Mit dem Pilot-Projekt "Best Buddies" hat der Tierschutzverein "Notpfote Animal Rescue e. V." viel positives Aufsehen erregt. Der Verein finanziert bedürftigen Senioren bis zum Lebensende ein Haustier. Damit Menschenglück und Tierwohl keine Frage des Geldbeutels mehr sind.
Dass unsere vierbeinigen Freunde weit mehr als nur pelzige Mitbewohner sind, ist schon seit langem ausreichend dokumentiert. Gerade für Senioren und hilfsbedürftige Menschen sind sie eine Stütze im alltäglichen Leben. Haustiere vertreiben das Gefühl der Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Sie geben dem Leben wieder einen Sinn und zeigen, dass bedingungslose Liebe nichts mit dem Alter, der Anzahl der Falten im Gesicht oder dem Kontostand zu tun hat. Kein Wunder, dass für viele Haustier-Besitzer die pelzigen oder gefiederten Mitbewohner mittlerweile genauso wichtig wie Freunde sind.
Doch gerade in Zeiten von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen, gestiegenen Gebühren für Tierarztbesuche und ständigen Anpassungen der Steuer und Versicherungen sind der zusätzliche Kostenfaktor Futter und Unterhalt für viele Tierhalter nicht mehr zu stemmen. Genaue Angaben gibt es zwar nicht, aber Hochrechnungen gehen davon aus, dass jährlich etwa 350.000 Tiere in den rund 1.400 Tierheimen in Deutschland landen.
Ein Grund dafür: Die Halter können sich ihren tierischen Mitbewohner einfach nicht mehr leisten. Welche Dramen sich in den Haushalten vor einer solchen Entscheidung, das vierbeinige Familienmitglied abzugeben, abgespielt haben, kann man nur ahnen. Genau hier will der Tierschutzverein "Notpfote Animal Rescue e.V." aus Düsseldorf ansetzen.
"Notpfote" startete das Projekt mit zehn Senioren
Gemeinsam mit der Berliner "TAO-Stiftung" und dem Hamburger Verein "Sozialfelle" haben die Verantwortlichen bei dem Tierschutzverein Notpfote ein neues Pilotprojekt ins Leben gerufen. Das Projekt "Best Buddies" ermöglicht Menschen ab 60 Jahren, die sich ein Haustier eigentlich nicht leisten können, dennoch einen tierischen Mitbewohner bei sich aufzunehmen. Wie sich das miteinander vereinbaren lässt, erklärt die Vereinsvorsitzende von "Notpfote", Babette Terveer: "Sämtlich Kosten werden bis zum Lebensende des Halters übernommen." Selbst die Kosten für tierärztliche Untersuchungen und Behandlungen deckt das Tierärzte-Netzwerk von "Sozialfelle" ab.
"Best Buddies" startete im März 2024 mit zehn Senioren als Pilotprojekt. Dabei wurden in einer sorgfältigen Vorbereitung zehn Hunde aus dem Tierschutz ausgewählt, die für die Bedürfnisse und Lebenssituationen der Senioren geeignet waren. Die Aktion fand regional und überregional großen, medialen Anklang. So berichtete neben regionalen Zeitungen auch das "SAT1 Frühstücksfernsehen" und der "WDR" über "Notpfote" und über das Projekt.
Win-win für Tierheim-Tiere und Senioren
Ältere Menschen erleben häufig Einsamkeit und Isolation, nach dem Verlust des tierischen Mitbewohners verfallen sie nicht selten sogar in eine tiefe Depression. Gleichzeitig sind viele Vierbeiner auf der Suche nach einem liebe- und verantwortungsvollen zu Hause. So definiert die Vereinsvorsitzende von "Notpfote" den Hintergrund der Aktion "Best Buddies" wie folgt: "Wir finden es einfach schade, dass sich viele ältere Menschen aufgrund ihrer kleinen Rente kein Haustier mehr leisten können."
Die tierischen Mitbewohner sind wichtige Sozialpartner, die der Alterseinsamkeit vorbeugen könnten. Zwar ersetzen sie keine menschliche Gesellschaft, helfen aber unter anderem dabei, mit anderen Hundehaltern ins Gespräch zu kommen. Zudem fördert regelmäßige Bewegung an der frischen Luft mit dem Vierbeiner die Gesundheit. Mit den Haustieren zu schmusen senkt außerdem den Blutdruck und die Herzfrequenz. Gleichzeitig schüttet der Körper das Glückshormon Dopamin aus.
Die Kosten für den tierischen Mitbewohner übernimmt komplett die Berliner "TAO" — eine gemeinnützige Stiftung für Tierwohl, Umwelt, Wissenschaft, Gesundheit und Gesellschaft. Das große Netzwerk von "Sozialfelle" kümmert sich um die medizinischen Kosten. Schon lange hat der Tierschutzverein "Notpfote" mit einem solchen Projekt geliebäugelt, doch bisher scheiterte es immer an den Finanzen.
Wer kann an dem Projekt teilnehmen?
Um von der Hilfe zu profitieren, müssen die Senioren nicht zwangsläufig Bürgergeldempfänger sein. Interessierte erklären sich allerdings in einem Vorab-Gespräch dazu bereit, Auskunft über die Vermögenswerte zu geben. Somit wird die Bedürftigkeit sichergestellt. Auch Immobilien-Besitz schließt eine Teilnahme nicht aus. Dann darf aber nur wenig Geld für den Lebensunterhalt zur Verfügung stehen. Eine weitere Bedingung ist, dass ein Haustier aus einem der Tierheime von "Notpfote" als neuer tierischer Mitbewohner einzieht.
Die zehn Plätze aus dem Pilotprojekt sind mittlerweile vergeben. Doch das Ziel von Babette Terveer geht weit über Deutschland hinaus. Sie möchte, dass "Best Buddies" in ganz Europa ausgeweitet wird. © Deine Tierwelt
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