Der 390er ist, abgesehen vom Beachy, der kleinste Wohnwagen im Hobby-Portfolio. Doch bei knapp acht Quadratmetern Grundfläche stellt man sich die Frage: Genügt das, um entspannt zu campen?
Knapp vier Meter Innenlänge waren in den 50er- und 60er-Jahren der Standard und groß genug für Familien mit zwei oder drei Kindern. Heute gelten Wohnwagen dieser Größe selbst im Einsteigersegment als Zwerge für zwei. Und das hauptsächlich, weil die Komfortansprüche gestiegen sind.
Was sich kaum geändert hat, ist die Konstruktion des Aufbaus: Der Hobby Ontour 390 SF hat eine traditionelle Hammerschlag-Haut, darunter Holzverstärkungen und eine EPS-Dämmung, einen Sandwichboden aus Holz und eine Dachhaut aus empfindlichem Aluminium. Mehr zur Baureihe Hobby Ontour lesen Sie hier.
Hobby Ontour 390 SF
- Schlafplätze: 2+1
- Zul. GesamtgewichT: 1.200 kg
- gesamtLänge/Breite/Höhe: 5,79/2,20/2,63 m
- Grundpreis ab: 20.310 Euro
Wohnen auf kleinstem Raum im Wohnwagen
Wertig ist die einteilige Eingangstür. Ein Fenster mit Verdunkelung, ein Mülleimer und zwei kleine Staufächer sind integriert. Letztere sind zum Beispiel für die Dokumente ideal. Dahinter taucht das helle, aufwendig gestaltete Interieur auf, das man in der Einsteigerklasse so nicht erwarten würde.
Auch die Qualität und Verarbeitung des Möbelbaus sind überdurchschnittlich gut. Die Spaltmaße zwischen den Klappen der Oberschränke um die Sitzgruppe sind gleichmäßig, die Polsterelemente sitzen straff und sicher, sichtbare Möbelverbinder gibt es kaum.
Doch wie sitzt es sich in der seitlichen Dinette, die sich zum Zusatzbett umbauen lässt? Hervorragend! Selbst unter dem Fenster hat Hobby ein schmales Polsterelement platziert. So kann man allein oder zu zweit gemütlich fläzen. Essen funktioniert auch zu dritt, da der Tisch groß genug und sehr stabil ist. Clever ist die abgeschrägte Seite, weil sie den Einstieg in die längere Sitzbank erleichtert.
Zwei Ausstellfenster sorgen für ausreichend Tageslicht – verschattet und verdunkelt werden sie mit Vorhängen oder mit Rollos. Im Eck ist eine kleine Ablage angebracht, hier kann man Deko oder Kleinkram unterbringen. Manko: Die hellen Klappen der Oberschränke haben keinerlei Arretierung und die Zuhaltekraft der Federscharniere lässt zu wünschen übrig. Für Wärme sorgen zwei Ausströmer im Bereich der Dinette, diese leiten die Warmluft der ausreichend starken Truma S 3004 weiter. Ein dritter Ausströmer befindet sich gleich im Eingangsbereich, er ist in den Unterbau der Küchenzeile integriert.
Das Bad ist mit einer Banktoilette mit eigenem Spültank, einem Klappwaschbecken und einem kleinen Spiegelschrank funktional-rudimentär ausstaffiert – mehr braucht es gar nicht. Über die nicht instinktive Verriegelung, realisiert durch ein unauffälliges Kunststoffzünglein links unterhalb des Waschbeckens, sieht man nach etwas Übung hinweg. Trotz des Trends zur bordeigenen Dusche in jedem noch so kleinen Caravan hat Hobby lobenswerterweise keine Duscharmatur und keinen Duschvorhang ins winzige Bad gepackt. Es gibt auch keine Option dafür. Ein Duschpaket in dieser Größe würde nur falsche Erwartungen wecken.
Kleine Küche mit guter Ausstattung
Ebenfalls klein, aber dafür hervorragend nutzbar, ist die Küche. Ihr Korpus beherbergt links den 98 Liter großen Kühlschrank mit 12-Volt-Kompressortechnik, rechts drei stabile, mit Pushlocks verriegelte Schubladen. Die unterste Schublade ist dabei sehr kurz, da der Platz durch den Radkasten beengt ist. Alle drei Schubladen verfügen über Selbsteinzug.
In die Arbeitsplatte sind das rechteckige Spülbecken aus Edelstahl und der feudale Drei-Flammen-Kocher mit Elektro-Zünder eingelassen, den Hobby vom Ontour bis zu Maxia in allen Baureihen einsetzt. Man kann seinetwegen zwar mit großen Töpfen kochen, sie aber in der kompakten Spüle nicht sauber machen – aber für Familienfeste ist der Ontour 390 SF ja auch nicht gedacht. Deshalb hätte auch ein Herd mit zwei Flammen genügt. Der ließe nämlich noch Ablagefläche für eine Kaffeemaschine oder Ähnliches frei.
Über der Küchenarbeitsplatte ist ein Ausstellfenster mit Rollo verbaut, darüber thront ein geräumiger Oberschrank. Zwischen dessen sicher verriegelnden Türen findet man das Hobby-typische, praktische Gewürzfach mit schmalem Segmentrollo. Gegen einen Aufpreis von 371 Euro kann man die Küche durch eine Dunstabzugshaube von Dometic aufwerten.
Stauraum und Schlafbereich
Der Kleiderschrank des Ontour ist zu groß. Wie bitte? Richtig gehört: Für die Garderobe eines Paares ist beinahe zu viel Platz auf der breiten Kleiderstange: Praktischer wäre es gewesen, Hobby hätte eine Hälfte mit Kleiderstange und die andere Hälfte mit Wäschefächern bestückt. Schließlich wurden die Breite und die Tiefe des Schrankes durch die verbaute Truma-Heizung S 3004 vorgegeben, die den Schrankinhalt durch ihr Kaminrohr im Winter passiv beheizt.
Für die räumliche Trennung des Bugbettes vom Wohnraum ist ein ausziehbarer Faltvorhang verantwortlich. Wer unbedingt möchte, kann sich auf dem 197 x 128 Zentimeter großen Querbett somit kurz zurückziehen. Die serienmäßige Federkernmatratze ruht auf einem Lattenrost. Sie ist grundsätzlich bequem, im Vergleich zu einer Kaltschaummatratze aber ein wenig weich. Das muss man mögen.
Der Lattenrost lässt sich nach oben aufklappen und wird dabei von zwei Gasdruckfedern gestützt. Doch weil er sich nur in einem Winkel von ungefähr 45 Grad öffnen lässt, wird das Be- und Entladen sperriger Gepäckstücke erschwert. Zum Glück gibt es auf der rechten Seite auch eine serienmäßige Außenklappe, die mit über 70 Zentimetern Breite echt praktisch ist.
Über dem Bett sind Oberschränke angebracht – wie in der Dinette auch hier ohne Verriegelung, aber mit integrierten Federaufstellern. Am designierten Kopfende, ergo in Fahrtrichtung rechts, finden sich zwei LED-Lesespots. Sie lassen sich über den zentralen Lichtschalter am Bett zwischen den Kopfkissen steuern. Hier lässt sich auch die zentrale Deckenleuchte an- und ausschalten.
Eine BUS-gesteuerte Lichtsteuerung bieten andere Fahrzeuge der Einsteigerklasse nicht. Überhaupt fehlt auch dem Ontour schon in Grundausstattung nichts, was man für Fahrsicherheit und Wohnkomfort braucht. Die Heizung hat ein Gebläse, im etwas engen Gaskasten lagert der rollbare Abwassertank, das Chassis ist mit Stützlastwaage, Stoßdämpfern und Stabilisierungseinrichtung versehen.
Zwischen Bugwand und Bett steht eine offene Ablage bereit. Zwischen ihr und Bettkante bleibt jedoch ein zwei Zentimeter breiter Spalt. Durch ihn steigt Warmluft aus dem Heizungsrohr im Stauraum nach oben, fallen aber auch Brillen, Uhren oder Schmuck nach unten. Ist am Ende ein Kunststoffgitter alles, was Paaren zum Campingglück noch fehlt? Könnte man fast sagen.
