Dass Katzen stets auf ihre vier Pfoten fallen, gab Physikern lange Zeit Rätsel auf. Zumindest theoretisch können die Fellnasen Stürze aus enormen Höhen überleben. Doch was macht unsere Samtpfoten zu Supercat?
Unsere Samtpfoten landen ja bekanntlich immer auf ihren Pfoten. Im Jahr 1987 stürzte ein kleiner Stubentiger in New York City aus einem Wolkenkratzer 32 Stockwerke in die Tiefe. Dabei verlor er "nur" einen Zahn und seine Lunge kollabierte. Nach einem zweitägigen Aufenthalt beim Tierarzt konnte die kleine Fellnase wieder nach Hause. Im Jahr 2012 fiel eine Samtpfote in Boston 19 Stockwerke hinunter. Abgesehen von Prellungen in der Brust, kam die Fellnase ohne Verletzungen davon. Wahrscheinlich haben weitere, ähnliche Situationen das Sprichwort hervorgebracht, Katzen haben sieben Leben.
Haben Katzen wirklich sieben Leben?
1894 traute die Fachwelt ihren Augen kaum. Denn da bekam sie eine Aufnahme von einer Fellnase zu sehen. Eine Samtpfote fällt zunächst mit dem Rücken in Richtung Boden. Doch dann geschieht etwas, das das physikalische Gesetz des Drehimpulses eigentlich verbietet: Ein Objekt, das sich nicht dreht, kann ohne äußeren Einfluss nicht plötzlich anfangen zu rotieren. Doch in den Aufnahmen ist genau das eindeutig zu sehen. Zuerst fällt die Katze gerade herunter – dann gelingt es ihr, sich zu drehen und sicher auf ihren vier Pfoten zu landen. Ein Geschenk von Mutter Natur sorgt dafür, dass Supercat augenscheinlich auf das Gesetz der Physik miauen kann. Doch so gekonnt die Akrobaten und Überlebenskünstler sind, auch die geschicktesten Samtpfoten leben nur einmal.
Der Stellreflex macht die Katze zur Supercat
Es ist der sogenannte Stell- oder Drehreflex, der für dieses Wunder in der Tierwelt sorgt. Er ist der Samtpfote angeboren und bereits in der siebten Lebenswoche voll ausgebildet. Selbst kleine Kätzchen sind in der Lage, sich in der Luft in die richtige Lage zu bringen. Dieser unbewusst angewendete und raffinierte Reflex richtet im freien Fall den Körper der Fellnase so aus, dass sie – vorausgesetzt es ist genügend Höhe da – sicher auf ihren Pfoten landen. Dabei dreht der Vierbeiner zuerst den Vorderkörper, danach den Hinterleib. Der Schwanz steuert gegen und stabilisiert die richtige Position. So können die kleinen Vierbeiner ihren Körper in weniger als einer 1/2 Sekunden um die eigene Achse drehen.
Die optimale Kombination aus dehnbaren Muskeln und Sehnen, einer flexiblen Wirbelsäule mit 53 Wirbeln sowie stabile Knochen federt den Sturz aus größer Höhe dann sanft ab.
Fallschirmspringer-Fellnasen und Bauchplatscher
Zwei Tierärzte aus New York untersuchten 1984 insgesamt 132 Fälle, in denen Katzen aus Hochhäusern gestürzt waren. Insgesamt hatten 90 Prozent der Fellnasen überlebt. Laut der Tiermediziner nimmt die Schwere der Verletzung der Tiere bis zu einer Höhe von sieben Stockwerken zu, danach schien sie aber wieder abzunehmen.
Wissenschaftler glauben, dass dies mit der Endgeschwindigkeit zu tun hat. Sobald die Katze merkt, dass sie nicht mehr schneller wird, entspannt sie sich. Sie streckt alle Viere von sich. Damit vergrößert sie ihre Körperoberfläche, der Luftwiderstand steigt, die Geschwindigkeit sinkt. Und so gleitet Supercat dann als vierbeiniger und fellnasiger Fallschirm sicher dem Boden entgegen. Diese "Gleittechnik" wird auch von anderen Tieren angewendet, zum Beispiel von Flughörnchen.
Manche Fellnasen lassen sich hingegen auf ihren Bauch fallen, um das Ausmaß der Verletzungen zu verringern, wenn sie aus großer Höhe fallen. Bei dem Bauchplatscher können die Samtpfoten die enorme Kraft, die bei der Landung auf sie einwirkt, auf ihren gesamten Körper verteilen und vergrößern somit ihre Überlebenschancen.
Sofortiger Besuch beim Tierarzt ist nötig
Generell solltest Du verhindern, dass es überhaupt zu einem Sturz kommen kann. Das Anbringen von Netzen, speziellen Fenstergittern oder der Bau eines Katzenhauses kosten Dich vielleicht ein paar Euros. Aber das ist nichts im Vergleich zu möglichen Tierarztkosten oder sogar dem Verlust Deines miauenden Mitbewohners.
Und wenn es dann doch passiert, dass Deine Fellnase aus größer Höhe gefallen ist, solltest Du sofort mit ihm zum Tierarzt gehen. Auch wenn es ihm augenscheinlich gutzugehen scheint. Innere Blutungen sind zum Beispiel sehr leicht zu übersehen und können innerhalb von wenigen Stunden zum Tode führen. © Deine Tierwelt
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