Vor den Olympischen Spielen zog die Dänin Carina Cassøe Krüth ihre Teilnahme zurück, nachdem ein Video von ihr aufgetaucht war. Darauf ist zu sehen, wie sie bei einem Training mit Andreas Helgstrand ihr Pferd heftig mit der Gerte schlägt. Damals gab es nur eine Geldstrafe. Jetzt wurde sie für die Nationalmannschaft und den Kader gesperrt…

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Sie sollte als Reservereiterin für die dänische Dressur-Mannschaft nach Paris fahren. Doch nur wenige Stunden vor der Bekanntgabe des Kaders zog sie ihre Teilnahme zurück. Kurz zuvor war dem Verband "Dansk Ride Forbund" (DRF) ein Video zugespielt worden. Darauf zu sehen: Carina Cassøe Krüth, die ihr Pferd beim Training zweimal mit der Gerte heftig schlägt. Daraufhin verhängte der Verband eine Geldstrafe von 5.000 Dänischen Kronen (umgerechnet rund 670 Euro) gegen die 40-Jährige.

Damit schien die Sache für Cassøe Krüth erledigt. Doch dann kam das Video an die Öffentlichkeit – und in Dänemark begann eine laute Diskussion. Und auch der Verband reagierte. "Intern im Vorstand hatten wir Zweifel, ob die Geldbuße ausreichend war, und würden daher gerne ein paar zusätzliche Augen für den Fall haben", so "DRF"-Direktor Morten Schram Rodtwitt am Mittwoch gegenüber dem dänischen Sender "TV 2".

Cassøe Krüth: Video "zeigt einen klaren Fehler von mir"

Daher wurde Cassøe Krüth für den Kader und die Nationalmannschaft gesperrt – zumindest vorläufig. "Der Ausschluss ist befristet und gilt vorläufig, bis der Berufungsausschuss den Fall prüft, wonach die Dauer des Ausschlusses gemäß der Entscheidung des Ausschusses neu bewertet wird", so der Verband in einer Mitteilung. Wann eine endgültige Entscheidung fallen wird, ist noch nicht klar. "Ich gehe davon aus, dass es vier bis sechs Wochen dauern wird, bis der Berufungsausschuss zu seiner Einschätzung kommt", so Schram.

Cassøe Krüth zieht Olympia-Teilnahme zurück.
Cassøe Krüth zieht Olympia-Teilnahme zurück. © Foto: unsplash.com/Alexandra Tziolis (Symbolfoto)

Auch Cassøe Krüth äußerte sich mittlerweile zu dem Video. "Die Videosequenz stammt aus einer Trainingseinheit im Februar 2022 und zeigt einen klaren Fehler meinerseits, den ich sehr bedauere und zutiefst bereue, da er sicherlich nicht die Art und Weise charakterisiert, wie ich Pferde trainiere", schrieb Cassøe Krüth an "TV 2". Trainiert wurde sie an diesem Tag übrigens von Andreas Helgstrand, der selbst aufgrund von Tierquälerei-Videos aus seinem Stall für die Olympischen Spiele in Paris gesperrt war. Sein Pferd Wendy nahm an den Spielen teil – und holte mit Isabell Werth Gold und Silber.

Helgstrand: "Spiegelt nicht die Art und Weise wider, wie ich Reiter oder Pferde ausbilde"

Zu den Video-Aufnahmen, auf denen er Carina Cassøe Krüth zuruft, sie solle es "richtig machen", sagte Andreas Helgstrand in einem Statement: "Ich stimme Carina voll und ganz zu, dass in der Videosequenz aus dem Jahr 2022 ein klarer Fehler vorliegt, der mir sehr leid tut. Das darf natürlich nicht passieren und spiegelt ganz sicher nicht die Art und Weise wider, wie ich Reiter oder Pferde ausbilde."

Bei der Ausbildung von Pferden müsse das Wohl des Pferdes an erster Stelle stehen, so Helgstrand. "Wir haben seit 2022 einen langen Weg zurückgelegt, aber wir – Trainer wie Reiter – lernen und entwickeln uns in unserem Sport weiter."

Auch Charlotte Dujardin wegen Video gesperrt

Carina Cassøe Krüth ist nicht die einzige Dressurreiterin, der ein altes Trainingsvideo zum Verhängnis wurde. Auch Olympia-Siegerin Charlotte Dujardin zog ihre Teilnahme in Paris zurück, kurz darauf wurde sie vom Weltverband suspendiert. Grund: Ein vier Jahre altes Video. Darauf schlug sie ein Pferd 24-mal – in einer Minute!

Cassøe Krüth wird für Nationalmannschaft gesperrt.
Cassøe Krüth wird für Nationalmannschaft gesperrt. © Foto: unsplash.com/Mikayla Storms (Symbolfoto)

Die Engländerin reagierte damals umgehend: "Es ist ein Video von vor vier Jahren aufgetaucht, das mich zeigt, wie ich während einer Coaching-Sitzung einen Fehler mache", schrieb sie bei "Instagram". "Verständlicherweise ermittelt der Internationale Verband für Pferdesport (FEI) und ich habe die Entscheidung getroffen, mich von allen Wettkämpfen – einschließlich der Olympischen Spiele in Paris – zurückzuziehen, während dieser Prozess stattfindet."

Charlotte Dujardin wurde für sechs Monate gesperrt. FEI-Präsident Ingmar De Vos erklärte, dass dem Dachverband angesichts der Schwere der Vorwürfe keine andere Wahl geblieben sei. "Wir sind zutiefst enttäuscht über diesen Fall, insbesondere im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris", sagte er. "Es ist jedoch unsere Verantwortung und von entscheidender Bedeutung, dass wir alle Fälle von Missbrauch ansprechen, denn das Wohlergehen der Pferde darf nicht gefährdet werden."

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Carina Cassøe Krüth erhielt Morddrohungen

Die Dänin hat sich hingegen aus der Öffentlichkeit zurück gezogen. Ihre Social-Media-Accounts sind gesperrt, weil sie nach Veröffentlichung des Videos "100 Morddrohungen" auf "Instagram" erhalten habe, sagte sie gegenüber "Nordjyske".  © Pferde.de

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