Ihr Name verrät es: Selle Français sind Franzosen – und eigentlich eine sehr junge Rasse. Dennoch haben die Pferde bereits viele Spuren hinterlassen, vor allem im großen Sport. pferde.de hat sieben spannende Fakten zu den sportlichen Franzosen zusammengestellt.

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Quidam de Revel, Cor de la Bryére, Jappeloup de Luze – die Liste der berühmte Selle Français ist lang. Doch die Franzosen auf vier Hufen können mehr: Bei den Auftritten des Cadre Noir in Saumur zeigen sie ihr Talent für die Hohe Schule.

Wenn Du mehr über die sportlichen Franzosen wissen möchtest – hier kommt das etwas andere Rasseportrait…

1. Der Ursprung liegt 1.000 Jahre zurück

Die Geschichte der Selle Français beginnt im Jahr 911: Damals ließen sich die Normannen im Nordwesten Frankreichs nieder – der heutigen Normandie. Sie brachten eigene Pferde mit und kreuzten sie mit einheimischen Pferden. So entstand ein Kaltblut – kräftig, robust, ausdauernd. Und für die Krieger ein perfekter Partner auf dem Schlachtfeld.

Wilhelm der Eroberer soll normannische Pferde als Streitrösser nach England geholt haben. Doch ihr Erfolg auf dem Schlachtfeld hatte dramatische Folgen: Um 1730 wurden so viele Pferde für den englisch-französischen Krieg eingezogen, dass die Rasse beinahe ausgestorben wäre.

2. Mit drei Pferde-Typen fing die Zucht an

Um die normannischen Pferde zu erhalten, wurden immer wieder andere Rassen eingekreuzt. Schon ab 1683 wurden Berber-Hengste in die Normandie gebracht. Später kamen Dänen, englische Voll- und Halbblüter – und vor allem Norfolk Trotter. Die anderen Rassen veränderten den typischen Normannen nachhaltig – es entstand der Anglo-Normanne, ein Warmblüter.

Dabei war für jeden Geschmack etwas dabei. Der Carossier Normand war ein elegantes Kutschpferd. Dann gab es ein Arbeitspferd, den Cob Normand. Dieser stämmige Typ wird heute noch gezüchtet und zum Beispiel als Rückepferd eingesetzt. Dieser Typ bekam übrigens 1967 sein eigenes Zuchtbuch. Und dann gab es noch das Cheval de Selle, ein leichteres Reitpferd, das auch für den Sport gezüchtet wurde.

3. Ein Name für mehrere Rassen

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es auch mit den französischen Pferden abwärts. Die Motorisierung machte sie in der Landwirtschaft überflüssig. Das wollte das französische Landwirtschaftsministerium verhindern. Es ließ 1958 daher gleich mehrere Rassen zusammenlegen. So wurde aus den Zuchten der Normandie, der Bretagne, dem Département Vendée, der Charente, des Arrondissements Charolles und des Berrichone kurzerhand eine einzige Zucht – mit einem gemeinsamen Gestütbuch. Der Name der "neuen" Rasse: Cheval de Selle-Français, auf Deutsch schlicht "französisches Reitpferd".

Schnell wurde dabei klar: Die normannischen Züchter hatten bereits den besten Weg gewählt. Sie hatten schon vor der Zusammenlegung durch Einkreuzung von Vollblut versucht, eine Springpferdezucht aufzubauen, die international konkurrenzfähig sein sollte…

Der Ursprung liegt 1.000 Jahre zurück.
Der Ursprung liegt 1.000 Jahre zurück. © Foto: pexels.com/Simon Balazs (Symbolfoto)

4. Ausgeglichen – und eigenwillig

Im Charakter zeigen sich ihre Vorfahren: Da viel Vollblut im französischen Reitpferd steckt, haben sie viel Temperament. Gleichzeitig gelten sie als ausgeglichen und ruhigen, leistungsbereit, aber manchmal auch als eigenwillig. Dass die Eigenwilligkeit manchmal auch für ein Wunder sorgen kann, bewies Jean-Luc Deroubaix. Er kaufte die Stute Hermine du Prelet, die ihm erst einmal vor allem eins machte – Sorgen.

