Nach einem schweren Kutschenunfall beim Leonhardiritt in Bayern ermittelt jetzt die Polizei. Bei dem Unglück wurde eine Frau schwer verletzt und ein zweijähriges Kind aus dem Kinderwagen geschleudert.
Der Heilige Leonhard von Limoges lebte im 6. Jahrhundert. Er kämpfte für die Freilassung Gefangener und gründete das Kloster Noblat in der Nähe von Limoges. In Bayern wird er von den Landwirten als Nothelfer und Beschützer der Tiere angerufen und als "Bauernherrgott" verehrt. Er ist außerdem der Patron der Gefangenen, der Gebärenden und der mental Erkrankten.
Ihm zu Ehren gehören Leonhardifahrten und -ritte in Bayern und Österreich seit Jahrhunderten zum Brauchtum – auch in Unterliezheim. Doch in diesem Jahr kam es zu einem tragischen Unfall. Auslöser: Ein Holzwagscheit, ein Verbindungsstück zwischen Kutsche und den Pferden. Als er brach, begann das Unglück.
Leonhardiritt: Pferd erschrak sich, ging durch
Durch den Bruch erschrak das rechts eingespannte Pferd und wollte weglaufen. Der Kutscher (71) versuchte sofort, das Gespann zu bremsen – und vor allem von den Zuschauern weg zu lenken. Neben der Kutsche ging seine 34-jährige Tochter. Auch sie wollte das Pferd beruhigen und mit einem Strick zu sich ziehen. Dabei kam sie aus dem Tritt, geriet unter die Kutsche und wurde überrollt.
Zusätzlich kam die Kutsche gegen einen Kinderwagen, in dem ein zweijähriges Kind lag. Es wurde herausgeschleudert, erlitt Prellungen am Kopf. Die Tochter des Kutschers kam mit einem Beckenbruch ins Krankenhaus. Glück im Unglück: Die Kinder auf der Kutsche blieben unverletzt. Auch die Pferde wurden nicht verletzt.
Leonhardiritt: Kutsche wurde sichergestellt
Jetzt ermittelt die Polizei, warum es zu dem Bruch gekommen ist. Ein Gutachter kam zur Unfallstelle, die Kutsche wurde sichergestellt.
Nach dem Unfall fordert die Tierrechtsorganisation "Peta" in einer inzwischen gelöschten Mitteilung ein Verbot von Pferdekutschen bei Leonhardi-Prozessionen. Außerdem möchte sie Pferdekutschen im Landkreis Dillingen grundsätzlich verbieten. "Peta" begründet das damit, dass Pferde Fluchttiere seien. Die Tiere gehörten auf eine Wiese und nicht vor Kutschen.
Es geht anders: Sankt Martin auf Segway…
Dass es auch bei traditionellen Umzügen ohne Pferde geht, beweist Niederpleis, ein Bezirk der Stadt Sankt Augustin. Dort verzichtete man im vergangenen Jahr beim Sankt-Martins-Umzug auf den Ritt des Heiligen auf einem Pferd. Stattdessen fanden die Verantwortlichen eine rollende Alternative: Sankt Martin kam nicht auf einem Pferd – er war mit dem Segway unterwegs. Für den tierischen Vibe waren am Griff der rollenden Rossalternativen Steckenpferde mit Plüschkopf befestigt…
Übrigens: Bei den kleinen Besuchern kam das neue Fortbewegungsmittel gut an. "So waren wir näher an den Kindern dran und konnten ihnen immer wieder am Straßenrand die Hand geben", sagte Frank Meys, der den Sankt Martin mimte, gegenüber dem "Bonner Stadtanzeiger".
Bereits seit 30 Jahren zieht Meys als Sankt Martin durch die Straßen seines Ortes, in den 20 Jahren zuvor saß sein Vater im Sattel. Passiert sei dabei noch nie etwas. Man habe auch immer darauf geachtet, dass das Pferd keinem großen Lärm ausgesetzt sei und zum Beispiel nicht direkt neben der Kapelle laufe. © Pferde.de
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