Eine aktuelle Studie der Nottingham Trent University zeigt, dass Pferde nicht nur lernen, sondern dabei sogar Strategien entwickeln. Heißt: Pferde sind schlauer, als bislang gedacht…

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Pferde sind clever – und können sogar uns Menschen "lesen". So bewies eine japanische Studie, dass Pferde erkennen, ob ihre Menschen ehrlich zu ihnen sind. Eine andere Studie zeigte, dass sie sogar Buchstaben erkennen können. Und wenn es um das Thema "Freiheit" geht, werden sie sogar richtig kreativ. Genauer: Sie sind wahre Fluchtkünstler, das zeigte eine Studie von Verhaltensforscherin Konstanze Krüger. Aber können sie aus vorausdenken? Und planen?

Dieser Frage beschäftigte Forscher der Nottingham Trent University. Ihr Ergebnis: Pferde sind viel schlauer als gedacht! "Frühere Untersuchungen deuteten darauf hin, dass Pferde einfach im Moment auf Reize reagieren und nicht proaktiv nach vorne schauen, vorausdenken und ihre Handlungen planen", so die leitende Forscherin Louise Evans zum "Guardian". "Unsere Studie zeigt jedoch, dass sie sich der Konsequenzen und Folgen ihrer Handlungen durchaus bewusst sind."

Pferde sind viel schlauer als gedacht.
Pferde sind viel schlauer als gedacht. © Foto: pixabay.com/Alexa (Symbolfoto)

Belohnung, wenn Pferde eine Pappe berührten

An der dreistufigen Studie nahmen 20 Pferde teil. Im ersten Schritt wurden sie mit einem Leckerli belohnt, wenn sie mit der Nase ein Stück Pappe berührten. Beim zweiten Schritt schalteten die Forscher ein "Stopplicht" ein. Die Pferde bekamen nur dann einen Snack, wenn sie die Pappe berührten, während das Stopplicht ausgeschaltet war.

Dabei zeigte sich: Zunächst ignorierten die Pferde das Licht und berührten die Karte wahllos weiter – unabhängig davon, ob das Licht an war oder nicht. Erst als die dritte Stufe begann, änderte sich das Verhalten. Denn: Im letzten Schritt gab es eine "Strafe". Berührten die Pferde die Karte, während das "Stopplicht" leuchtete, durften sie zehn Sekunden lang nicht weiterspielen. In dieser Zeit gab es auch keine Belohnung.

Pferde akzeptieren Regeln

Kaum hatte die dritte Stufe begonnen, machten die Pferde plötzlich und sehr deutlich weniger Fehler. Heißt: Die Pferde berührten die Karte nur im richtigen Moment, um eine Belohnung zu bekommen. "Diese Auszeit war genug, um sofort die Leistung aus ihnen herauszuholen, die wir wollten", sagte Evans. "Das war genug, damit die Pferde sagten: ‚OK, lasst uns einfach nach den Regeln spielen.‘"

Pferde können Strategien wechseln.
Pferde können Strategien wechseln. © Foto: Adobe Stock/Nadine Haase (Symbolfoto)

Ein solcher sofortiger Strategiewechsel deutet darauf hin, dass Pferde über ein höheres Maß an kognitiver Denkfähigkeit verfügen, als man bisher für möglich gehalten hätte. Denn es lässt darauf schließen, dass die Pferde auch schon im zweiten Schritt die neue Regel verstanden hatten. Aber: Es gab für sie keine Notwendigkeit, sich daran zu halten. "Als es dann die Auszeit gab, weil sie etwas falsch gemacht hatten, schalteten sie sofort um und wurden aufmerksam", so Evans.

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Pferde lernen auch ohne harte Methoden

Dieses Verhalten erfordert laut Forschern, dass das Pferd in die Zukunft denkt. Und: Dabei ist es sehr zielgerichtet. Denn: Die Pferde müssen sich auf das konzentrieren, was sie erreichen wollen – und auf die Schritte, die sie unternehmen müssen, um dies zu erreichen. "Wenn wir anfangen zu glauben, dass Tiere möglicherweise bessere kognitive Fähigkeiten haben als bisher angenommen, verbessert sich ihr Wohlergehen im Allgemeinen", so Evans. "Aber wir haben auch gezeigt, dass man beim Training wirklich keine aversiven Methoden oder etwas zu Hartes anwenden muss, um wirklich gute Leistungen aus Pferden herauszuholen."  © Pferde.de

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