Pakistanische Zoos sorgen immer wieder für negative Schlagzeilen. Im Karatschi Zoo kämpften Tierschützer jetzt letztendlich vergeblich um das Leben der Elefanten-Dame Noor Jehan.

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Es sind verstörende Bilder, die ein internationales Team von Tierärzten und Wildtierexperten der globalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN bei ihrer Ankunft im "Karatschi Zoo" in Pakistan am 4. April 2023 zu sehen bekommt. Nur mithilfe eines Krans und eines Tragegurtes kann eine Elefanten-Kuh aufstehen.

Das große Rüsseltier bleibt nur mit Mühe stehen und lehnt sich gegen einen Baum. Sie hat offensichtlich große Probleme mit den Hinterbeinen, die dazu führen, dass sie humpelt, teilweise gelähmt ist und daher unter großen körperlichen Beschwerden leidet. Insgesamt ist die Elefanten-Dame in einem besorgniserregenden Zustand.

Elefanten-Dame Noor Jehan war schwer krank

Bei dem Dickhäuter handelt es sich um die 17-jährige Elefanten-Dame Noor Jehan. 2009 haben Tierhändler sie und drei weitere Elefanten in Tansania gefangen. Seitdem lebt Noor Jehan zusammen mit ihrer Gefährtin Madhubala in dem Zoo in Karatschi. Die zwei anderen Elefanten, Malika und Sonu sind im "Karatschi Safari Park" untergebracht. Offiziellen Angaben nach sind es die letzten vier Afrikanischen Elefanten, die in Pakistan in Gefangenschaft leben.

Seit 2021 empfiehlt VIER PFOTEN nachdrücklich die Umsiedlung der Elefanten-Dame Noor Jehan sowie ihrer Gefährtin Madhubala. Der "Karatschi Zoo" entspricht nicht den internationalen Standards für eine artgerechte Haltung der Dickhäuter. Sie sind angekettet und bekommen viel zu wenig Bewegung. Die pakistanischen Behören hatten bislang jedoch keinerlei Maßnahmen für eine Umsiedlung getroffen.

Die Elefanten-Dame brauchte schnell medizinische Hilfe

Die "Karatschi Metropolitan Corporation" (KMC), die den "Karatschi Zoo" betreibt, bat VIER PFOTEN bei der medizinischen Versorgung der 17-jährigen Elefanten-Kuh um Hilfe. Der Tierarzt Dr. Amir Khalil leitete das Team, das bereits mit den Elefanten in Karatschi vertraut war. Bei der aufwendigen und für das Tier anstrengenden Untersuchung stellten die Tierärzte dann einen Beckenbruch fest. Zudem hat sich am Bauch des großen Vierbeiners ein Hämatom gebildet, das die Organe beeinträchtigt. Als schmerzlindernde Maßnahme hatte das Spezialisten-Team Wassermassagen verordnet.

Dr. Khalil sagte: "Es bricht mir das Herz, sie in diesem Zustand zu sehen. Eine Umsiedlung der Elefanten hätte dies verhindern können." Neben der Behandlung sollte daher mit den Behörden auch eine artgerechte und nachhaltige Lösung für alle vier Elefanten in Pakistan gefunden werden. VIER PFOTEN wollte die Umsiedlung aktiv mit den bisherigen Erfahrungen in der Umsiedlung von Wildtieren unterstützen. Die Pakistanische Behörde stimmte schließlich der Umsiedlung zu.

Bemühungen für einen besseren Tierschutz in Pakistan

Immer wieder machen pakistanische Zoos wegen ihrer schlechten Haltungsbedingungen negative Schlagzeilen. So erlangte "Kavaan" als "einsamster Elefant der Welt" 2020 weltweit traurige Berühmtheit. Bereits damals engagierte sich VIER PFOTEN für den Dickhäuter und erreichte, dass das Rüsseltier aus dem Zoo in Islamabad in ein Schutzgebiet in Kambodscha umgesiedelt wurde.

Seitdem hat Pakistan wichtige Schritte für den Tierschutz unternommen. Die Rechte der Tiere sind in der Verfassung geschützt. Wie von VIER PFOTEN empfohlen, ist jetzt auch die Einfuhr von Elefanten verboten. Und schließlich hatte der Premierminister Pläne zur Schließung des "Karatschi Zoo" angekündigt. Dass aber die Elefanten noch immer dort leben mussten und noch nicht umgesiedelt wurden, war ein großer Rückschlag mit schließlich fatalen Folgen.

Am 20. April 2023 ist Noor Jehan gestorben

Doch alle Bemühungen des Ärzteteams waren schließlich umsonst. Weitere Untersuchen zeigten, dass die Elefanten-Dame zusätzlich an einem Tumor erkrankt war, der ihren Gesundheitszustand rapide verschlechterte. Den Diskussionen, ob das arme Tier von seinen Leiden erlöst werden sollte, kam jedoch ein weiterer Zwischenfall zuvor: Noor Jehan strüzte und konnte nicht mehr aufstehen. Alle anschließenden intensiven Bemühungen halfen nichts mehr: Am 20. April 2023 verstarb die Elefanten-Dame Noor Jehan.

Jetzt richtet sich die gesamte Aufmerksamkeit von VIER PFOTEN auf Noor Jehan’s langjähriger Gefährtin Madhubala und deren rasche Umsiedlung. Die Tierschutzorganisation schrieb auf Twitter: "Die tragische Geschichte von Noor Jehan erinnert an das Leid, das Wildtiere in Gefangenschaft in Pakistan und auf der ganzen Welt ertragen müssen. Wir hoffen, dass sich die Behörden in Pakistan daran ein Beispiel nehmen und sich in Zukunft besser um in Gefangenschaft lebende Wildtiere kümmern."

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Auch die pakistanische Behörde hat auf den tragischen Tod von Noor Jehan reagiert. Sie kündigte an, mit der Unterstützung von VIER PFOTEN ein Grundstück für den Bau eines Schutzzentrums zur Verfügung zu stellen.  © Deine Tierwelt

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