Naturkatastrophen wie Stürme oder Sturmfluten, Überschwemmungen, starke Hitze und Dürre, extremer Schneefall und Tornados werden uns in Zukunft noch stärker in Atem halten. Deshalb ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein – besonders, wenn Du ein Haustier hast. Maja Metzger vom IFAW kennt sich mit dem Katastrophenschutz aus und verrät wichtige Tipps zur Vorbereitung.

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Mindestens seit der Flutkatastrophe im Ahrtal sollte vielen Menschen klar sein, dass uns auch in Deutschland die Klimakrise in Form von Naturkatastrophen nicht erspart bleibt. Denn es ist bewiesen: Der Klimawandel hat die Flutkatastrophe im Ahrtal laut Experten begünstigt. In Zukunft werden noch mehr solcher menschengemachter Unglücke auf uns zukommen. Aber was kannst Du als Einzelperson im Notfall tun, um Dich zu retten? Und wie gehst Du dabei vor, wenn Du ein Tier evakuieren musst?

Doch zunächst reisen wir einige Jahre in die Vergangenheit zurück. Denn es handelt sich hierbei um kein neues Problem. 217 Millionen Menschen und schätzungsweise Milliarden von Tiere waren seit 1990 jedes Jahr von Naturkatastrophen betroffen.

Und die Zahlen gehen nicht zurück – im Gegenteil: Die Intensität und die Häufigkeit von Extremwetterereignissen wie Sturmfluten, extremer Schneefall, sehr lange Hitze- und Dürreperioden, Stürme und Tornados haben rapide zugenommen. Zwischen 2010 und 2019 kam es zu anderthalbmal mehr Naturkatastrophen als noch in der Dekade davor. Nun heißt es: Die richtigen Vorbereitungen treffen, um im Notfall richtig handeln zu können.

Es ist wichtig, Vorbereitungen zu treffen.
Es ist wichtig, Vorbereitungen zu treffen. © Foto: Melanie Mahoney/IFAW

Wie wahrscheinlich ist es, dass Du und Dein Tier Euer Zuhause evakuieren müsst?

Diese Frage haben wir Maja Metzger von der Tierschutzorganisation International Fund for Animal Welfare (IFAW) in unserem Tierschutz-Update-Podcast gestellt. Sie ist Kampagnenbeauftragte im IFAW und weiß, was bei einer Katastrophe zu tun ist.

Ihre Antwort: "Wie wahrscheinlich es ist, dass man sein Zuhause mit dem eigenen Tier bei einer Katastrophe evakuieren muss, kann wirklich stark von Region zu Region variieren. Verschiedene Arten von Katastrophen sind einfach in manchen Regionen wahrscheinlicher als in anderen." Als Beispiele nennt sie Naturkatastrophen wie Brände, Stürme und Überschwemmungen. Aber es könne auch sein, dass Menschen ihr Zuhause für eine Bombenentschärfung evakuieren müssen. Auch Erdbeben und Vulkanausbrüche sind je nach Region nicht ausgeschlossen.

Der IFAW ist dann zur Stelle und hilft vorher, währenddessen und danach. Die Mitarbeitenden helfen den Menschen vor Ort. Ihre speziell ausgebildeten Rettungskräfte mit entsprechender Ausrüstung werden dann eingesetzt, um Tieren in Not zu helfen.

Zudem arbeiten sie eng mit Regierungen und regionalen Organisationen zusammen, um sicherzustellen, dass die Versorgung von Haus-, Hof- und Wildtieren in Katstrophenplänen berücksichtigt wird. Der IFAW bereitet außerdem Ersthelfer und Partner zu allen Aspekten der Katastrophenvorsorge und technischer Nothilfe vor – von Such- und Rettungseinsätzen für Tiere bis hin zu provisorischer Unterbringung von Tieren und tiermedizinischer Soforthilfe.

Wichtig: Für das Tier für den Ernstfall mitdenken

Falls es also mal zu einer solchen Situation kommen sollte, ist es hilfreich, wenn Du Dein Haustier oder im Fall von Landwirten auch Deine Nutztiere, wie Kühe, Schweine und Hühner, in Deine Planung miteinbeziehen. Denn wenn der Ernstfall eingetreten ist, ist es ohnehin stressig und wuselig. Daher solltest Du Dir vorher Gedanken machen, empfiehlt die Expertin.

