Berlin (dpa/tmn) - Das Jahr 2016 war für Urlauber turbulent. Angesichts zahlreicher Anschläge in Europa und einem versuchten Putsch in der Türkei fiel die Reiseentscheidung oft schwer. Viele Urlauber mieden die Türkei, dafür boomten andere Mittelmeerländer wie Spanien und Griechenland.
Auch Städtereiseziele wie Paris und Brüssel litten unter Terror. Große Verunsicherung war die Folge. Wenige Wochen vor der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin Anfang März spricht vieles dafür, dass auch die Saison 2017 unruhig sein dürfte.
David Ruetz ist Leiter der ITB und spricht angesichts der globalen Unsicherheit von einer "neuen Realität", die sich freilich zur neuen Normalität entwickele. Die Zeiten sind chaotisch - und sie werden es wohl bleiben. Das Kongressprogramm der ITB befasst sich entsprechend erneut mit dem Thema Sicherheit und Ängste.
"Die Sicherheit wird eine Rolle spielen, aber es wird nicht das alleinbestimmende Thema sein", glaubt Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbands (DRV), und stützt damit die These vom Gewöhnungseffekt. Und natürlich darf auch der Hinweis nicht fehlen, dass die Reiselust nach wie vor ungebrochen ist. Wohin die Reise geht, ist aber noch nicht ausgemacht.
Viele Blicke richten sich auf die Türkei. Immerhin 3,76 Millionen Urlauber aus Deutschland reisten in den ersten elf Monaten des Jahres 2016 in das Land - 1,7 Millionen weniger jedoch als im Vorjahreszeitraum. Der Terror und auch das Gebaren des Präsidenten Erdogan haben viele Menschen abgeschreckt. Tourismusforscher Prof. Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven sagt: "Die große Frage ist jetzt: War das nur ein kurzfristiger Einbruch, oder hält die Flaute an?"
Für eine definitive Antwort ist es noch zu früh, noch nicht alle Sommerbuchungen sind gemacht. Laut Zahlen des Veranstalters DER Touristik von Ende Januar hält die Flaute in der Türkei aber an: Die Buchungen seien erneut im Minus, sagt René Herzog, CEO für den Bereich Zentraleuropa.
Die Badeziele in Spanien mit den Balearen und Kanaren sowie Griechenland dürften unterdessen richtig voll werden. "Griechenland brummt bislang", sagt Schäfer. Bei den Krisenländern Tunesien und Ägypten ist die Lage hingegen unterschiedlich. Tunesien dürfte 2017 wieder wenige Gäste anlocken. Für Ägypten jedoch beobachtet die Reisebranche einen Aufschwung. "Das Land wird wieder stärker gebucht", bestätigt Torsten Schäfer.
Auch Fernreisen sind ungeschlagen beliebt. Der DRV rechnet mit steigender Nachfrage. Das Partnerland der ITB ist in diesem Jahr Botsuana - als erstes Land im südlichen Afrika überhaupt. Es bietet wunderbaren, aber nicht gerade günstigen Safari-Tourismus. Der Höhepunkt: das Okavangodelta.
Offen ist noch, wie sich die USA-Buchungen nach dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump entwickeln. Der Einreisestopp für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten hat viele verschreckt und empört. "Das erfüllt uns mit Sorge", sagt DRV-Mann Schäfer.
Ungetrübte Urlaubswelten bietet aktuell vor allem die Kreuzfahrt, die immer mehr Reisende anlockt. "Das Wachstum setzt sich fort", sagt Schäfer. Und auch die Flusskreuzfahrt dürfte 2017 laut DRV eine gute Saison erleben. Nicht zuletzt werden sich auch die deutschen Reiseziele - ob Städte oder ländliche Regionen - in aller Breite auf der ITB präsentieren. Auch wenn nach dem Anschlag von Berlin auch in heimischen Gefilden das Thema Sicherheit eine neue Dimension bekommen hat. © dpa
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