Billie Eilishs Pitbull Shark hat wunderschönes silber glänzendes Fell. Der vierjährige Rüde sprang mit der Sängerin sogar schon auf der Bühne bei einem Konzert in LA umher. Aktuell ziert der silberne Vierbeiner das Cover der "Dogue". Ein perfektes Hundeleben, könnte man meinen. Aber warum Hunde wie Shark unter ihrem Aussehen leiden, verraten wir hier.

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Sängerin Billie Eilish liebt Hunde. Als ihre geliebte Kindheitshündin Pepper im Alter von 15 Jahren verstarb, brach für die 22-jährige mehrfache Grammy-Gewinnerin eine Welt zusammen. Schließlich waren die beiden zusammen aufgewachsen. Trost spendete ihr eine weiteres vierbeiniges Familienmitglied: der Pitbull Shark.

Da sie nach einer Tour und wegen der Corona-Pandemie etwas Zeit hatte, wollte die Sängerin etwas sinnvolles tun. Also wandte sie sich an die Organisation "Angel City Pit Bulls". Eilishs Bruder und Songwriting-Kollege Finneas hatte von der Rettungsorganisation zuvor ebenfalls seinen Hund vermittelt bekommen. Billie nahm von "Angel City Pit Bulls" zwei Welpen zur Pflege auf, einer von ihnen war Shark.

Er hieß zunächst Jem, doch Billie Eilish benannte ihn in Shark um. Sie schloss den Welpen so sehr in ihr Herz, dass die Sängerin ihn bei sich behielt. Er ist sogar in einigen ihrer Songs zu hören. Den anderen Welpen namens Miss Maudie adoptierte ein Freund der Familie. Gemeinsam mit dem Blue Nose Pitbull Shark war Eilish kürzlich im Interview mit der "Vogue" zu lesen. Unter dem Titel "Dogue" veröffentlichten das bekannte Modemagazin mehrere digitale Ausgaben, in denen Hunde von Prominenten die Hauptrolle spielen.

Kontroverse "Dogue"-Cover stellen Qualzuchten zur Schau

Für ihr "Dogue"-Cover stand kürzlich auch Schauspielerin Demi Moore in der Kritik von Tierschützenden. Denn bei ihrer Chihuahua-Hündin Pilaf handelt es sich um eine Qualzucht. Die Kritik: Das Zurschaustellen und Abfeiern einer Qualzucht könne zum Nachahmen anregen, schließlich ist die Nachfrage nach diesen Miniatur-Hündchen, auch Tea-Cups genannt, ohnehin sehr hoch. Doch die Vierbeiner leiden enorm unter ihren angezüchteten Merkmalen wie dem zu kleinen Kopf, den Gelenkerkrankungen, Zahnfehlstellungen und sogar eine offene Schädeldecke.

CDA: Darum sind silberne Hunde oft krank

Auch Billie Eilish Hund Shark ist mit seiner silber-blau schimmernden Fellfarbe ein echter Hingucker. Doch die graue Fellfärbung kann fatale Folgen für die Vierbeiner haben. Dahinter steckt nämlich das sogenannte Dilute-Gen (Englisch: verdünnen). Dieses Verdünnungs-Gen bewirkt nicht nur aufgehelltes Fell, es erhöht zudem das Risiko für die Krankheit Color Dilution Alopecia (CDA). Auf Deutsch übersetzt: Farbmutantenalopezie. Ein anderer Name für CDA ist "Black hair follicular dysplasia" (BHFD).

Die Folgen: Juckreiz, Haarausfall, Hautekzeme und schlecht heilende Wunden. Ständiges Kratzen löst dauerhaften Stress bei den betroffenen Vierbeinern aus. Der wiederum kann zu gravierenden Folgekrankheiten wie etwa Dauerschäden an Herz und Immunsystem führen, so Veterinärbiologin und Kynologin Dr. Daniela Koppenhöfer gegenüber dem "Stern". Bei irreversiblem Haarausfall müssen die Vierbeiner besonders vor Sonne und Kälte geschützt werden. Die Behandlung erfolgt oft nur symptomatisch, beim Absetzen kommt es zu erneutem Haarausfall.

Im Blog von Martin Rütter schreibt Hundetrainerin Richarda Theobald-Hoffmann unter anderem auch von auftretendem Leber- oder Nierenversagen sowie einem empfindlicheren Magen und Darm, der eine Ernährungsumstellung erfordern kann.

Verhaltensprobleme: Normales Hundeleben nicht möglich

Doch zusätzlich zu den gesundheitlichen Folgen haben von CDA betroffene Hunde oft auch Verhaltensprobleme. Dem "Stern" sagt Dr. Koppenhöfer, dass viele Hundeschulen berichten würden, wie unkonzentriert, hyperaktiv und nervös die Hunde in Sonderfarben wirken würden.

"Lernprozesse werden deutlich verzögert vom Tier umgesetzt, das Training dauert länger und benötigt mehr Intensität, oft im Einzeltraining." Theobald-Hoffmann bestärkt dies ebenso: Die gesamte Lebensqualität sei von den Krankheitsmerkmalen beeinträchtig. "Für einen Hund, bei dem sich Symptome zeigen, ist ein ‚normales‘ Hundeleben nicht möglich!" Oft haben betroffene Fellnasen eine kürzere Lebenserwartung als ihre gesunden Verwandten.

