"Dein Pferd hat aber ein richtig gutes Interieur!" Diesen Satz hören Züchter gerne. Doch was genau bedeutet das Interieur? Und was ist ein gutes Interieur? Hier die wichtigsten Fakten…
Der Begriff Interieur wurde im 19. Jahrhundert von dem französischen Wort "intérieur" abgeleitet und heißt übersetzt "das Innere". Bekannt ist das Interieur vor allem in der Architektur, wo es den Innenraum eines Gebäudes sowie dessen Ausstattung beschreibt. Das Interieur gibt es auch in der Autobranche: Dort ist damit die Innenausstattung des Wagens gemeint.
Doch auch in der Pferdewelt zählt das Interieur…
Interieur beim Pferd: Was bedeutet das?
Klar, damit ist das Innere des Pferdes gemeint. Genauer: Hinter dem Interieur verbergen sich Charakter und Wesen. Dazu gehören zum Beispiel Temperament, Gehorsam, Gutmütigkeit, Nervenstärke und Leistungsbereitschaft eines Pferdes. Aber auch die Futterverwertung, das Immunsystem und Regenerationsvermögen gehören zum Interieur.
Gibt es ein gutes Interieur?
Ja. Natürlich gibt es positive Eigenschaften bei Pferden, zum Beispiel Intelligenz, Nervenstärke und Ausgeglichenheit sowie Temperament. Aber: Ein gutes Interieur ist auch eine Frage der Zuchtziele. Das heißt: Je nachdem, wofür die Pferde hauptsächlich gezüchtet werden, können bestimmte Eigenschaften besonders wichtig sein. Einfach gesagt: Ein Kaltblut unterscheidet sich im Charakter von einem Vollblutpferd – und das ist auch gewünscht.
Und was ist ein schlechtes Interieur?
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Heißt: Neben den guten gibt es eben auch schlechte Eigenschaften bei Pferden. Dazu gehören Ängstlichkeit, Nervosität oder Aggressivität. Auch Beißen, Scheuen oder Schlagen sind schlechte Eigenschaften.
Ist das Innere auch abhängig von der Rasse?
Grundsätzlich: Ja. Andalusier gelten zum Beispiel als sehr temperamentvoll, Quarter Horses sind nervenstark sowie unkompliziert und ein Vollblut ist bekannt für sein sensibles Wesen und seine Leistungsbereitschaft.
Und auch in sportlicher Sicht unterscheiden sich die Wünsche in Sachen Charakter und Wesen. Ein Rennpferd sollte temperamentvoll mit einem Willen zum Sieg sein. Ein Dressurpferde braucht Lernbereitschaft für schwierige Lektionen. Ein Springpferd soll Mut haben, um Hindernisse zu überwinden. Und das Reitpony soll ausgeglichen und cool sein – als idealer Begleiter für junge Reiter.
Wie wichtig ist das Interieur?
In der Zucht wird es bei den Leistungsprüfungen mit bewertet. Denn: Die Leistungsbereitschaft eines Pferdes kann durchaus körperliche "Schwächen" ausgleichen. Und mit so manchem Mythos aufräumen – wie dem Glauben, das Springpferde groß sein müssen. Das Gegenteil bewies Jappeloup de Luze. Der Selle-Francais-Wallach war gerade mal 1,58 Meter groß – und schrieb trotzdem Reitsportgeschichte. In Seoul holten Pierre Durand und sein kleiner Jappeloup Mannschaftsbronze und Einzelgold bei den Olympischen Spielen. Damit sprang sich Jappeloup in das Herz der Franzosen und blieb eine der Legenden auf vier Hufen. 2013 wurde seine Geschichte sogar verfilmt.
Wertnoten gibt es für Charakter und Co.
Bei den Leistungsprüfungen gibt es Wertnoten von 0 bis 10:
- 10 – ausgezeichnet
- 9 – sehr gut
- 8 – gut
- 7 – ziemlich gut
- 6 – befriedigend
- 5 – genügend
- 4 – mangelhaft
- 3 – ziemlich schlecht
- 2 – schlecht
- 1 – sehr schlecht
- 0 – nicht gezeigt
Die Interieurprüfung besteht dabei aus einer Einzelprüfung des Charakters durch einen Veterinärmediziner. Temperament und Leistungsbereitschaft werden jeweils durch einen fremden Reiter getestet. Alle drei Prüfungen gehen mit je fünf Prozent in die Gesamtprüfung ein. © Pferde.de
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