Achtung beim Packen des Wohnmobils! Fahren mit Überladung hat ernsthafte Konsequenzen. Doch droht auch der Entzug des B-Führerscheins?

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Der Frühling steht vor der Tür, und die meisten Camper und Camperinnen planen schon die nächsten Touren mit ihrem Wohnmobil. Dabei wandert so einiges in den Camper und die Heckgarage: Tisch, Stühle, Grill, Ersatzgasflasche, E-Bikes. Doch Vorsicht: Eine Überladung des Wohnmobils kann nicht nur gefährlich, sondern auch kostspielig sein! Doch droht Fahrern und Fahrerinnen mit dem B-Führerschein darüber hinaus eine Strafe wegen Fahrens ohne gültige Fahrerlaubnis?

B-Führerschein weg bei Überladung?

Hartnäckig hält sich das Gerücht unter Wohnmobilhalterinnen und -haltern: Wer mit B-Führerschein ein überladenes 3,5-Tonnen-Fahrzeug fährt, riskiert es, den Führerschein zu verlieren oder gar ins Gefängnis zu kommen. Hierbei werden Argumente angeführt wie "mein Führerschein gilt ja nur bis 3,5 Tonnen Fahrzeuggewicht" und "es überwiegt doch immer das schwerere Delikt." Der Straftatbestand wäre also laut dieser Annahme: "Fahren ohne Führerschein."

Doch hier liegt der kleine aber feine Unterschied, denn der B-Führerschein bemächtigt den Besitzer oder die Besitzerin Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht (zGG) von bis zu 3,5 Tonnen zu fahren. Die Betonung liegt hierbei auf "zulässig", denn auch ein überladenes 3,5-Tonnen-Fahrzeug, welches zum Zeitpunkt des Wiegens 3,65 Tonnen auf die Waage bringt, hat immer noch ein zGG von 3,5 Tonnen. Somit ist der B-Führerschein erstmal gültig.

Selbst die Polizei ist sich unsicher

Dass die Unsicherheit in dieser Frage selbst bei der Polizei nicht gänzlich ausgeräumt ist, zeigt eine Anfrage von promobil im Dezember 2019 auf die wir eben genau die falsche Antwort bekamen. Initiiert wurde die Anfrage durch eine Leserzuschrift.

Klaus Volke, per E-Mail (12/2019): "Ich habe einen Führerschein, der mich berechtigt, ein Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 3,5 Tonnen zu fahren. Wenn dieses Fahrzeug überladen ist und sein tatsächliches Gesamtgewicht beträgt zum Beispiel 3,6 Tonnen: Werde ich dann für das Überladen mit einem Bußgeld bestraft, oder ist es ein Fahren ohne gültigen Führerschein? (...)"

Von zwei Quellen, eine davon die Polizei Stuttgart, war uns dazu bestätigt worden, dass ein Führerschein-Klasse-B-Inhaber, der einen überladenen 3,5-Tonner bewegt, sich wegen "Fahren ohne gültige Fahrerlaubnis" (§21 StVG) strafbar macht. Dazu erreichten uns zahlreiche irritierte Leserbriefe. Wir fragten daraufhin nochmals nach.

Eine schriftliche Stellungnahme des Polizeipräsidiums Schwaben Nord sowie die Bestätigung durch den CIVD klären auf. Richtig ist: Für einen Führerschein-Klasse-B-Inhaber stellt das Führen eines überladenen Kraftfahrzeugs mit zulässiger Gesamtmasse von nicht mehr als 3,5 Tonnen "nur" eine Verkehrsordnungswidrigkeit wegen Überschreiten des zulässigen Gesamtgewichts dar. Geregelt ist das in §6 der Fahrerlaubnisverordnung. Hier steht, dass die Klasse B zum Führen von Kraftfahrzeugen mit einem zGG von nicht mehr als 3.500 kg berechtigt. Das tatsächliche Gewicht hat in dem Fall keinen Einfluss auf die nötige Fahrerlaubnis. (Quelle: promobil Ausgabe 01/2020)

Was Sie wissen müssen:

  1. Mit Ihrem B-Führerschein dürfen Sie Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zugelassenem Gesamtgewicht fahren. Das gilt auch für Wohnmobile.
  2. Eine Überladung führt nicht per se zum Verlust des Führerscheins, aber zu empfindlichen Bußgeldern. Ab 20 % Überladung, sogar zu Punkten.
  3. Ab 5 % Überladung wird's teurer: Die Strafen steigen mit dem Grad der Überschreitung.

Die Strafen für überladenes Fahren haben wir in diesem Artikel zusammengestellt. Eine weitere Frage, die sich vielen in diesem Zusammenhang stellt, ist die nach der Versicherung. Baut man überladen einen Unfall, hat das verschiedene, teils ernste Konsequenzen.

Das droht bei einem Unfall mit Überladung

Wenn Überladung zu einem Unfall führt, drohen rechtliche Konsequenzen – von Bußgeldern und Punkten in Flensburg bis hin zu strafrechtlichen Verfahren, insbesondere bei Personenschäden. Zudem prüfen Versicherungen, ob die Überladung ursächlich war: War dies der Fall, können sie Leistungen kürzen oder Regressforderungen stellen. Wann welche Konsequenzen drohen und wann Versicherungen zahlen müssen und wann nicht, klären wir in einem separaten Artikel.

Tipps für sicheres Reisen:

  • Wiegen Sie Ihr beladenes Wohnmobil vor der Reise.
  • Packen Sie clever: Schwere Gegenstände gehören nach unten und in die Nähe der Achsen.
  • Bedenken Sie: Volle Wassertanks und Gasflaschen erhöhen das Gewicht erheblich.
  • Achten Sie auf die Achslasten ihres Fahrzeugs und verteilen Sie das Gewicht dementsprechend. Bei Kontrollen werden sowohl das Gesamtgewicht als auch die Achslasten überprüft

Ausblick: Neue EU-Führerscheinrichtlinie

Die Europäische Union plant eine Reform der Führerscheinrichtlinie, die eine Anhebung der Gewichtsgrenze für die Führerscheinklasse B von derzeit 3,5 Tonnen auf 4,25 Tonnen vorsieht. Dieses Vorhaben zielt darauf ab, insbesondere Fahrern und Fahrerinnen von großen Fahrzeugen wie Transportern und Wohnmobilen mehr Flexibilität zu bieten, da moderne Fahrzeuge durch alternative Antriebe (Elektromobilität und Wasserstoff) sowie zusätzliche Sicherheits- und Komfortausstattungen zunehmend schwerer werden.

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Im Dezember 2023 stimmte der Europäische Rat diesem Vorschlag zu, gefolgt vom Europäischen Parlament im März 2024. Die genaue Ausgestaltung der Regelung wird derzeit zwischen den EU-Institutionen verhandelt. Es wird erwartet, dass die Umsetzung in nationales Recht frühestens im Jahr 2028 erfolgt. Mehr dazu lesen Sie hier.  © Promobil