutzbedürftig und ungefährlich. Im Bericht des Instituts für Tierforschung der japanischen Teikyo-Universität heißt es dazu: "Die dunkle Farbe beeinflusst die Wahrnehmung durch den Menschen positiv."
Alle 30 Hunderassen, die für die Studie berücksichtigt wurden, hatten eine große und dunkle Iris, in der die Pupille nur schwer auszumachen ist. Auch diese großen und dunklen Augen führen bei uns Menschen zur Ausschüttung von Oxytocin und wecken unseren Beschützerinstinkt.
Dieser Instinkt aus der Evolution macht Lebewesen mit dunklen Augen für Menschen liebenswerter und sorgt dafür, dass eine geweitete große Pupille mit positiven Emotionen in Verbindung gebracht wird. Sichwort: Kindchen-Schema.
Hunde haben einen speziellen Muskel
Der Augenkontakt zwischen Mensch und Hund ist also entscheidend für ihr Miteinander. Dabei kommt dem Vierbeiner eine weitere Fähigkeit zugute. Er besitzt einen Muskel, der ihn die innere Augenbraue heben lässt. Diese Wirkung auf Menschen ist so stark, dass sogar Hunde in Tierheimen, die die Augenbraue häufiger heben, schneller ein neues Zuhause finden. Der Muskel lässt ihre Augen größer und das Gesicht kindlicher wirken. Da Wölfe diesen Muskel nicht haben, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass auch dieser sich im Laufe der Domestizierung des Hundes entwickelt hat.
Ein echter Hundeblick mit großen Kulleraugen und hochgezogener Augenbraue sagt: Kümmere Dich um mich! Evolutionsforscher sprechen vom "Selektionsdruck", der den Hundeblick erschaffen hat. Denn um Hunde, die diesen herzerweichenden Blick drauf hatten, kümmerten sich die Menschen häufiger und intensiver, sie wurden also bevorzugt. So setzte sich der typische Hundeblick als Überlebensvorteil durch. Und das, seitdem sich die Wege von Hund und Wolf vor circa 33.000 Jahren getrennt haben. © Deine Tierwelt
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