Fast 90 Prozent der Hundehalter schaut mit den Vierbeinern fern – das zeigt eine Studie aus den USA. Die Forschenden untersuchten darin, wie Hunde auf die Flimmerkiste reagieren. Und kam zu spannenden Ergebnissen, die auch für Menschen in Zukunft relevant sein könnten…

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Können Hunde fernsehen? Glaubt man unzähligen Videos aus den Sozialen Medien, in denen die Vierbeiner gebannt auf die Flimmerkiste starren oder sogar am Bildschirm hochspringen, müsste die Antwort lauten: Ja! Unvergessen etwa das Video eines Pitbulls, der "König der Löwen" im Fernsehen schaut – und herzzerreißend weint, als Mufasa stirbt. Und auch Du kannst bestimmt Reaktionen bei Deinem Hund beobachten, sobald Du den Fernseher anstellst.

Das Fernsehverhalten von Hunden beschäftigt sogar die Wissenschaft: Erst kürzlich untersuchten Forschende der University of Wisconsin School of Veterinary Medicine die TV-Präferenzen von Hunden. Dabei wollte das Forschungsteam wissen, ob das TV-Gerät dabei helfen kann, diese Frage zu beantworten: "Wie sehen Hunde?" Denn laut Professorin Freya Mowat, Co-Autorin der Studie, haben die Methoden, die derzeit zur Beurteilung des Sehvermögens der Fellnasen eingesetzt werden, "eine sehr niedrige Messlatte."

Dabei spekulieren ihr Team darauf, dass Videoinhalte die Aufmerksamkeit der Vierbeiner lange genug aufrechterhalten, um das Sehvermögen der Fellnasen zu beurteilen. Gleichzeitig wollte das Forschungsteam wissen, ob Alter und Sehkraft etwas mit dem Fernsehkonsum der Hunde zu tun haben. Und was Hunde wohl wählen würden, wenn sie die Kontrolle über die Fernbedienung hätten…

Wie sehen Hunde? Weltweiter Internetfragebogen

Die Veterinärforscher der "University of Wisconsin School of Veterinary Medicine" haben einen Internetfragebogen über die TV-Gewohnheiten der Bellos entwickelt und Hundeeltern weltweit zur Verfügung gestellt.

Die Halter beantworteten darin Fragen zu Alter, Geschlecht, Rasse und Wohnort des Vierbeiners. Außerdem sollten sie Auskunft über die Art des Bildschirms geben. Und: Wie ihre Hunde mit dem Fernseher interagieren und auf welche Inhalte die Vierbeiner am stärksten reagieren.

Schließlich haben Frauchen und Herrchen Verhaltensweisen ihrer Lieblinge bei bestimmten TV-Inhalten beschrieben. Sind die Vierbeiner zum Beispiel gerannt, gelaufen, gesprungen oder haben sich hingelegt? Waren sie still oder haben sie lautstark durch Bellen, Knurren oder Jaulen mit dem Fernseher interagiert?

Die Hundeeltern hatten auch die Möglichkeit, ihren Vierbeinern vier kurze Videos zu zeigen, in denen ein Panther, ein Hund, ein Vogel und der Verkehr auf der Straße zu sehen war. Sie wurden dann gebeten, das Interesse ihres tierischen Mitbewohners an jedem Video zu bewerten und wie genau er die Bewegungen auf dem Bildschirm verfolgte.

Hund reagieren beim fernsehen unterschiedlich.
Hund reagieren beim fernsehen unterschiedlich. © Foto: unsplash.com/Vadim Babenko (Symbolfoto)

Studie: So reagieren Hunde beim Fernsehen

Das Forschungsteam erhielt insgesamt 1.246 abgeschlossene Fragebögen aus den USA, Kanada, Europa, Asien und Australien zurück. Einige der interessantesten Erkenntnisse über die vierbeinigen TV-Konsumenten sind:

  • Alter und Sehkraft spielen eine Rolle dabei, wie Fellnasen mit dem Fernseher interagieren
  • Sport- und Hüterassen sind an allen TV-Inhalten interessiert
  • Inhalte mit Tieren, vor allem mit Artgenossen, sehen die Vierbeiner am liebsten
  • TV-Inhalte mit Menschen waren eher uninteressant
  • Zeichentrick-Inhalte sahen zehn Prozent der Hunde ebenfalls gerne
  • Die Bewegungen auf dem Bildschirm erregen die Aufmerksamkeit der Vierbeiner

Die kompletten Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Applied Animal Behaviour Science" veröffentlicht.

Entwicklung und Optimierung videobasierter Methoden

Professorin Mowat will mit den Studienergebnissen die Fähigkeit der Tierärzte verbessern, das Sehvermögen von Hunden kompetenter zu beurteilen. So sollen sich zukünftige Forschungen auf die Entwicklung und Optimierung videobasierter Methoden konzentrieren. Diese sollen dann zum einen Veränderungen der visuellen Aufmerksamkeit mit zunehmendem Alter von Hunden beurteilen. Zum anderen sollen sie dabei helfen, dass unsere vierbeinigen Freunde so würdevoll wie möglich altern können.

Die Wissenschaftlerin sagt: "Wir wissen, dass sich eine schlechte Sehkraft negativ auf die Lebensqualität älterer Menschen auswirkt. Aber die Auswirkungen des Alterns bei Hunden sind weitgehend unbekannt. Wie Menschen leben auch Hunde länger, und wir wollen sicherstellen, dass wir auch für sie ein gesünderes Leben unterstützen."

Sehen Hunde so gut wie ihre Menschen?

Professorin Mowat geht aber noch weiter. Denn ein zukünftiges Ziel soll es sein, zu vergleichen, wie sich das Sehvermögen des tierischen Mitbewohners im Vergleich zu den Hundeeltern im Laufe des Lebens verändert.

Hunde haben eine viel kürzere Lebensdauer als ihre Besitzer. Daher treten Umwelt- oder Lebensstilfaktoren, die das "visuelle Altern" beeinflussen, bei ihnen auch Jahrzehnte früher auf als bei ihren Hundeeltern. Ist das der Fall, könnte anhand der gemeinsamen Lebensumstände analysiert werden, welche Faktoren zu der Beeinflussung führen beziehungsweise geführt haben.

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Trotzdem bleiben natürlich unterschiede zwischen dem Fernseherlebnis von Hunden und Menschen. Denn die Vierbeiner sehen nur eine Skala der Farben gelb und blau – und für sie kann das Fernsehbild flackern. Dass viele Hunde mit ihren Haltern Fernsehen, hat sich übrigens schonmal eine Futtermarke zu eigen gemacht – und einen Fernsehspot entwickelt, der mit hohem Quietschen und Pfeifen die Aufmerksamkeit der Hunde entwickeln sollte. Die müssten ihren zweibeinigen Nahrungsmittellieferanten dann nur noch mitteilen, was diese beim nächsten Mal einkaufen sollen…   © Deine Tierwelt

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