Weil sich ein Vogelgrippe-Virus auf einer Nerzfarm in Spanien ausbreiten konnte, sind Wissenschaftler auf der ganzen Welt alarmiert. Drohen Mutationen, die eine neue Pandemie zur Folge haben könnten?
Ein Vogelgrippe-Ausbruch auf einer Nerzfarm in Spanien versetzt Experten in Alarmbereitschaft. Forscher vermuten, dass das Virus H5N1 von Nerz zu Nerz übertragen wurde, was eine erhöhte Anpassung des Erregers an Säugetieren bedeuten würde. Das könnte potenziell auch eine höhere Ansteckungsgefahr für den Menschen zur Folge haben. Droht durch den Nerzfarm-Ausbruch etwa eine neue Pandemie?
Beweise für die Übertragung zwischen Säugetieren gibt es zwar noch keine. Die Ereignisse in der spanischen Nerzzucht könnten aber zumindest ein Hinweis auf eine Mutation des Virus gewesen sein, sagte Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, im Interview mit der "dpa". Der Experte sprach von einem "Warnsignal".
"Ein klarer Mechanismus, wie eine H5-Pandemie starten könnte"
Zuvor waren nur einzelne Fälle bei Säugern bekannt, bei denen das Virus von Vögeln auf Füchse, Waschbären oder Marder gelangt sei. Die Ansteckung erfolgte über die Aufnahme von Vogelkot oder erbeuteten Vögeln. Die rasche Ausbreitung unter den Nerzen spricht nun für eine Anpassung des Erregers.
Experten aus aller Welt sind beunruhigt, weil derzeit die größte jemals dokumentierte Vogelgrippe-Welle im Umlauf ist. Eine Ausbreitung unter Säugetieren deute auf ein größeres Risiko für die öffentliche Gesundheit hin, erklärte Hualan Chen, Virologin des Veterinärmedizinischen Forschungsinstituts Harbin in China, dem Magazin "Nature". Tom Peacock vom Imperial College in London sagte dem Magazin "Science": "Das ist unglaublich besorgniserregend." Für den Wissenschaftler sei der Vorgang "ein klarer Mechanismus, wie eine H5-Pandemie starten könnte."
Wissenschaftler warnen vor Risiken der Nerzzucht
Noch ist unklar, wie gefährlich die Mutation für Säugetiere ist. Forscher entdeckten allerdings mehrere Mutationen bei der Untersuchung infizierter Nerze. Eine trage dazu bei, dass sich das H5N1-Virus besser in Säugetiergewebe ausbreiten kann. Das war bisher unwahrscheinlicher, weil die Rezeptoren, an die das Virus andockt, bei Säugetieren seltener sind als bei Vögeln.
Immer wieder warnen Wissenschaftler davor, dass die Nerzzucht ein großes Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen kann. Die schlechte Gesundheitsvorsorge und die enge Haltung der Tiere sind ein Nährboden für Virus-Mutationen, da sich Erreger schnell verbreiten und somit auch schneller anpassen können. Dieses Phänomen war schon während der Corona-Pandemie zu beobachten, als sich das Virus auf Nerzfarmen in Dänemark rasend schnell verbreitet.
15 Millionen Nerze wurden in Dänemark getötet und die Kadaver vernichtet – dieses Schicksal ereilte auch die Tiere im nordwestlichen Galizien. Mehr als 50.000 Nerze wurden dort gekeult. In Dänemark war die Nerzzucht zwischenzeitlich verboten worden, mittlerweile ist sie aber wieder erlaubt. Tierschützer kämpfen schon lange dafür, dass die massenhaftes Tierleid verursachende Pelzzucht verboten wird. Es wäre auch aus Gründen der Gesundheitsprävention mehr als sinnvoll. © Deine Tierwelt
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