Auf Gut Aubenhausen gibt es einen tierischen Neuzugang: Jessica von Bredow-Werndl begrüßt Times Kismet. Die Stute wurde vorher von der suspendierten Charlotte Dujardin geritten…
Prominenter Pferde-Wechsel: "Mit großer Aufregung und Dankbarkeit begrüßen wir Times Kismet in Aubenhausen", postet Doppel-Olympia-Siegerin Jessica von Bredow-Werndl in den sozialen Medien. "Wir sind zutiefst dankbar für die Möglichkeit, so ein wunderbares Pferd in unserer Obhut zu haben. Wir möchten uns bei unseren Partnern und Kismets Züchter Peter Belshaw für die Zusammenarbeit mit uns bedanken."
Was die 38-Jährige nicht erwähnt: Die neunjährige KWPN-Stute Times Kismet wurde bislang von Charlotte Dujardin ausgebildet und vorgestellt. Und damit von der Frau, die von Bredow-Werndl noch vor Kurzem heftig kritisierte. Der Grund: Filmaufnahmen von Dujardin, auf denen sie ein Pferd 24-mal mit der Peitsche schlägt – in nur einer Minute! Nachdem das Video der FEI vorlag, suspendierte diese die Britin für sechs Monate.
Von Bredow-Werndl kritisierte Dujardin
Damit hatten die Olympischen Spiele wenige Tage vor dem Start den ersten Skandal. Damals wurde auch von Bredow-Werndl befragt. "Es ist ein absolutes No-Go. Es ist scheiße", sagte sie der "ARD"-Sportschau. "Wir waren alle im ersten Moment geschockt und dann nur noch wütend, weil das ein wahnsinnig schlechtes Licht auf unseren Sport wirft. Es ist so sinnlos und etwas, was ich überhaupt nicht erwartet habe oder in irgendeiner Form verstehen kann."
Seitdem ist es um Dujardin ruhig geworden – und um ihre Pferde. Zu ihnen gehört auch Times Kismet – ein Grand-Prix-Talent. 2020 tauchte sie das erste Mal mit Dujardin auf. Seitdem hat das Paar jede Prüfung gewonnen, in der sie gestartet sind. 2023 wurden sie bereits britische Meister in der Kleinen Tour. Und auch bei internationalen Turnieren gab es die goldene Schleife, wie beim CHIO in Aachen. Dort siegten sie im Prix St. Georges.
Von Bredow-Werndl ist Plan B für Kismet
Nach Dujardins Sperre stand Times Kismets Besitzer vor der Frage: Was soll aus der Stute werden? "Ich liebe dieses Pferd mehr als jedes andere", so Peter Belshaw gegenüber "Eurodressage". Der Umzug nach Deutschland war nicht sein Plan A, gibt er zu. "Aber mit der jüngsten Unsicherheit begann ich darüber nachzudenken, ob es einen Plan B geben muss. Normalerweise sind die schwierigsten Entscheidungen die richtigen Entscheidungen."
Für ihn hieß das: "Nach mehreren schlaflosen Nächten und Gesprächen mit vertrauenswürdigen Personen traf ich die Entscheidung, die Optionen zu erkunden, ohne eine wirkliche Vorstellung davon zu haben, was das sein könnte. Alles, was ich fühlte, war, dass ich eine Verantwortung gegenüber Kismet hatte, um sicherzustellen, dass sie eine Zukunft hatte, von der ich dachte, dass sie sie verdient hätte."
Auch Werth profitierte von Reit-Skandalen
Belshaw fügt hinzu: "Ich habe nur zwei oder drei Reiter auf der Welt für Kismet in Betracht gezogen, und Jessie ist eine von ihnen. Die Gespräche, die ich mit Jessie und Benjamin führte, drehten sich alle um Kismets Zukunft, das war meine einzige große Sorge. Wir haben uns darauf geeinigt, dass Kismet bei ihnen bleiben wird, und das war für mich der wichtigste Teil der ganzen Situation."
Des einen Leid, des anderen Freud – damit ist von Bredow-Werndl nicht allein. Im Januar übernahm Isabell Werth von Andreas Helgstrand seine Stute Queenspark Wendy. Eine glänzende Entscheidung: In Paris holte sie mit der Stute, die jetzt Wendy de Fontaine heißt, olympisches Einzel-Silber und Mannschafts-Gold. Doch in den Jubel mischte sich Kritik. Denn bei der Übernahme hatte Werth auch Helgstrand gedankt.
Der Dressurreiter und Pferdehändler durfte selbst nicht an Olympia teilnehmen, da er noch gesperrt ist. Tierschützer zeigten ihn wegen Verdachts der Tierquälerei an, nachdem eine TV-Doku erschreckende verdeckte Aufnahmen ans Licht brachte. Noch bis 2025 ist er vom dem dänischen Dressurteam ausgeschlossen.
"Weil er einfach über großartige Pferde verfügt…"
Nach dem Medaillenregen in Paris stand wieder die Frage nach Wendy und Helgstrand im Raum. "Sie ist exzellent ausgebildet und ich habe ein tolles Pferd übernommen, mit dem ich sofort losreiten konnte", so Werth damals. "Das wäre nicht möglich gewesen, wenn es dem Pferd vorher nicht gut gegangen wäre. (…) Dass da in dem Stall ein schlechtes Bild aufgetaucht ist, das ist so. Das ist Fakt, und da sind auch sicherlich entsprechende Maßnahmen ergriffen worden. Aber das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun und ich glaube, hier sind sehr viele Pferde am Start und aus dem Stall auch von Andreas Helgstrand, weil er einfach über großartige Pferde verfügt. Und das möchte ich einfach auch mal zur Anerkennung sagen, damit dieser immer kleine bittere Beigeschmack mal wegkommt."
Aus dem Leben von Wendy wurde er mittlerweile auf jeden Fall gestrichen: Helgstrand ist nicht mehr als Besitzer eingetragen. Der bittere Beigeschmack dagegen bleibt, da Helgstrands Sperre mittlerweile verlängert wurde. Denn er ist der Mann, der Carina Cassøe Krüth in einem Video aus dem Jahr 2022 zuruft, sie solle es "richtig machen". In dem aufgetauchten Video ist zu sehen, wie sie bei einem Training mit Andreas Helgstrand ihr Pferd heftig mit der Gerte schlägt.
Zunächst hatte Cassøe Krüth beim ersten Auftauchen des Videos ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen zurückgezogen und vom Verband "Dansk Ride Forbund" nur eine Geldstrafe in Höhe von 5.000 Dänischen Kronen (umgerechnet rund 670 Euro) kassiert. Als es dann in der Öffentlichkeit die Runde machte, wurde die Dänin gesperrt. Auch Helgstrand wurde bestraft. Die Berufungskommission des dänischen Pferdesportverbandes verurteilte ihn zu einer Geldstrafe und verhängte eine dreimonatige Sperre. © Pferde.de
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