Der Averso hat eine lange Geschichte – mit Lücke. Nach vier Jahren Abstinenz kehrt er wieder in zwei Ausstattungslinien in die Mittelklasse zurück. Womit er dort Erfolg haben will, zeigt der 535 TL.
Nach zwei glücklosen Jahren trotz neuem Gewand ging der Bürstner Averso in der Saison 2021 aus dem Verkauf. Geblieben, und das bis zuletzt, ist nur der Averso Plus mit Hubbett. Nun kehrt die Baureihe mit sechs Normal- und zwei Hubbettgrundrissen sowie in zwei Ausstattungslinien zurück – wie ehedem tritt der Averso als Standardmodell und als 4.490 Euro teurere Harmony Line mit etlichen Optik- und Ausstattungszugaben an.
Averso zurück in der Mittelklasse
Mit Grundpreisen ab 29.490 Euro (Averso 465 TS) stößt Bürstner wieder mitten hinein in die Mittelklasse und will dort nicht nur preislich konkurrenzfähig sein. Vielmehr soll der Averso das Versprechen hinter dem Bürstner-Slogan "Wohnfühlen" wieder vollumfänglich erfüllen. Hinter der Wortkreation stecken der Wille und die Tradition, sich mit besonderen Farben, gestalterischen Details und üppigen Polstern vom Wettbewerb abzusetzen.
Zuletzt war das nur noch schwer umsetzbar, denn mit Premio Life und Premio hatte Bürstner den Schwerpunkt seiner Produkte in der Einsteigerklasse, wo es in erster Linie um Kosteneffizienz geht. Und die wird vor allem dadurch erreicht, dass im Sassenberger Caravanwerk der Erwin Hymer Group für die günstigsten Geschwister von LMC, Dethleffs und eben Bürstner möglichst viele Gleichteile benutzt werden, die sich allenfalls farblich voneinander unterscheiden. Selbst der Averso Plus war dem Diktat der Einheitlichkeit ausgesetzt, ist Bürstner selbst der Meinung.
Zwar rollt auch die neue Averso-Generation aus den modernen Hallen in Sassenberg, doch Caravan-Entwickler Sylvain Heideier will deutlich mehr Bürstner-DNA implantiert haben. Zu dieser DNA gehören unter anderem zwei typische Grundrisse, die es nur bei Bürstner gibt: 465 TS und 485 TS, dazu später mehr. Aber auch bei Polstern, Klappen und anderen Details sei der Individualisierungsgrad so groß, dass Rudolf Wikelski, Verantwortlicher für das gesamte Bürstner-Portfolio, noch nicht einmal mehr von einer gemeinsamen Plattform sprechen möchte.
Aufbau des Averso
Dabei profitiert der Averso in relevanten Punkten eindeutig von der technischen Bruderschaft mit LMC. So basiert er auf dem typischen, mit XPS gedämmten GfK-Boden, und der Harmony Line trägt sogar Wände aus grau eingefärbtem GfK, die, allerdings in Weiß, auch beim LMC Videro zum Einsatz kommen. Gedämmt wird aber auch der Harmony Line mit EPS. Der Basis-Averso läuft ausschließlich in Alu-Hammerschlag vom Band und verzichtet auf die Kunststoffzierteile an den Bug-Kantenleisten. Den Parallelogrammbeschlag am Gaskasten haben alle Averso. Im Bugkasten befindet sich jetzt generell der City-Wasseranschluss aus den beiden Duschpaketen, die Wasserleitung wird durch eine per Stopfen verschließbare Bodenöffnung gefährt. Und: Formteile im Toilettenschacht sollen unsere Nörgelei über Sickerstellen in Tests ein für alle Mal beenden. Na, dann schauen wir mal.
Ausstattungen der Harmony Line
Ansonsten bringt die Harmony Line, die es für alle Averso-Grundrisse und -Modelle gibt, Ausstattungen mit, die beim Basis-Averso Aufpreis kosten: An Bord sind das Averso-Paket mit Panoramadachfenster, Fliegenschutztür und Fenster in der 70 cm breiten Tür (beim Standardwagen 1.090 Euro), das Lichtpaket mit indirekter Beleuchtung auch unter den Oberschränken, an der Küchenrückwand, hinter der Bettblende und in Eckregalen der Sitzgruppe (890 Euro), Teller an den Schwerlaststützen und Alu-Felgen, ein Halter samt Kabel für einen 32-Zoll-TV sowie die Bürstner-typische und -exklusive variable Sitzgruppe (290 Euro).
Der Unterschied zur Standard-Rundsitzgruppe lässt sich wunderbar abbilden an den beiden Averso 535 TL (ab 29.950 Euro), die Bürstner zum Fototermin gebracht hat. Unabhängig von der Ausstattungslinie ist die Sitzgruppe komfortabel gepolstert mit viskoelastischem Schaum auf den Sitzflächen und mit einer zusätzlichen Viskoschicht über den angenehm hohen Rückenpolstern. Die variable Sitzgruppe kommt statt mit fester Querbank samt Truhe im Bug mit einem schmalen Wandtisch, der abgesenkt und mit beiliegenden Polstern als Querbank fungiert oder, angeschnallt an den Hubtisch, eine lange Tafel zwischen zwei Sofas bildet. Zudem kommt die variable Sitzgruppe mit trennbaren Eckpolsterteilen, was sich positiv auf Stauraumbedarf und Variabilität beim Bettenbau auswirken soll. Die Polsterstoffe Ivo (hellgrau) und Pavo (dunkelgrau) sind aus Recycling-PET und lassen sich jeweils mit Cassis-roten Rückenpolstern kombinieren, die dem Farbton der Küche entsprechen. Die blaugrauen Polster der abgebildeten Harmony Line sind aus Leder.
