Die wilden Jahre der Anarchie nach dem Mauerfall in Berlin sind vorbei. Die Älteren erinnern sich vielleicht noch, dass man in den 1990er-Jahren mit dem Wohnmobil auf dem riesigen Parkplatz vor dem Palast der Republik am Ufer der Spree campen konnte.

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Heute steht dort das Stadtschloss. Und auf dem urbanen Campingplatz im Stadtteil Moabit, der Tentstation, steht inzwischen eine schicke asiatische Spa-Anlage. Mittlerweile müssen Camper an die Ränder der Hauptstadt weichen, doch das ist keineswegs ein Nachteil: Die Plätze dort sind wesentlich ruhiger und schöner und liegen alle an Ufern von Seen oder Flüssen.

1. Camping Bürgerablage

Der Platz des Berliner Camping Club erstreckt sich am Havelufer. Vom Campingplatz zur Badestelle mit Sandstrand sind es nur eine Minute Fußweg. Und in die City von Berlin fährt man, wenn man sein Auto oder Campingmobil nicht nutzen möchte, rund eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Bus vor dem Campingplatz pendelt von früh bis spät alle 20 Minuten. Die Bürgerablage ist ein altmodischer Campingplatz, schattig, völlig eben. Weil der Platz im Naturschutzgebiet liegt, dürfen Autos nicht neben den Zelten parken, sondern müssen außerhalb auf dem Parkplatz stehen. Es gibt ein gutes Restaurant, das keine Imbisskost offeriert, sondern richtig gutes Essen, das liebevoll auf dem Teller angerichtet wird.

2. City Camping Nord

Der Platz liegt im Stadtteil Spandau in einem riesigen Schrebergartengebiet auf einer spitzen Halbinsel am Spandauer Schifffahrtskanal. Schiffe fahren hier aber nur noch wenige. Von hier ist es nicht weit zu den Sandstränden des großen Tegeler Sees. Mit der Fähre kann man auf die Insel Reiswerder fahren und dort in der Inselbaude essen. An der Havel in Spandau gibt es viele Bootsvermietungen, dort ist alles zu haben vom Grillboot über Kajaks bis zum Solarboot. An der Dampferanlegestelle Greenwichpromenade kann man auch ohne Anmeldung Dampferfahrten machen.

3. Camping Berlin-Kladow

Der Campingplatz Kladow liegt an der ehemaligen Mauer, hier führt der Mauerradweg vorbei. Wer ihn abradeln möchte: Es sind rund 155 Kilometer rund um das ehemalige Westberlin, eine historisch interessante Tour. Der Platz liegt unter hohen Birken zwischen zwei Seen: dem Groß Glienicker See und dem Sacrower See. Beide Seen, hervorragend zum Schwimmen geeignet, sind auch im Sommer nicht sehr stark frequentiert. Wer Trubel sucht, muss bis zum Strandbad Wannsee fahren, ausgestattet mit über 100 Strandkörben. Nahe ist der Landhausgarten Doktor Max Fraenkel, ein Gartenkleinod, das nach langer Sanierung wieder zum Leben erwachte. Er entstand in einer Zeit, in der es schick war, an der Havel zwischen Berlin und Potsdam Landhäuser zu errichten.

4. Camping Berlin-Gatow

Gatow, im ehemaligen West-Berlin gelegen, ist durch die hier sehr breite Havel von Berlin getrennt und dadurch recht abgeschieden. In der Nähe ist ein Golfplatz, rundherum wohnt man in Einfamilienhäusern mit großen Gärten. Am Havelufer gibt es viele Badestellen und noch mehr Yachtclubs. Der Gutspark Kladow mit sehr gutem Restaurant ist auch nicht weit. Der Platz ist sehr gepflegt und dominiert von Dauercampern. Der Havelradweg, 350 Kilometer von der Quelle bis zur Mündung, verläuft direkt am Platz vorbei. Auf dem Platz gibt es ein griechisches Restaurant.

5. City Camping Süd

City Camping Süd ist nicht weit entfernt vom ehemaligen Allied Checkpoint Bravo, dem Grenzübergang, den fast alle Reisenden nach West-Berlin bis 1989 benutzten. Heute steht das Gelände leer und verfällt. Der Campingplatz ist gelegen am Ufer des Teltowkanals, der bei Potsdam in den Griebnitzsee mündet. Die Lage ist ideal für die, die sowohl Potsdam als auch Berlin erkunden wollen – man liegt genau mittendrin. Von der Autobahnausfahrt Dreilinden sind es nur wenige Minuten bis zum Campingplatz.

6. Camping am Mahlower See

Ein Platz mit relativ wenig Schatten, aber gut gepflegtem Rasen, am kleinen Mahlower See, der gut zum Baden geeignet ist und dörfliches Flair versprüht. Der Platz wurde im Jahr 2006 angelegt und hat moderne Waschhäuser. Am Empfangsgebäude stehen ein Kiosk und eine Terrasse zur Verfügung. Der S-Bahnhof Mahlow ist zwei Kilometer entfernt, von hier kann man mit der S-Bahn ohne Umsteigen direkt zum Brandenburger Tor fahren. Wohnmobil, Caravan, Zelten, alles ist erlaubt. Die Flächen sind großzügig bemessen: Ein Standard-Stellplatz ist 80 Quadratmeter groß, ein Komfort-Stellplatz 100 bis 120 Quadratmeter. Für Zeltcamper ist eine eigene Wiese vorgesehen. Auch Ferienhäuser werden vermietet.

7. Camping Zeuthener See

Der einfache und günstige Platz gehört zum Freizeitsportverein Zeuthener See und liegt auf einer Halbinsel, umgeben von Zeuthener See, Krossinsee und Seddinsee. Das Schmöckwitzer Werder ist dicht bewaldet, an verschiedenen Stellen am Ufer gibt es Badeplätze, zum Teil sogar mit Sandstrand. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln braucht man bis zum Alexanderplatz gut eine Stunde.

8. Zeltplatz Kuhle Wampe

Eine lange Geschichte hat der Platz Kuhle Wampe: 1920 gegründet, wurde er in der DDR als Jugendcampingplatz mit dem Namen 1/10 genutzt. Der Name "Kuhle Wampe" rührt von einer alten Arbeiter-Zeltkolonie her. Von hier ist es nicht weit zum Müggelturm, der auf Berlins höchstem Berg steht, dem Großen Müggelberg, 114 Meter hoch. Der Platz liegt äußerst malerisch auf einer Halbinsel in der Dahme, ein 95 Kilometer langer Fluss. