Wenn Du schon einmal auf der Pferdesuche warst, dann kennst Du es – das "First Date" mit dem vielleicht zukünftigen Partner auf vier Hufen. Dann geht es nicht nur um Blickkontakt, sondern auch um den ersten gemeinsamen Ritt auf Probe. pferde.de sagt, worauf Du beim Proberitt achten solltest.

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Manchmal ist es ein Abenteuer, manchmal Liebe auf den ersten Blick und manchmal dauert es eine Weile, bis man sein "perfect match auf vier Hufen" findet. Denn vor dem Pferdekauf solltest Du erst einmal eine Checkliste durchgehen. Aber irgendwann steht er auf dem Programm – der Proberitt. Und der Name sagt, was eigentlich dahinterstecken sollte: Ein Ritt auf Probe.

Für alle, die zum ersten Mal ein eigenes Pferd kaufen wollen, ist dann die Aufregung besonders hoch – und auch die Erwartung. Deshalb eins vorweg: Ein fremdes Pferd ist eine neue Erfahrung. Gib euch beiden eine Chance und sei nicht gleich enttäuscht, wenn es zwischen Dir und dem Pferd nicht sofort funkt. Eine Liebe auf den zweiten Blick ist genauso tief wie ein emotionaler Blitzeinschlag.

Tipp 1: Lieber ein paar Minuten zu früh da sein

Tatsächlich kannst Du schon einiges über das Pferd erfahren, bevor Du in den Sattel steigst. Deshalb: Guck Dir auch den Stall an. So bekommst Du zumindest einen kurzen Eindruck, wie das Pferd aktuell gehalten wird.

Und kläre vorher ab, ob Du auch beim Putzen und Satteln dabei sein kannst. So siehst Du, ob Dein Pferd ruhig steht oder doch eher über die Stallgasse zappelt. Dazu merkst Du, wie mit dem Pferd umgegangen wird und wie viel Vertrauen das Pferd zu seinen Menschen hat. Nebenbei stellst Du fest, ob das Pferd eher Ruhe in einem kleinen Stall oder viel Jubel und Trubel auf der Stallgasse und in der Halle gewohnt ist.

Tipp 2: Immer einmal vorreiten lassen

Alles wirkt toll, das Pferd ist so lieb – da möchtest Du am liebsten sofort aufsteigen. Stopp! Lass den Besitzer oder Ausbilder zuerst aufs Pferd. Zum einen kann sich auch ein scheinbar braves Pferd unterm Sattel plötzlich unkooperativ zeigen. Zum anderen siehst Du so nicht nur die Grundgangarten, sondern auch einige Lektionen. Denn: Der "echte" Blick verrät Dir mehr als schicke Verkaufsvideos.

Dazu kannst Du so schon ein paar Fragen klären, zum Beispiel:

  • Ist das Pferd unter dem vertrauten Reiter entspannt?
  • Ist das Pferd guckig oder konzentriert?

Wenn Du mit dem Pferd auf Turniere gehen möchtest, solltest Du – je nach Disziplin – auch darauf achten, ob entsprechende Lektionen beziehungsweise Sprünge gezeigt werden. Extra-Tipp: Bei den Lektionen ist es wichtig, ob sie auf jeder Hand gezeigt werden. Sonst frag‘ direkt nach, warum zum Beispiel die Traversalen auf der linken Hand nicht geritten werden.

Tipp 3: Der erste eigene Ritt

Hier gilt: Lass Dir Zeit – und dem Pferd ebenfalls. Denn nicht nur für Dich ist die Situation neu, auch das Pferd muss sich auf Dich einstellen. Deshalb: Lass Dir vorab von dem Besitzer oder Bereiter ein paar Tipps geben.

Beim Proberitt geht es dann nicht darum, dass Du mit dem Pferd bereits perfekt die Lektionen reiten kannst. Auch wenn Du ein Springpferd suchst, reichen einige kleinere Sprünge. Denn es ist eben ein Ritt auf Probe und kein Training. Du kannst also bei einem Dressurpferd durchaus Lektionen antesten, aber viel wichtiger ist, ob Du Dich beim Reiten gut fühlst, das Pferd gut sitzen kannst und Vertrauen hast. Dazu geht es darum, ob Du das Pferd an die Hilfen bekommst – und dort hinreiten kannst, wo Du hin möchtest. Fühlst Du Dich im Sattel deutlich unwohl und unsicher, kannst Du den Proberitt ruhig abbrechen.

