Vorhang auf, Bühne frei! Für Gorizia/Nova Gorica – neben Chemnitz Kulturhauptstadt Europas 2025. Spannende Mobiltour in eine Region mit bewegter Geschichte – und zu den schönen Dingen im Leben.

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Fast ohne es zu merken, gelangen wir von den italienischen "Colli Orientali del Friuli", den östlichsten Hügeln des Friaul, in die slowenische "Goriška Brda" – hüben und drüben bergiges Kulturland, an dem wir uns kaum sattsehen können. Die Brda verzaubert ihre Besucher mit steilen Weinterrassen und mit Obstbäumen übersäten Hängen. Die Kirschen wachsen einem förmlich in den Mund. Die außergewöhnliche Fruchtbarkeit liegt im Flysch begründet, einem Bodengemisch aus Mergel und Sandstein, das den Landwirten reiche Ernten sichert. Die Erde lässt besonders die Rebsorten Pineda, Rebula und Teran in exzellenter Qualität reifen. Die Weine aus der Brda zählen ohne Frage zu den besten im Land. Die Slowenen exportieren die edlen Tropfen nur ungern, denn sie trinken diese lieber selbst.

Europäische Kulturhauptstadt 2025

Das Jahr 2025 ist ein ganz besonderes für die am Fuß der Berge liegende Doppelstadt Gorizia/Nova Gorica. Die diesjährige Europäische Kulturhauptstadt hieß jahrhundertelang Görz – und war von 1947 bis 2004 durch einen eisernen Vorhang geteilt. Der historische Kern von Gorizia, über dem sich eine Festung erhebt, liegt in der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien, während Nova Gorica, der unter Tito gegründete Ostteil, zu Slowenien gehört.

Seit dem Mittelalter herrschten die Grafen von Görz – sie stammten aus Tirol – über die Stadt. Als das Geschlecht im 15. Jahrhundert ausstarb, übernahmen die Habsburger das Zepter. Sie prägten über 400 Jahre nachhaltig den Baustil. Zeugnisse sind etwa der barocke Dom Santi Ilario e Taziano (Heilige Hilarius und Tatianus) mit seinem reich mit Gold und Stuck verzierten Innenraum – oder die nicht minder prächtig ausgestattete Jesuitenkirche Sant’Ignazio mit ihren beiden mächtigen Zwiebeltürmen aus Bronze.

Historischer Stadtkern

Repräsentatives Zentrum ist der Platz vor der Kirche: die ausgedehnte "Piazza della Vittoria", auf Deutsch "Siegesplatz". Er, der ursprünglich "Piazza Grande" hieß, erhielt seinen Namen, nachdem Görz nach dem Ersten Weltkrieg an Italien gegangen war. Zu den ältesten Gebäuden am Platz gehört der Palazzo der Grafen della Torre aus dem 16. Jahrhundert.

Der Neptunbrunnen in der Mitte entstand 1756 nach einem Entwurf des österreichisch-italienischen Architekten Nikolaus von Pacassi, der unter anderem am Bau des Schlosses Schönbrunn mitwirkte. In den farbenfrohen, schön restaurierten Häusern findet man Boutiquen, Cafés und Restaurants. Leider gibt es auch Bausünden, wie etwa das in den 1930er Jahren erbaute, schmucklose Gebäude der italienischen Sozialversicherungsanstalt neben der Kirche.

Quer über die "Piazza Transalpina" verlief nach dem Zweiten Weltkrieg ein Grenzzaun zwischen Italien und Jugoslawien, ein Symbol des Kalten Krieges, der Trennung von West- und Osteuropa. Eine Reihe von Steinfliesen und eine mit Blumen geschmückte Tafel im Boden markieren die ehemalige Grenzsicherung.

Die Einkaufsstraße

Wie in anderen Städten ihrer Größe (33.600 Einwohner) müssen viele, oftmals alteingesessene Geschäfte in Gorizia ums Überleben kämpfen oder schließen. Als ein Symbol dafür erscheint in der Via Rastello ein schöner schmiedeeiserner Ausleger nach kaiserlich-königlicher Art; er prangt über einem vor Jahren aufgegebenen Eisenwarenladen und trägt in goldenen Lettern die Aufschrift: "Krainer & Comp. Ferramenta e Metalli".

Die historische Einkaufsstraße verbindet den Siegesplatz mit dem Dom. Überall an den Wänden erinnern verblasste Schwarz-Weiß-Fotografien mit Männern im schwarzen Frack und Zylinder sowie Pferdedroschken an die glorreiche Vergangenheit. Nachbarn plauschen unter Torbögen angeregt über die neuesten Nachrichten aus dem Viertel, andere genießen in einem Lokal unter Arkaden ein Gläschen des neuen Weins, der in diesem Jahr wie immer ganz hervorragend ist.

Grenzenlose Kultur

Die Verantwortlichen in der Stadt in Sachen Kulturhauptstadt haben sich für 2025 unter dem Motto "GO! BORDERLESS” sehr viel vorgenommen. Geplant sind mehr als 600 kulturelle Veranstaltungen und über 60 Projekte. Die Aktivitäten zielen darauf, den städtischen Raum neu zu beleben, das Erbe der Grenzregion weiterzugeben und das kulturelle Schaffen zu stärken, das keine Grenzen kennt. Miteingebunden sind in Slowenien neben der Goriška Brda das Vipava-Tal, das Soca-Tal, das Trnovo-Hochland und die Karstfläche Banjšice sowie in Friaul die gesamte Gorizia-Region.

Wir schlendern im September 2024 gemütlich hinauf in die Oberstadt Borgo Castello. Die drei Museen am Weg, darunter ein Modemuseum, haben wegen Renovierung noch geschlossen. An der feudalen Burg mit Rittersaal und Waffensammlung wird ebenfalls kräftig gewerkelt. An allen Ecken sehen wir Menschen, die Fassaden streichen, Gehsteige kehren oder Hecken schneiden – eben alles, was zu tun ist, wenn man viele Gäste erwartet.

Gerichte wie früher

Das Essen im Kaiserreich war geprägt von der italienischen, österreichisch-ungarischen und slowenischen Küche. Ein "Erinnerungsmenü” im Alla Luna, einer urig-rustikalen Trattoria in Gorizia, eröffnet 1876, entführt in diese Ära. Die Speisenfolge: Schinken in Brotkruste, heiß serviert mit Kren, Gersten-Risotto, Gulasch "Goriziana” mit Polenta (Foto) und zum Dessert süße Knödel, mit Obst gefüllt – und in Butter mit Zucker und Zimt gebacken.

Stellplatz-Tipps

Area Camper

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 8 Mobile. Untergrund: Pflaster, weitgehend eben, teilweise schattig. In der Nähe: Trimm-dich-Pfad, Boccia-Anlage. Preis: 7,00 Euro pro Nacht/Mobil inklusive Strom und Wasser. Ganzjährig nutzbar.

Weingut Saksida

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 20 Mobile an einem Bauernhof mit Restaurant. Teilweise geschotterte Parzellen, durch Büsche und Bäumen gegliedert. Pool und Spielplatz. Enge Zufahrtsstraßen. Preis: 39 Euro für 2 Erwachsene/Nacht. Saison: April bis Mitte Oktober.

Area di Sosta Camper

Gebührenfreier Stellplatz für 3 Mobile auf Parkplatz neben Supermarkt in Zentrumsnähe. Untergrund: befestigt, weitgehend eben. Ganzjährig nutzbar.

Area Attrezzata

Gebührenfreier Stellplatz für 30 Mobile auf Großparkplatz in Zentrumsnähe. Untergrund: Asphalt, eben, teilweise schattig. Maximale Aufenthaltsdauer: 72 Stunden. Ganzjährig nutzbar.

Area di Attesa

Gebührenfreier Stellplatz für 20 Mobile auf Parkplatz am Fuß der Oberstadt. Untergrund: Asphalt, eben, kein Schatten. Fußwege zur Burg und durch einen Tunnel zum Zentrum. Ganzjährig nutzbar.

Stellplatz Latisana

Gebührenfreier Stellplatz für 12 Mobile auf Parkplatz neben Carabinieri-Station. In der Nähe: Supermarkt, Bar, Kiosk. Ganzjährig.

Parcheggio Comunale

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 10 Mobile auf einem Parkplatz am Ortsrand, umgeben von Wohnhäusern. Auf Schotter, überwiegend eben. Teilweise schattig, nachts beleuchtet. Ganzjährig nutzbar.

Lepa Vida

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 10 Mobile in ruhiger Lage an einem Weingut. Untergrund: Schotter, weitgehend eben, teilweise schattig. Preis pro Nacht/Mobil: 10,00 Euro inkl. 2 Personen, Ver- und Entsorgung, WLAN, Strom: 0,20 Euro/kWh. Max. Aufenthalt: 24 Std. Ganzjährig nutzbar.

Area Sosta Camper

Gebührenfreier Stellplatz für 8 Mobile am Ortsrand in Zentrumsnähe, teils unter Bäumen. Beleuchtet. Strom 1,00 Euro/3 Std., 2,00 Euro/6 Std, Wasser 2,00 Euro/ 100 Ltr. Max. Aufenthalt: 48 Std. Ganzjährig nutzbar.

Mamaca Park

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Gebührenpflichtiger Stellplatz für 20 Mobile auf einem Parkplatz. Video-Überwachung, Stellplatz beleuchtet. Enge Zufahrt. In der Nähe: Haltestelle, Bäcker. Preis: 20,00 Euro/Mobil für 1. Nacht, 15,00 Euro ab 2. Nacht, Strom 4 Euro, Bad für max. 4 Personen 12,00 Euro. Ganzjährig nutzbar.  © Promobil