Sie war klein und unscheinbar, nicht eingeritten, eigenwillig und störrisch. Vor allem Transporte waren mit ihr so gut wie unmöglich. Trotzdem war der Franzose sicher, dass er mit Hermine ein ganz spezielles Selle Français züchten kann. Und 2001 bekam er Recht: Hermine brachte ein Hengstfohlen zur Welt – Nino de Buissonnents. Ein hässliches Entlein sei er gewesen, sagt sein Züchter. Später gewann er viele große Weltcupspringen und Nationenpreise – und 2012 bei den Olympischen Spielen in London.

5. Ein Selle Français für die Holsteiner

Französisches Blut fließt auch in vielen Holsteinern. Zu verdanken ist das unter anderem dem Springpferd Quidam de Revel. Der Selle Français -Hengst, der zum Beispiel 1992 Mannschaftsbronze bei den Olympischen Spielen holte, begründete bei den Holsteinern sogar eine eigene Linie. Dabei ist Quidam de Revel nicht alleine: auch der Schimmel Silbersee wurde in der Holsteiner Zucht eingesetzt. Der Selle Français war in den 1980er Jahren eines der erfolgreichsten Springpferde der Welt.

Auch bei anderen Rassen hinterließen Anglo-Normannen, die Vorgänger der Selle Français, ihre Spuren: Sie wurden beispielweise bei den Oldenburgern und Württembergern eingekreuzt. Und in Ungarn begründeten sie sogar eine eigene Rasse. Sie geht auf den Anglo-Normänner Hengst Nonius zurück und verdankt ihm auch ihren Namen – Nonius.

6. Olympia? Nicht ohne Selle Français

Im großen Sport sind diese Pferde zu Hause – das zeigt ein Blick auf die Pferdeliste bei den Olympischen Spielen 2021: Fünf der sieben besten Vielseitigkeitspferde waren Selle Français. Darunter auch Amande de B’Neville, die mit Julia Krajewski zu Gold galoppierte – damit gewann sie als erste Frau bei den Olympischen Spielen die Vielseitigkeit.

Und sie war nicht die Einzige im deutschen Team, die auf französische Power auf vier Hufen setzte: Sandra Auffahrt war mit Viamant du Matz am Start. Schon früher sorgten die tierischen Franzosen bei den Olympischen Spielen für Furore, wie Baloubet du Rouet. Er war Gewinner von drei olympischen Medaillen und dreifachen Weltcupsieger mit Rodrigo Pessoa. Natürlich setzt die französische Spring-Equipe fast ausschließlich auf das Französisches Reitpferd.

7. Jappeloup – ein Held für Frankreich

Der kleine Jappeloup de Luze gehört in seiner Heimat Frankreich zu den ganz Großen. Denn er bewies: Weder Herkunft noch Größe sind ein Hinweis auf das, was in einem Pferd steckt. Denn der Selle Francais-Wallach war gerade mal 1,58 Meter groß. Und seine Herkunft eher fragwürdig: Der Vater ein kaum bekannter Traber, die Mutter eine alte Vollblut-Rennstute. Für manch einen galt Jappeloup de Luze als "Weide-Unfall".

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Doch der Franzose Pierre Durand glaubte an den Kleinen. Der Erfolg gab ihm recht: Das Paar siegte bei den Französischen Meisterschaften, wurde für die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles nominiert. Dort dann das Drama: Jappeloup verweigert den Sprung, Durand stürzt zu Boden, Zügel und Zaumzeug in der Hand. Doch das Paar bekam eine zweite Chance: Vier Jahre später holten sie in Seoul Mannschaftsbronze und Einzelgold bei den Olympischen Spielen. Damit sprang sich Jappeloup in das Herz der Franzosen und blieb ein Nationalheld auf vier Hufen.  © Pferde.de

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