Viele silberne Hunde leiden unter CDA.
Viele silberne Hunde leiden unter CDA. © Foto: unsplash.com/Lotte Meijer (Symbolfoto)

Vorsicht bei blauen, champagnerfarbenen oder grauen Hunden

Liest Du also in einer Hundeverkaufs- oder Vermittlungsanzeige oder bei einem Züchter etwas von den Fellfarben blau, silber, anthrazit, charcoal oder champagner, solltest Du hellhörig werden. Denn seriöse Züchter achten darauf, nicht mit Hunden zu züchten, bei denen eine verdünnte (dilute) Fellfarbe und somit das Risiko von CDA entstehen kann. Ein DNA-Test der Elterntiere ist daher essenziell. Denn auch Tiere, die selbst nicht diese aufgehellte Fellfarbe aufweisen, können das rezessive Gen in sich tragen und weitervererben.

Silberne Dobermänner (Blaues Dobermann-Syndrom) und Labradore werden ebenfalls von manchen Züchtern besonders hochpreisig angeboten. Betroffen von CDA sind laut dem "Qualzucht-Evidenz-Netzwerk" unter anderem Chihuahua, Prager Rattler, sogenannte "blue line" Züchtungen wie Shark, "blaue amerikanische Dackel", Französische Bulldoggen sowie eine Vielzahl anderer Rassen und Mischlinge.

Silberner Labrador: Hunde leiden unter CDA

Bei anderen Hunderassen wie beispielsweise dem Bearded Collie und Weimaraner in der klassischen Zuchtrichtung gebe es dilute Farbschläge ohne dokumentierte Fälle von CDA, so das Netzwerk. Obwohl die graue Färbung der Rassestandard des Weimaraners ist, weist er kein erhöhtes Risiko für CDA auf. Dr. Koppenhöfer: "Der Weimaraner ist ein Jagdhund, seine graue Farbe dient der Tarnung. Er trägt das Dilute-Gen auf natürliche Weise und ist daher gesund." Anders als der silberne Labrador, bei dem diese Farbgebung nicht natürlich vorkommt.

Gesetzlich ist die Zucht zwar nicht verboten, die Farben charcoal, silber und champagne sind "Retriever.ch" zufolge aber aufgrund der gesundheitlichen Risiken von "The Kennel Club" (KC) und dem "Weltverband für Hunde" (FCI) nicht anerkannt. Die Tierrechtsorganisation "Peta" rät vom Kauf silberner Labradore ab.

Sogenannte "blaue Weimaraner", die aufgrund von Einkreuzungen anderer Rassen entstanden sind, können aber sehr wohl von CDA betroffen sein. Zwar erkrankt nicht jeder dilute Hund an CDA, aber CDA tritt nur bei Hunden mit Farbverdünnung auf. Es scheint weitere zum Teil rassespezifische genetische Faktoren zu geben, die für den Ausbruch von CDA verantwortlich sind. Dazu forscht derzeit Prof. Dr. Tosso Leeb an der Universität Bern und sucht dafür Probanden.

Nicht nur Hunde haben dilute Farbschläge, auch viele andere domestizierte Säugetier- und Vogelarten weisen dies auf. Dazu zählen zum Beispiel die Kartäuserkatze, Russisch Blau (Katze), Blaue Wiener (Kaninchen), dilute Farbmäuse, dilute Farbratten, blaue Moschusenten, graue Wellensittiche, Weißblaue Belgier und "Larson Blue" Holstein Friesians (Rind), ebenso wie gezüchtete Wildtiere wie Nerze und Füchse. CDA ist jedoch bislang nur beim Hund beschrieben worden.

Auch Aljosha Muttardis Dackel Henry ist eine Qualzucht

Auch Zwergdackel Henry von Content Creator und Tierschützer Aljosha Muttardi trägt silbernes Fell. Muttardi adoptierte ihn vor acht Jahren von "Dackel in Not", ursprünglich stamme er vom Züchter. In seinen "YouTube"-Videos und auf Social Media klärt der Vegan-Aktivist darüber auf, dass Henry eine Qualzucht ist – nicht nur wegen seiner kurzen Beine und seines langen Rückens, der für Bandscheibenvorfälle quasi vorprogrammiert sind. Das silberne Fell des Hundes sei inzwischen größtenteils ausgefallen, sodass er fast nackt ist, erklärt Aljosha Muttardi in einem Instagram-Reel.

Außerdem leide Henry unter Hautproblemen. Muttardi gesteht seine damaligen Fehler ein: "Als ich mir Henry geholt habe, habe ich mir überhaupt gar keine Gedanken darüber gemacht. Ich hab mich viel zu wenig damit auseinandergesetzt, was da potenziell auf mich zukommen könnte."

Obwohl Henry aus dem Tierschutz kommt, leidet er unter seinen Qualzuchtmerkmalen. "Ich möchte meinen Hund nicht leiden sehen", sagt Aljosha Muttardi. Die Belastung von Qualzucht-Hundehaltern ist groß, die Tierarztkosten hoch. Aber die größten Schmerzen haben die Tiere selbst.

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Gleichzeitig möchte er betonen, "dass es Euch nicht zu schlechten Menschen macht, eine Qualzucht zu haben". Denn sie hätten genauso ein Recht auf ein liebevolles Zuhause wie gesunde Hunde. Aljosha kritisiert, "dass Qualzuchten immer wieder gezüchtet werden, immer wieder optimiert werden für unsere Bedürfnisse – das, was wir als süß empfinden." Daher spricht er sich gegen das weitere "Produzieren" von Qualzuchten aus, aber für die Adoption aus dem Tierschutz – so wie bei Billie Eilish.  © Deine Tierwelt

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