Beiträge in den sozialen Medien haben den kleinen Ort Pomfret im US-Bundesstaat Vermont und dessen Straßen im Frühherbst zu einem beliebten Influencer-Spot gemacht. Das 900-Seelen-Städtchen leidet unter den Besuchermassen. Einwohner kritisieren das respektlose Verhalten der Influencer.
Leuchtende herbstliche Farben tauchen die Gegend um die kleine Stadt Pomfret Jahr für Jahr in wohl einen der schönsten Flecke der Erde. Hier, mitten in der weitläufigen Natur im US-Bundesstaat Vermont, reihen sich farbenprächtige Bäume an grüne Wiesen – und mitten in dieser Idylle steht ein Bauernhof, bekannt als die Sleepy Hollow Farm.
Der Spot hat sich in den vergangenen Jahren zum beliebten Ziel für Influencerinnen und Influencer gemausert. In Outfits in Grün, Braun, Gold und Rot posieren sie vor der Farm oder der mit Blättern bedeckten Howe Hill Road und Cloudland Road. Genau das bereitet dem 900-Seelen-Ort wachsende Probleme. Seit Bilder der Sleepy Hollow Farm in den sozialen Medien die Runde machten, seien die Dinge aus dem Ruder gelaufen, berichten Einheimische "BBC".
Beliebtheit macht Einheimischen das Leben schwer
Bei Instagram tummeln sich tausende Beiträge, die die Gegend und den Bauernhof zeigen. Der Hof selbst gelte mittlerweile als einer der meistfotografierten Orte des Bundesstaates, berichtet "BBC". "Es ist ein wunderschöner Ort. Schade, dass er für alle ruiniert wurde", sagt Deborah Goodwin, die Ausstellungskoordinatorin des Artistree Community Arts Center in Pomfret, der britischen Rundfunkanstalt. "In den letzten paar Jahren ist es außer Kontrolle geraten. Tourbusse haben die Leute einfach dort abgeladen...".
Ryan Palmer, Sheriff von Windsor County, betont, dass die Straße nicht dafür ausgelegt sei, von mehreren Fahrzeugen befahren zu werden. 2021 und 2022 hätten weder Feuerwehr noch Krankenwagen die Straße wegen der vielen Fahrzeuge passieren können.
Nicht nur der Ansturm selbst ist für Einwohner ein großes Ärgernis. Sie kritisieren das teils unangebrachte Verhalten der Influencer. Wie Goodwin weiter berichtete, kletterten diese etwa über "Betreten verboten"-Schilder, stellten Umkleidekabinen für Kostümwechsel auf, oder blieben mit ihren Autos auf der schmalen Schotterstraße stecken.
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Einheimische fordern komplette Straßensperrung
Schon im Jahr 2022 forderten Einwohner deshalb ein Durchgreifen – und das bekamen sie auch: Die Straße zur Sleepy Hollow Farm wurde zur Einbahnstraße erklärt. Für Influencer allerdings kein Grund, nicht mehr anzureisen. Stattdessen sorgten sie weiter für Chaos.
In einer 2023 ins Leben gerufenen Crowdfunding-Kampagne schreiben die Organisatoren: "Cloudland und die umliegenden Straßen werden im Herbst unpassierbar, schlecht erzogene Touristen haben Straßen beschädigt, Unfälle verursacht, mussten aus Straßengräben herausgeschleppt werden, haben Gärten zertrampelt, auf Privatgrundstücke gekotet, in Feldern und Einfahrten geparkt und Anwohner verbal angegriffen."
Bereits 2023 konnte durch das Crowdfunding ein Sheriff finanziert werden, der in der Hauptzeit der Laubfärbung (von 23. September bis 15. Oktober) die Straße für Nicht-Anwohner sperrte und neue Straßenschilder aufstellte. Genau das will die Ortschaft auch dieses Jahr wieder machen, nachdem das Feedback der Einwohner durchwegs positiv ausgefallen war. Derzeit hoffen die Crowdfunding-Gründer auf weitere Spenden.
Laut dem BCC-Bericht betonen die meisten Einwohner, dass sie nicht gegen Touristen sind. Sie wollten lediglich, dass die Leute ihre Heimatstadt mit Respekt behandeln.
Verwendete Quellen
- Recherche auf Instagram
- BBC.com: "Pomfret, Vermont: The fall foliage town that banned influencers"
- gofundme.com: Spendenaktion "Save Cloudland Road"
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