Kein Platz für Wohnmobile und Wohnwagen auf deutschen Raststätten. In einem Test deckt der ADAC die gravierenden Mängel auf Rastanlagen entlang der Hauptautobahnstrecken auf.
Volle, enge Parkplätze, schlechte Beschilderung und behelfsmäßiges Parken auf Lkw-Parkplätzen oder im Parkverbot. Diese Situation dürften wohl die meisten Camperinnen und Camper auf deutschen Raststätten zur Genüge erlebt haben.
Deutsche Raststätten nicht auf Camper vorbereitet
Dass deutsche Autobahnraststätten überhaupt nicht auf die gestiegene Anzahl von Wohnwagen-Gespannen und Wohnmobilen eingestellt sind, bestätigt der ADAC in einem aktuellen Test. Der deutsche Automobilclub überprüfte 2023 und 2024 je 40 Rastanlagen und stellte erhebliche Versorgungsdefizite für Campende fest.
Für Wohnmobile oder Gespanne gibt es auf deutschen Raststätten oft nicht genug geeignete Parkplätze. Von 80 getesteten Anlagen hatten nur ein Viertel spezielle Stellplätze für Camper. Auf 55 Rastplätzen gab es gar keine. Besonders kritisch: Auf fünf Raststätten müssen Camper mit Lkw um Stellflächen konkurrieren, was für Familien mit Kindern zum Sicherheitsrisiko wird und die begrenzte Parksituation für Lkw noch verschärft.
Die Beschilderung ist mangelhaft
Auch die Beschilderung ist oft mangelhaft. Nur 17 Rastplätze boten eine durchgängige Wegweisung für Camper. Auf vielen begann sie zu spät oder hörte mittendrin auf. Auf 57 Raststätten fehlte die Beschilderung komplett. Parken auf Pkw-Stellflächen oder vor Zufahrten ist deshalb kaum vermeidbar.
Für Elektro-Gespanne ist die Situation noch schwieriger. Nur auf drei Rastplätzen fanden die Tester Ladesäulen, die ohne Abkoppeln des Anhängers genutzt werden konnten. Wie unpraktisch es ist, den Wohnwagen zum Laden erst vom Elektroauto abkoppeln zu müssen, zeigt unser Praxistest.
Zudem fehlen in Deutschland spezielle Servicebereiche für Camper. Wie der ADAC aufzeigt, ein krasser Kontrast zu unseren Nachbarländern. Frischwasserstationen, Entsorgungseinrichtungen oder Stromanschlüsse sind auf keiner der getesteten Raststätten vorhanden.
Parken auf Lkw-Parkplätzen problematisch
Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat sich die Zahl der Freizeitfahrzeuge in Deutschland in den letzten fünf Jahren verdoppelt: Es gibt 750.000 Wohnwagen und über 900.000 Wohnmobile. Für Lkw fehlen deutschlandweit bis zu 35.000 Stellplätze. Stehen Campende also auf Lkw-Parkplätzen, vergrößern sie deren Parkplatzmangel weiter.
Der ADAC empfiehlt Camperinnen und Campern, ihre Fahrt zu planen und sich über geeignete Rastanlagen zu informieren. Das dürfte in der Realität aber nur zum Teil machbar sein. Wir alle wissen, wenn es drängt, dann muss man eben rausfahren, egal ob zum Toilettenbesuch, aufgrund von Reiseübelkeit, einer Panne etc. Des Weiteren fordert der ADAC die Verantwortlichen auf, den gestiegenen Bedürfnissen der Campenden stärker Rechnung zu tragen.
Unsere Tipps für einen Raststätten-Stop:
- Bereits vor der Einfahrt in eine Raststätte abschätzen, wie viel Platz diese bietet. Je mehr Service-Leistungen geboten werden, desto mehr Parkplätze gibt es in der Regel.
- Nicht in die engste Parklücke quetschen
- Um Hilfe bitten, falls man sich doch einmal in eine ungeschickte Parklücke bugsiert hat.
- Nicht in der Auf- und Abfahrt parken! Lieber eine zweite Runde drehen oder weiter fahren.
- Autohöfe bieten mehr Platz als gewöhnliche Raststätten. Sie müssen eine Mindestanzahl an LKW- und PKW-Stellflächen aufweisen und bieten rund um die Uhr Services wie Tanken, WCs, Essen und Trinken.
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