Nein, auch wenn es danach klingt: Ein Tattersall hat nichts mit tatterig, also zitterig, zu tun. Was damit gemeint ist? Hier erfährst Du es…

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Der Begriff Tatter hat gleich mehrere Bedeutungen. In süddeutschen Mundarten ist es zum Beispiel die Bezeichnung für Tataren. Und dann gibt es noch tattrig, also zittrig. Nur: Ein Tattersall ist etwas ganz anderes. Und als Pferdeliebhaber kennst Du ihn garantiert. Also: Was hat er mit Pferden zu tun? Und wo kommt er her? Wir beantworten hier die wichtigsten Fragen.

Was ist ein Tattersall?

Ganz einfach: Es ist ein Unternehmen, bei dem fremde Pferde untergebracht sind. Heute ist der Begriff veraltet. Stattdessen werden oft die Begriffe Reitbahn oder Reithalle verwendet.

Woher kommt der Begriff?

Aus England! Genauer: Der Stallmeister und Pferdetrainer Richard Tattersall (1724 bis 1795) ist der "Urvater". Er eröffnete 1766 seine Stallungen mit Reithalle und Reitbahnen, die nach ihm benannt wurden. Doch er wollte mehr: Bei ihm sollten die Reichen auch gemütlich zusammensitzen können – und dabei Wetten abschließen. So kamen drei Jahre später auch prächtige Räume für die Vorstandsmitglieder des Jockey Clubs dazu.

Gab es auch in Deutschland einen Tattersall?

Ja, sogar mehrere. So gründete sich 1906 zum Beispiel der "Bochumer Tattersall Verein" – natürlich ein Reitverein. Dort waren bis zu 50 Pferde untergebracht. Später gab es dort ein Kino, die erste Bowlingbahn Deutschlands und eine Diskothek.

Auch in Hamburg gab es einen. Genauer: Den Verein "Uhlenhorster Tattersall e.V.", der 1908 gegründet wurde. Und ein Verein brauchte natürlich auch eine Heimat. So wurde der Tattersall gebaut. Das Besondere: Die Stallungen und Garderoben waren im Erdgeschoss, die Reitbahnen im ersten Stock! Die Pferde wurden über eine Rampe nach oben zum Aufsteigeplatz geführt. Auch der war nobel: Er hatte einen Fußbodenbelag aus Kokosmatten, "wodurch jedwede Beschmutzung der Kleidung vermieden wird", wie es im Archiv des Vereins heißt.

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Was ist Tattersall heute?

Die Familie hatte ihr Unternehmen bis 1936 im Privatbesitz. Neben den Stallungen und Co. gründete Richard Tattersall auch das Auktionshaus Tattersalls. Es ist das größte Auktionshaus für Rennpferde in Großbritannien und Irland. Alleine bei dem irischen Tochterunternehmen werden pro Jahr rund 10.000 Englische Vollblüter versteigert.  © Pferde.de

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