Frankfurt/Hamburg - Waldbrände bei Los Angeles, Überflutungen in und um Valencia, ein schwerer Sturm in Großbritannien, ein Vulkanausbruch auf den Philippinen: Wetterextreme und Naturkatastrophen aus den vergangenen Monaten. Solche Ereignisse treffen auch Reisende. Schlimmstenfalls geht es um Leib und Leben, bestenfalls werden "nur" die Reisepläne etwas durcheinandergewirbelt – wenn man rechtzeitig Bescheid wusste und umplanen konnte.

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Und es ist ja nicht nur die Natur, die für Gefahr im Urlaub sorgen kann: Unruhen, Konflikte und Kriminalität im Reiseland wollen Urlauber ebenfalls lieber meiden – doch auch dafür braucht es die entsprechenden Informationen dazu, welche Regionen oder Viertel im Urlaubsziel beispielsweise riskant sind.

Überblick mit der App des Auswärtigen Amtes

Um den Überblick über alles zu behalten, lohnt sich die Installation der kostenlosen App "Sicher Reisen", die vom Auswärtigem Amt herausgegeben wird. In dieser intuitiv bedienbaren Anwendung lassen sich die Reiseländer der Wahl als Favoriten auswählen – so hat man alle Informationen des Ministeriums zur Hand: Sie sind sehr umfangreich und reichen von Hinweisen zur Einreise bis hin zu Angaben zur Kriminalität im Land.

Laut einer Sprecherin des Auswärtigen Amts werden diese Reise- und Sicherheitshinweise für jedes einzelne Land weltweit erstellt, fortlaufend überprüfend und tagesaktuell angepasst. Möchte man das, kann man sich mit Push-Nachrichten über aktuelle Änderungen informieren lassen.

So hat das Auswärtige Amt beispielsweise beim Sturm Éowyn, der in der vergangenen Woche über die britischen Inseln gezogen ist, eine Eilmeldung in den Reisehinweisen zu Großbritannien publiziert, um kurzfristig Urlauber zu warnen, die gerade vor Ort waren.

Die "Sicher Reisen"-App des Auswärtigen Amts
Die "Sicher Reisen"-App des Auswärtigen Amts liefert umfassende, tagesaktuelle Informationen zum Urlaubsziel. © dpa / Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Anwendungen wie die des Auswärtigen Amtes fassen Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammen. Der Eilmeldung zu dem Sturm über Großbritannien ging zum Beispiel eine Unwetterwarnung der höchsten Stufe des irischen Wetterdienstes voraus: Mit der App des irischen Wetterdienstes wäre man in dem Fall vermutlich noch etwas frühzeitiger gewarnt worden.

Im Zweifel auf Apps regionaler Institutionen setzen

Das ist auch der Rat, den Marcel Conrad gibt. Er arbeitet bei A3M Global Monitoring, einem Dienst, der Reiserisiken weltweit analysiert und die Travel Risk Map herausgibt. "Ich würde mir stets die regionalen Apps herunterladen, weil sie schneller sind", sagt er. Deren Infos seien oft auch präziser. Vorab lohnt aber auch hier Blick in die "Sicher reisen"-App: In den Länderinfos sind häufig Apps regionaler Dienste verlinkt, insbesondere bei aktuellen Krisenlagen.

Ein Beispiel liefert die Situation in Kalifornien. Dort listet die Ministeriumsapp unter den Hinweisen zu den Wald- und Buschbränden um Los Angeles Anwendungen wie "Watch Duty" auf.

"Watch Duty" habe man den betroffenen Reisegästen auch empfohlen, bestätigt Melanie Gerhardt, die beim Reiseveranstalter Dertour für das Krisenmanagement verantwortlich ist. Das sei eine "sehr präzise und schnelle App", mit Echtzeit-Updates des regionalen Katastrophenschutzes und interaktiven Karten mit Evakuierungsstätten und Routen, so die Expertin.

Veranstalter informiert auch mit SMS

Bei Dertour werden Urlauber in Krisenlagen oftmals per SMS mit aktuellen Informationen versorgt, so Gerhardt. Darum sei es wichtig, dass Reisende bei der Buchung ihre Handynummer hinterlassen. "So können wir sie im Fall der Fälle schnell erreichen und auf dem Laufenden halten."

Probealarm auf einem Smartphone an einem Warntag
Keine App nötig: Den Empfang von Cell-Broadcast-Nachrichten beherrschen viele neuere Smartphones ab Werk - das funktioniert auch in einigen beliebten Reiseländern, darunter Griechenland. © dpa / Rolf Vennenbernd/dpa/dpa-tmn

Warnapps seien eine wichtige Ergänzung der Arbeit im Krisenmanagement, deshalb informiere man die Reisenden auch darüber sehr umfangreich, führt Gerhardt aus – bei Extremwettersituationen oder bei Stromausfällen in der Urlaubsregion spielten Apps "eine wichtige Rolle".

Katwarn und Cell Broadcast - nicht nur in Deutschland verfügbar

Nicht nur in Deutschland nützlich ist die kostenlose Katwarn-App, so Gerhardt. Auf ihr laufen Warnmeldungen von Behörden, Einrichtungen und Leitstellen ein – zum Beispiel zu Hochwassern, Terroralarm oder Unwettern. Das System ist international vernetzt. Über Ortsfavoriten und Themen-Abonnements werden laut Katwarn nationale Warnungen weltweit zugestellt. Gerhardt: "Gerade, wenn Reisegäste in verschiedene Länder fahren, ist das eine sehr gute Funktion."

Einige Länder nutzen auch den Mobilfunkdienst Cell Broadcast, um Warnnachrichten direkt auf Smartphones zu schicken. Neben Deutschland sind das unter anderem auch die USA, die Niederlande und Griechenland, so das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Bei den Waldbränden auf der griechischen Ferieninsel Rhodos im Jahr 2023, als viele deutsche Urlauber in Sicherheit gebracht werden mussten, haben diese Warnungen laut Dertour-Krisenmanagerin Gerhardt "sehr gut" funktioniert.

Voraussetzung zum Empfangen: Das Smartphone darf sich nicht im Flugmodus befinden – zudem muss es mindestens Android ab Version 11 oder iOS ab Version 16.1 als Betriebssystem installiert haben, so das BBK.

Der Vorteil von Cell Broadcast: Man braucht zwar eine Verbindung ins Mobilfunknetz, aber muss keine Daten herunterladen. "In den Ländern, die das haben, funktioniert das ohne Internet", sagt A3M-Fachmann Marcel Conrad. Apps von regionalen Behörden oder Einrichtungen funktionieren hingegen oft nur mit Netz zuverlässig.

Netzverbindung sicherstellen

Während das innerhalb der EU sowie in Großbritannien, Island, Norwegen und Lichtenstein dank Roaming-Verordnung kein Problem ist – hier nutzt man den Mobilfunkvertrag wie daheim –, können dafür in anderen Ländern hohe Gebühren anfallen.

Wer kostensicher online sein will, kann sich eine Prepaid-SIM-Karte eines Anbieters aus dem Reiseland kaufen oder ein Roaming-Angebot mit E-SIM für Nicht-EU-Länder nutzen, wenn das Smartphone die E-SIM-Technologie unterstützt. Vorsichtig wäre Conrad indes bei der Nutzung öffentlicher, ungeschützter Wi-Fi-Hotspots. "Die können unsicher sein."  © Deutsche Presse-Agentur

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