Lass Dir Zeit vorm ersten Ausritt.
Lass Dir Zeit vorm ersten Ausritt. © Foto: unsplash.com/Lily Banse (Symbolfoto)

Tipp 4: Alles muss klappen? Ein No-Go!

Der Proberitt ist ein Schnupper-Ritt. Das heißt: Du kannst prüfen, ob die Chemie zwischen Dir und dem Pferd stimmt. Was aber nicht funktionieren wird, ist mit einem genauen Plan hinzugehen und den dann abzuarbeiten bis alles klappt. Wenn also das Pferd vorgeritten wird und da klappen Traversale und fliegende Wechsel sofort, ist klar: Das Pferd beherrscht die Lektionen. Aber das heißt eben nicht, dass sie auch mit Dir sofort funktionieren.

Das Pferd muss sich auf Dich einstellen können und dafür braucht es mehr Zeit. Auch Du kennst das Pferd noch nicht. Ist es vielleicht ein Blitz-Lerner und von zu vielen Wiederholungen gelangweilt? Deshalb: Eine Lektion wieder und wieder zu reiten – das kannst Du beim Training machen, aber nicht beim Proberitt.

Tipp 5: Gemeinsam geht es besser

Nimm am besten eine Freundin oder, wenn möglich, Deine Reitlehrerin zum Proberitt mit. Denn auch hier gilt: Vier Augen sehen einfach mehr als zwei. Dazu kann die Freundin oder Reitlehrerin Dich filmen, während Du das Pferd reitest. Und: Wenn es die Liebe auf den ersten Blick ist, tragen wir oft eine rosarote Brille. Dann kann eine Freundin den objektiven Blick behalten und Dich vielleicht auf das eine oder andere aufmerksam machen. Aber: Wenn Deine Reitlehrerin mitkommt, sollte nicht sie den Proberitt für Dich machen. Denn Du willst später das Pferd reiten – nicht sie.

Tipp 6: Absprechen, was Du willst

Damit der Proberitt auch wirklich viele Deiner Fragen beantwortet, solltest Du vorab möglichst genau abklären, was Dir wichtig ist. Du suchst zum Beispiel ein Freizeitpferd, mit dem Du vor allem ausreiten willst? Dann ist ein Proberitt in der Halle eher sub-optimal. In diesem Fall solltest Du klären, ob zumindest ein kleiner Ausritt möglich ist. Idealerweise sollte Dich dann jemand aus dem Stall begleiten. Wenn das nicht möglich ist, kann auch der Reitplatz helfen. So merkst Du zumindest ein bisschen, wie das Pferd draußen reagiert.

Tipp 7: Ein zweiter Ritt soll es sein

Zugegeben: Beim Pferdekauf solltest Du auch auf Deinen Bauch hören. Der sagt Dir oft schon nach wenigen Minuten, ob es passt oder nicht. Doch auch, wenn der Proberitt toll war und Du ein sehr gutes Gefühl hast: Einen zweiten Proberitt solltest Du machen.

Denn dann kannst Du direkt aufs Pferd und merkst, wie das Pferd ohne Warmreiten eines anderen Reiters auf Dich reagiert. Da kann es durchaus Überraschungen geben. Dazu sind die meisten Menschen beim zweiten Proberitt nicht mehr ganz so angespannt und können so besser auf Feinheiten achten. Übrigens: Auch ein dritter Proberitt ist manchmal möglich – aber dann sollte die Entscheidung fallen. Denn es geht ja um den Kauf und nicht um kostenlose Reitmöglichkeiten.

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Tipp 8: Nicht drängen lassen

Auch wenn alles prima war – der Kauf eines Pferdes ist keine Sekunden-Entscheidung. Deshalb nimm Dir auch nach dem zweiten Proberitt die Zeit, um noch einmal darüber zu schlafen. Verkäufer, die dann drängeln und mit dem "Ich hab‘ noch sechs andere Interessenten"-Satz kommen, solltest Du mit Vorsicht genießen. Ganz wichtig: Lass eine Ankaufsuntersuchung machen. Nur so weißt Du, wie gesund das Pferd wirklich ist.  © Pferde.de

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