Daten und Messwerte
Karosserie
- Aufbau: Sandwichbauweise mit XPS-Schaumisolierung. Dach aus Glattblech (31 mm), Seitenwände Alu-Hammerschlag (31 mm), Bug/Heck Glattblech. Boden Sperrholz-Sandwich (37 mm). Deichselkasten aus ABS, Deckel an Parallelogramm-Beschlag. Einteilige Aufbautür 173 x 58 cm mit Fenster. Serviceklappe 75 x 31 cm.
- Vorzeltumlaufmaß: 836 cm.
- Anbauteile: Einteiliger Heckleuchtenträger mit integrierten Rangiergriffen. Bugelemente aus ABS.
- Fenster/Hauben: Fünf Ausstellfenster mit Rohraufstellern und Rastrollo-Verdunkelung. Midi-Heki (Dometic) 70 x 50 cm, Micro-Heki 28 x 28 cm in der Nasszelle.
Möbel
- Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren und integrierten Federaufstellern. Oberschränke im Wohnbereich ohne Verriegelung. In der Küche Pushlock-Verriegelung an Unter- und Oberschränken, Schubladen mit Selbsteinzug. Drehstangenschloss im Schrank und an der Badtür. Badschrank mit Spiegel aus Kunststoff. Raumtrenner aus Textil mit Magnetschloss.
Bordtechnik
- Gas/Heizung: Gasheizung Truma S 3004, 12-Volt-Gebläse, vier Ausströmer (2x Sitzgruppe, 1x Eingang, 1x Sitzgruppe).
- Wasseranlage: 25-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, Truma Therme 5 Liter, Abwassertank (rollbar) mit 23,5 Liter.
- Elektrik: Umformer Dometic SKU mit 400W. Fünf Steckdosen (2x Küche, 1x Bad, 2x Kleiderschrank, auch für TV).
- Beleuchtung: zwei Deckenleuchten, vier LED-Lesespots, LED-Leuchtstab als Küchenarbeitslicht, zwei LED-Spots im Bad. Vorzeltleuchte mit LED (innen schaltbar).
- Küchenausstattung: Drei-Flammen-Kocher mit Zündhilfe, Rechteck-Edelstahlspüle mit integriertem Hebelmischer, Glasabdeckung. Kompressorkühlschrank Dometic mit 98 Liter Nutzinhalt, davon 12 Liter Gefrierfach.
- Sanitär: Thetford-Banktoilette mit 15-Liter-Spülwassertank. Klappwaschbecken (Kunststoff) mit Hebelmischer.
Das fiel uns auf:
(+) Der Toilettenschacht besteht aus einem Formteil mit guter Abdichtung nach vorn.
(+) Die Kurbelstützen sind gut erreichbar, die Sechskantaufnahmen sind für einfache Bedienung lang.
(+) (-) Die für Hobby typischen Lichtschalter sind übersichtlich. Schade, dass es so wenige gibt.
(-) Im Bad gibt es nur eine Leuchte, aber zwei Knöpfe am Schalter. Etwas verwirrend.
(-) Das Zünglein für die Arretierung des Waschbeckens ist klein, versteckt und nicht stabil.
(-) Zwischen Bett und Ablage klafft ein Spalt. Schmuck oder Brillen können hier zu leicht verschwinden.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 20.310 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II: 183 Euro
Testwagenpreis: 21.107 Euro
- ✘ Auflastung auf 1.500 kg zul. Gesamtmasse: 525 Euro
- ✘ Vorbereitung für Dachklimaanlage: 89 Euro
- Dachklimaanlage von Dometic: 2.528 Euro
- Reserverad mit Halter (unterflur): ✔ 475 Euro
- Diebstahlsicherung Zugkopf Knott: ✔ 51 Euro
- Stabilisierungssystem (Knott ETS Plus): ✔ 1.024 Euro
- Autarkpaket mit 95-Ah-AGM-Batterie: 854 Euro
- Dachmarkise Thule Omnistor: 1.198 Euro
- ✘ Stützlastanzeige am Bugrad: ✔ 0 Euro
✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert
Wertung
maximal 5 Punkte möglich
- Wohnen: 3,4 Punkte
- Beladen: 3,6 Punkte
- Technik: 3,5 Punkte
- Fahren: 4,2 Punkte
- Preise und Service: 4,3 Punkte
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