Bereits im 19. Jahrhundert war der Biber in einigen Teilen Deutschlands ausgestorben. Doch mittlerweile ist der Biber wieder auf dem Vormarsch. Sein Bestand wird heute wieder auf über 40.000 Tiere geschätzt. Und das führt zu neuen Konflikten.

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Jahrhundertelang wurde der Nager erbarmungslos gejagt. Die Menschen nutzten sein Fleisch in der Fastenzeit. Denn sein Fleisch galt als Fisch und dieser war den Gläubigen erlaubt. Sein Fell war begehrt für Hüte. Sein Düsensekret galt als Wundermittel.

Biber sind wahre Baumeister und verstehen es bestens, Wasser aufzustauen. Hinzu kommt, dass der Biber ein besonders streng geschütztes Tier ist. Eine Entnahme aus seiner Umgebung oder aus der Natur ist strengstens verboten. Eine Biberburg darf der Mensch nicht einfach zerstören. Es muss Kontakt zum Landratsamt aufgenommen und ein amtlicher Biberberater hinzugezogen werden.

Den wahrscheinlich größten Biberbau der Welt hat ein kanadischer Forscher entdeckt – mit Bildern aus dem Weltall. Das von den kleinen Nagetieren errichtete Bauwerk ist nach einem Bericht der "Los Angeles Times" 850 Meter lang. Er liegt im Wood-Buffalo-Nationalpark in Alberta im Nordwesten Kanadas.

Konflikt zwischen Biber und Mensch

Weil der kleine Nager nicht besonders empfindlich gegenüber Störungen ist, leben sie auch gerne in unmittelbarer Nähe zu uns Menschen. Manchmal auch in den Städten, Gärten oder Parks. Meistens ist das überhaupt kein Problem. Nur dort, wo der Mensch das Land unmittelbar bis an die Flüsse und Seen heran nutzt, kommt es häufiger zu Konflikten.

Viele Wanderer trauen ihren Augen kaum: trotz schönstem Wetter ist ihr Wanderweg wegen Überschwemmung unpassierbar. Und auch der Landwirt ist nicht erfreut, wenn er seine Wiese überschwemmt oder durchnässt vorfindet. Die Gründe sind meistens schnell gefunden: Ein Biber hatte einen Baum gefällt und mit dessen Ästen das Wasser aufgestaut und so für die Überschwemmung gesorgt.

Die Hartnäckigkeit des Bibers

Gut, der Biber baut seinen Damm und der Mensch entfernt ihn wieder, doch so einfach ist das nicht. Denn die scheuen Nagetiere sind überaus hartnäckig, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben. Meistens dauert es nur wenige Tage, bis ein vom Menschen entfernter Damm wieder instand gesetzt ist.

Denn es ist für den kleinen Nager gefährlich, wenn sich der Wasserpegel durch die Entfernung seines Dammes um einen halben Meter oder mehr abgesenkt. Sobald die Bibergänge und der Biberbau trocken liegen, ist der Eingangsbereich, der immer im Wasser liegt, nicht mehr geschützt. Der Bau für den Biber daher wertlos. Und so beginnt der Nager sofort mit dem Wiederaufbau seiner Biberburg. Oftmals auch noch höher, als der vorherige.

Weitere Konflikte entstehen, wenn der kleine Baumeister für instabile Wege durch Hohlräume in seinem Biberbau sorgt. Wegen Biberfraß umgestürzte Bäume, die Wege und Straßen versperren, sorgen ebenfalls für Unmut. Auch sind Biber nicht gerne in der Kanalisationen gesehen.

Trotz aller Konflikten sollten wir uns freuen, dass der kleine Nager wieder so zahlreich bei uns beheimatet ist. Denn die Rückkehr hat auch zahlreiche positive Seiten.

Artenvielfalt

Der Biber schafft neue Lebensräume, der durch die zunehmende Landwirtschaft seltener wurde. Laut dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland ist der Biber ein Öko-Systemingenieur und dient als Motor für die biologische Vielfalt.

Er baut Dämme und gestaltet so neue Ökosysteme, es können durch diese Dämme stille Gewässer inmitten von Fließgewässern entstehen. Auch durch das Fällen von Bäumen trägt das kleine Säugetier dazu bei, dunkle Waldbereiche zu offenen Lichtungen werden zu lassen. In den toten Bäumen finden Vögel einen sicheren Unterschlupf. Die Artenvielfalt von zum Beispiel Libellen, Heuschrecken oder Lurchen nimmt zu.

Hochwasserschutz

Biberdämme stauen das Wasser und verringern die Fließgeschwindigkeit der Flüsse. Auf diese Weise fließt das Wasser um bis zu 160 Mal langsamer ab, als in Landschaften ohne Biberdämme. In den Oberläufen der Flüsse versickert mehr Wasser. Der Wasserspiegel im unteren Bachlauf sinkt. So unterstützt der kleine Baumeister den Hochwasserschutz.

Klimaschutz

Mit seinen Aktivitäten trägt der Biber aktiv zur Artenvielfalt und zum funktionierenden Ökosystem bei. Beides ist grundsätzlich wichtig für den Klimaschutz. Außerdem binden Biberdämme eine Menge CO₂ aus der Luft.

Zusammenleben von Biber und Mensch funktioniert.
Zusammenleben von Biber und Mensch funktioniert. © Foto: unsplash.com/Niklas Hamann (Symbolfoto)

Miteinander leben

Grundsätzlich funktioniert das Zusammenleben zwischen dem kleinen Baumeister und uns Menschen sehr gut. Der kleine Nager beschränkt seine Aktivitäten meistens auf einen kleinen Streifen entlang der Gewässer. Viele Probleme ließen sich daher vermeiden, indem ein circa 20 Meter breiter Streifen entlang von Flüssen, Bächen und Seen nicht für Ackerbau, Fischteiche oder Kläranlagen genutzt wird. Alle Bundesländer bis auf Bayern haben in ihren Grundgesetzen bereits einen derartigen Schutz entlang von Fluss- und Seeufern verankert.

Und wenn uns der kleine Baumeister doch mal zu nahe kommt, dann helfen Drainagerohre in den Biberdämmen. Denn der Wasserpegel reguliert sich durch den Einbau dieser Röhren. Doch der kleine Nager ist ja nicht dumm, ein Gitterkorb im Biberteich schützt den Einlass der Rohre und verhindert, dass der Biber die Drainage durch einen Pfropfen regelmäßig wieder verschließt.

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Der Biber hat in den letzten Jahrhunderten bis hin zu seiner versuchten Ausrottung einiges durchgemacht. Seine Rückkehr ist daher, trotz kleinerer Konflikte, ein großer Segen. Der kleine Baumeister trägt nicht nur zum Erhalt der Umwelt bei, er ist auch ein wichtiger Indikator für ein funktionierendes und gesundes Ökosystem.  © Deine Tierwelt

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