Ein Fleischersatz, der echtes tierisches Fett enthält? Klingt widersprüchlich. Doch in den USA sind solche Produkte schon auf dem Markt. Mehrere Firmen wollen auf diese Weise eine neue Fleischalternative bieten.
Bisher war die Unterscheidung zwischen Fleisch und Fleischersatzprodukten eindeutig. Fleischersatz erhält keine Bestandteile von Tieren, höchstens deren Erzeugnisse wie Milch oder Eier, falls es sich um ein vegetarisches und nicht um ein veganes Produkt handelt. Doch in Zukunft könnte es noch eine weitere Alternative geben: Fleischersatz, der pflanzliche Proteine mit tierischem Fett kombiniert. In den USA sind einige solcher Produkte sogar schon auf dem Markt.
Nichts für Vegetarier:innen oder Veganer:innen
Saba Fazeli arbeitete fünf Jahre lang als Maschinenbauingenieur für Beyond Meat, einen der bekanntesten Produzenten für Fleischersatz. Doch er findet es "schwer, Pflanzen wie Fleisch schmecken zu lassen", erklärt er im Interview mit der Washington Post. Deshalb hat er Anfang 2023 die Firma Paul’s Table gegründet, die mittlerweile in Choppy umbenannt wurde. Das Unternehmen verwendet Nebenprodukte der Fleischindustrie, wie Fett und Collagen, und nutzt sie als Inhaltsstoffe für den Fleischersatz, dessen Proteinbasis jedoch aus pflanzlichen Quellen stammt.
Aktuell bietet die Firma drei Produkte an – Chopped Steak, Teriyaki Steak und Carne Asada – die es im Einzelhandel in den Bundesstaaten Kalifornien und Utah bereits zu kaufen gibt. Für Veganer:innen und Vegetarier:innen sind diese aber nicht geeignet. Das gibt auch Choppys Co-Gründer Brice Klein gegenüber der Washington Post zu. Da der Anteil an Vegetarier:innen und Veganer:innen in der US-Bevölkerung stagniere, halte er es für eine Zeitverschwendung, in den Markt für rein pflanzliche Produkte vorstoßen zu wollen. Klein sagt: "Wir sind eher interessiert am Massenmarkt."
Andere Firmen setzen auf tierisches Laborfett
Choppy ist nicht die einzige US-Firma, die tierisches Fett und pflanzliches Protein zu einer neuen Fleischalternative kombinieren will. Die meisten warteten aber noch auf ihre Zulassung durch die Lebensmittelbehörde, berichtet die Washington Post. So auch das kalifornische Start-up Mission Barns, das Bacon, Fleischbällchen und Würste auf diese Weise herstellt – allerdings mit einem entscheidenden Unterschied. Das dabei verwendete tierische Fett ist kein Schlachtabfall, es entsteht im Labor.
Im Vergleich zu der Herstellung von Laborfleisch, das bisher noch zu teuer für den Massenmarkt ist, sei die künstliche Erzeugung von tierischem Fett deutlich günstiger: "Keine teuren Proteine – man braucht nur sehr günstige Zucker und sehr günstige Öle", erklärt Mission-Barns-CEO Eitan Fischer laut Bericht.
Kommt der hybride Fleischersatz auch nach Deutschland?
Die Idee, Fleischersatz mit tierischem Fett anzureichern, ist nicht US-exklusiv. In London hat sich das Start-up Hoxton Farms ganz auf die Herstellung von tierischem Laborfett für die Weiterverarbeitung in Fleischalternativen fokussiert.
Ob und wann derartige Produkte nach Europa oder gar Deutschland kommen, ist jedoch ungewiss. Sollte das Hybrid-Fleisch aber in den USA Erfolg haben, könnte das auch hiesige Unternehmer:innen dazu verleiten, es nachzumachen.
Verwendete Quellen: Washington Post, Choppy (Instagram), Mission Barns, Hoxton Farms © UTOPIA
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