Modernes Interieur
Das Möbeldesign ist für beide Versionen identisch: Holz hat als Dekor fast vollständig ausgedient, kommt nur noch an den Unterseiten der Oberschränke zum Einsatz. Boden und Möbelkorpusse tragen ein Muster, das an Leinenstoff erinnert. In spannendem Kontrast dazu stehen der bereits erwähnte Küchenblock in Uni-Rot und die mattweißen, geschwungenen Oberschrankklappen. Dass diese sich so hochwertig anfühlen, erklärt Heideier auf Nachfrage mit dem Einsatz einer dickeren Dekorfolie statt Papier.
Serienmäßig beim 535 TL sowie beim 465 TS ist das starre Panoramafenster über der Sitzgruppe im Bug. Wer im Heck mehr Licht haben möchte, muss das Fenster im Schlafzimmer für rund 400 Euro separat bestellen. Die fensterlose Rückwand wird nur von Licht inszeniert, wenn beim Normal-Averso das Lichtpaket angekreuzt wird. Der Rolllattenrost vereint die beiden über zwei Meter langen Betten zu einer Groß-Liegefläche.
Bürstners Bordtechnik
Bei der Bordtechnik setzt Bürstner auf kostenpflichtige Upgrades. Geheizt wird bei allen Modellen mit einer simplen Heizkörper-Gebläseheizung des Typs Truma S. Nur Averso 480 TK und 560 TK kommen ab Werk mit einer Truma Combi, weil sich im Möbelensemble kein Platz für den Heizkörper findet. Der 560 TK ist optional sogar mit einer Alde-Warmwasserheizung bestellbar. Die Truma Combi mit integriertem Boiler ist alternativ zur S-Heizung für alle Grundrisse zu haben. Für alle drei Heizungssysteme hat Bürstner Winterpakete geschnört, in denen eine Gasflaschen-Umschaltanlage mit beheiztem Regler und für die Truma-Heizungen eine elektrische Fußbodenheizung und Elektro-Heizstäbe enthalten sind. Serie bei allen Averso ist der große Kompressorkühlschrank, den sich die Erwin Hymer Group für Fahrzeuge aller Marken in China bauen lässt.
Zwei Duschausstattungen runden das Paketangebot ab. Bei beiden ist der City-Wasseranschluss enthalten, das günstigere (680 Euro) schätzt die Nasszelle per Vorhang, das teurere (1.190 Euro) mit einer faltbaren Duschwand. Nachteil des Luxus-Duschpakets: Es vereitelt den Anbau des großen Spiegels und den Einbau des optionalen Badfensters, das zum Lüften speziell nach dem Duschen schon wichtig wäre.
Grundrisse Averso 480 TK und 560 TK
Werfen wir noch einen Blick aufs Grundriss-Angebot. Los geht es mit dem Averso 465 TS mit (optional variabler) Bugsitzgruppe unter dem Panoramafenster und einem französischen Bett. Das Waschbecken liegt nicht offen neben dem Bett wie bei ähnlichen Grundrissen, sondern lässt sich über der Toilette im Duschraum ausziehen. Kürzer ist der 480 TK mit der gleichen Badausstattung im Bug neben dem Längsbett. Hier rücken Dinette und Etagenbetten im hinteren Wagenteil zusammen. Ein Bürstner-Spezialgrundriss ist der 485 TS mit Queensbett im Bug. Von außen ist dieses Modell am tief ausgeschnittenen Panoramafenster auf der Vorzeltseite zu erkennen. Der 490 TL kombiniert eine Dinette im Heck mit Einzelbetten im Bug, über deren Fußenden zwei kompakte Kleiderschränke hängen.
Der 560 TK ist 2,50 Meter breit und kann sich deshalb ein Querdoppelbett im Bug, Quer-Etagenbetten samt separater Dusche im Heck und eine Rundsitzgruppe in der Wagenmitte erlauben. Eine Sonderstellung nehmen weiterhin die Averso-Plus-Modelle 510 TK und 520 TL ein. In beiden senkt sich ein Hubbett über der Hecksitzgruppe ab. Unterscheiden tun sich die beiden nur im Bug: Der TK hat hier ein Kinderzimmer mit Mini-Dinette, der TL zwei Einzelbetten.
Bürstner Averso 535 TL: Daten
- Preis: ab 29.490 Euro
- Grundrisse: 8
- Gesamtlänge: 7,00 – 7,90 m
- Gesamtbreite: 2,30 – 2,50 m
- Zul. Gesamtmasse: 1.500 – 2.000 kg
Das fiel uns auf:
(+) Bequeme, auf Wunsch variable Sitzgruppe, Panoramafenster.
(+) Komfortable Einzelbetten, hochwertiger Möbelbau.
(+) GfK-Boden und bei Harmony Line GfK-Wände.
(-) Einfache S-Heizung in Basisausstattung. © Promobil
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