• Immer weniger Kinder in Deutschland können schwimmen.
  • Gerade einmal 40 Prozent der Zehnjährigen sind laut der DLRG sicher im Wasser unterwegs.
  • Eltern sollten ihren Kindern deshalb einen Schwimmkurs ermöglichen – und auch danach noch aufmerksam sein.

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In Deutschland sinkt die Zahl der Kinder, die schwimmen können. Davor warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Bei den Zehnjährigen können demnach gerade einmal 40 Prozent schwimmen. DLRG-Präsidentin Ute Vogt appelliert: "Schwimmen ist eine Kulturtechnik wie das Lesen, Schreiben und Rechnen. Jedes Kind muss das bis zum Ende der Grundschule sicher beherrschen können."

Damit sich Kinder sicher und eigenständig im Wasser bewegen können, ist ein Schwimmkurs unabdingbar. Einige sind wegen der Corona-Pandemie ins Wasser gefallen, werden nun aber nachgeholt. Die DLRG etwa bietet ab Mai Extra-Schwimmkurse an. In der Regel sollten Kinder ab fünf Jahren schwimmen lernen. Im Alter unter fünf Jahren gibt es zudem bereits sogenannte Wasser-Gewöhnung. Doch mit einem Schwimmkurs allein ist die Sicherheit im Wasser noch nicht garantiert.

Entscheidend ist, dass die Kinder auch in der Schule die Möglichkeit bekommen, ihre Fähigkeiten regelmäßig aufzufrischen und weiterzuentwickeln. "Dauerhaft zu deutlich mehr sicheren Schwimmern unter den Kindern kommen wir erst, wenn der Schwimmunterricht in den Schulen wieder flächendeckend stattfindet", ist die DLRG-Präsidentin überzeugt.

Eltern sollten Kindern das Schwimmen nicht selbst beibringen

Wer nicht darin ausgebildet ist, Kindern das Schwimmen beizubringen, sollte Vorsicht walten lassen. Eigens durchgeführte Schwimmkurse mit den eigenen Kindern könnten sich sogar negativ auf das Schwimmverhalten auswirken. Im Interview mit der dpa erklärt Dr. Harald Rehn, Referent für die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung bei der DLRG: "Dabei können sich Fehler einschleichen, die sich verfestigen, wie etwa die sogenannte Schere beim Beinschlag des Brustschwimmens."

Einmal falsch erlernte Bewegungen seien später von Profis nur schwer zu korrigieren, warnt er. "Wenn sie dann einen Schwimmkurs mit Schwimmlehrer besuchen, machen Korrekturversuche keine Freude und die Kinder können schnell das Interesse verlieren."

Kinder mit Bronze-Abzeichen gelten als sichere Schwimmer

Nach nur wenigen Bahnen ist es noch nicht getan. Als Richtwert für sicheres Schwimmen geben Schulen bei einem 8-jährigen Kind mindestens 30 Einheiten à 45 Minuten an (DGUV 202-107, 2019). Allerdings kann es auch sein, dass manche mehr oder weniger Zeit benötigen, um sich sicher im Wasser bewegen zu können. Zusätzlich zum Schwimmkurs und Schwimmunterricht sollten Kinder deshalb auch in der Freizeit regelmäßig unter Aufsicht üben.

Um die Schwimmkenntnisse zu prüfen und unter Beweis zu stellen, können Schwimmer Abzeichen erwerben. Angefangen beim Seepferdchen: Hierfür müssen die Prüflinge einen Sprung vom Beckenrand absolvieren und anschließend 25 Meter in Bauch- oder Rückenlage schwimmen. Zudem müssen sie einen Gegenstand aus schulterhohem Wasser heraufbefördern und grundsätzliche Baderegeln kennen.

Als sicherer Schwimmer gilt jedoch erst, wer auch das Deutsche Schwimmabzeichen Bronze (Freischwimmer) besteht. Dazu zählen ein Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 15 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sollen die Schwimmer mindestens 200 Meter zurückzulegen, davon 150 Meter in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 50 Meter in der anderen Körperlage. Hinzu kommen ein zwei Meter tiefer Tauchgang sowie ein Sprung vom Startblock oder dem Ein-Meter-Brett.

Weniger Unfälle im Schwimmbad oder Meer als in Flüssen oder Seen

Selbst wenn die Kinder bereits ihr Bronze-Abzeichen in der Tasche haben, sollten sie aber nicht unbeobachtet ins Wasser gehen. Ein Großteil der Badeunfälle – 85 Prozent - geschieht in Binnengewässern wie Flüssen, Seen und Teichen. In Schwimmbädern oder im Meer passieren deutlich weniger Unfälle.

Das liegt nicht nur an den Gegebenheiten, sondern auch der Aufsicht. Kinder und Jugendliche schwimmen idealerweise unter Beobachtung von Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern, die im Notfall zur Stelle sind.

Verwendete Quellen:

  • Pressemitteilung dpa: 2021 ertranken mindestens 299 Menschen beim Baden (17. März 2022)
  • Pressemitteilung dpa: Keine Kinder-Kurse: Was Eltern bei Schwimmdefiziten tun können (04. Mai 2021)
  • Pressemitteilung DLRG Statistik 2021: Mindestens 299 Menschen in Deutschland ertrunken (17. März 2022)
  • Website der DLRG (Stand: 17. März 2022)
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