- Der Adventskalender zählt zu den vielen wunderbaren Traditionen, die jetzt im Advent warten.
- Gerade kleine Kinder plündern ihn aber gern mal im Voraus.
- Eine Psychologin erklärt, warum das Eltern leicht stressen kann und wie sie dennoch gelassen bleiben.
Eltern kennen das gut: Kinder kommen im Advent morgens besonders leicht aus den Betten, so groß ist die Vorfreude auf das, was sich hinter dem nächsten Türchen verbirgt. Kaum etwas verkörpert so wunderbar und kindgerecht wie ein Adventskalender, was diese besondere Zeit des Jahres ausmacht: geduldig und voller Vorfreude auf Heiligabend warten und jeden Tag der Vorweihnachtszeit genießen.
Doch gerade Eltern von kleinen Kindern kennen auch das: Die Versuchung ist riesig, gleich mehrere Türchen auf einmal aufzumachen. So kann der Adventskalender schnell auch zu Konflikten führen. Das Kind bekommt nach Türchen oder Säckchen eins so richtig in Schwung und will weitere öffnen - auch noch in der falschen Reihenfolge! "So geht das doch nicht!", reagieren Eltern dann schnell auch emotional, weil sie den Sinn des Kalenders flöten gehen sehen. Was kann die Wogen glätten?
Wenn uns Regeln nervös machen: "Das macht man nicht!"
Ein pragmatischer erster Tipp ist, den Kalender so zu platzieren, dass dem Kind gleich klar ist: Da komme ich nur mit der Hilfe von Mama und Papa ran, das machen wir immer gemeinsam. Die Psychologin Isabel Huttarsch gibt auf Instagram noch einen tiefergehenden Denkanstoß. Sie rät in Situationen wie diesen zum "MAN-Check". Das "Man" in uns beginne nervös zu zappeln, wenn das Kind sich am liebsten über den ganzen Kalender hermachen will. In uns wird der Ruf laut: "Das macht man nicht!" Je mehr uns das früher vorgelebt worden sei, desto lauter rufe dieses "Man" in uns.
Hilfreich sei die Frage, "ob das, was der MAN dir sagt, auch das ist, was du möchtest, oder du einfach davon abweichen willst". Sie empfiehlt, zu überlegen: "Was ist dir wirklich wichtig? Was soll dein Kind fühlen? Woran soll es sich erinnern?" Und zuletzt: Welche Regeln sind für uns gerade sinnvoll - und welche nicht?
Eltern kann es außerdem helfen, sich bewusst zu machen: Es ist ganz normal, dass ein Kind nach dem ersten "Vorgeschmack" mehr von dem Spannendem und Süßen will: "Es entspricht dem psychischen Bedürfnis nach Lustgewinn, dass es mehrere Türchen öffnen möchte", erklärt Huttarsch. Bei Ritualen empfiehlt sie, Kinder möglichst altersgerecht darauf vorzubereiten. Gerade, wenn es der erste bewusste Advent für das Kind sei, kenne es die Abläufe ja noch nicht.
Advent als Zeit für Stress und schlechtes Gewissen: Es geht auch anders
Unsere Vorstellungen vom Advent seien generell eine klassische Stressfalle, beobachtet die systemische Paar- und Familientherapeutin Anette Frankenberger. Sie rät in unserem Podcast "15 Minuten fürs Glück", sich folgende Fragen zu stellen: Darf es leichter sein? Darf man auch mal was weglassen? Reicht auch ein Adventskranz oder muss unbedingt die ganze Wohnung durchdekoriert sein?
Der Advent ist eine Zeit voller wunderbarer Traditionen, er sei aber auch voller mächtiger und allgegenwärtiger Klischees, warnt sie: "Und wir sind sehr damit beschäftigt, das alles zu erfüllen." Somit sei es die beste Zeit für schlechtes Gewissen.
Für weniger Stress empfiehlt sie Fragen wie: "Wie möchte ich den Advent feiern? Was ist mir wichtig? Was kam in den letzten Jahren zu kurz?" Etwas größere Kinder könne man da gut miteinbeziehen: "Wonach sehnt ihr euch im Advent, was soll dieses Jahr unbedingt vorkommen?" So könne die Vorweihnachtszeit einmal das werden, was wir uns Jahr für Jahr wünschen: schön, aber auch harmonisch und entspannt.
Verwendete Quellen:
- Instagram: "mamapsychologie", Kanal von Psychologin Isabel Huttarsch
- Podcast "15 Minuten fürs Glück", Folge 31 "Alle Jahre wieder kommt der Stress im Advent – aber diesmal ohne uns!"
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