"Wenn die Rettung von Haustieren nicht direkt mitgedacht und umgesetzt wird, macht das die ganze Situation nochmal schwieriger und teilweise noch gefährlicher für die Rettungsteams", sagt Metzger. "Außerdem bin ich persönlich der Meinung, dass Tiere das Recht darauf haben, nicht hilflos zurückgelassen zu werden", betont sie.

Auch an Pferde oder Nutztiere muss gedacht werden.
Auch an Pferde oder Nutztiere muss gedacht werden. © Foto: Scott Anger/IFAW

Gleichzeitig sei nicht zu vergessen, dass gerade Haustiere für Menschen emotional eine sehr große Hilfe und Stütze seien, fügt Metzger hinzu. Vor allem, wenn die Betroffenen gerade davor stünden, alles zu verlieren, was sie sich aufgebaut haben. Manche Menschen seien auch auf ihre Tiere wie Blindenhunde angewiesen.

So kannst Du Dich auf den Notfall vorbereiten

Natürlich helfe es, verschiedene Notfälle schon einmal zu durchdenken, um dementsprechend Vorbereitungen zu treffen und im Ernstfall schnell handeln zu können. Wie genau die Vorbereitungen aussehen, variiere auch von Fall zu Fall, so die Expertin. Wenn man sich vorher schon Gedanken gemacht hat, dann kann man erstmal tief durchatmen und die vorbereiteten Schritte durchgehen, sagt Metzger.

"Ich zum Beispiel bin total der Listenmenschen und weiß, dass es für mich hilfreich ist, wenn ich im Katastrophenfall meine Liste ausgedruckt oder auch am Handy einfach abarbeiten kann", sagt sie. Außerdem rät sie dazu, ein Notfall-Set vorzubereiten, dass Du im Ernstfall einfach schnell mitnehmen kannst. Auf der Seite des IFAW findest Du eine Packliste für Dein Notfall-Set sowie weiteres Infomaterial.

"Es ist natürlich gut, wenn das Tier gechippt oder anderweitig markiert ist, um zuordnungsfähig zu belieben", sagt Metzger im Gespräch mit unserer DeineTierwelt-Tierschutzbeauftragten Hanna Hindemith. Das gechippte Tier sollte außerdem in einer nationalen Datenbank eingetragen sein.

Auch sollte Dein Haustier geimpft sein, um vor Krankheiten geschützt zu bleiben. Um das Zuhause schnell verlassen zu können, sei eine Transportbox hilfreich, an die das Tier schon gewöhnt ist. So vermeidest Du unnötigen Stress während der ohnehin schon sehr aufregenden Situation.

Du solltest Dir bewusst sein, dass Dein Tier in Stress-Situationen ganz anders reagieren kann als gewohnt. Dann könnten ein Maulkorb oder ein gekennzeichnetes Geschirr angebracht sein. Welche verschiedenen Modelle von Sicherheitsgeschirren wie im Test des Vergleichsportals "vergleich.org" abgeschnitten haben, liest Du hier.

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Listencheck: Das solltest Du für den Notfall bereits gepackt haben

  • Tiernahrung für zwei Wochen oder länger
  • Trinkwasser in Flaschen
  • tragbare Futter- und Trinknäpfe
  • Fotos von Dir und Deinem Haustier
  • Tierhalsband mit ID/Marke
  • Medikamente
  • medizinische Unterlagen/Heimtierausweis
  • Tiertransportbox
  • Leine und Geschirr, eventuell gekennzeichnetes Geschirr/Sicherheitsgeschirr und Maulkorb

Gut ausgerüstet mit Notfall-Set und Go-Bag

Einiges für Dein Notfall-Set kannst Du in einer Go-Bag verstauen. Eine solche Tasche ist dann immer griffbereit. Wenn Du einen Napf vergessen haben solltest, kannst Du zur Not auch einen Plastikbeutel zum Napf umfunktionieren.  © Deine Tierwelt

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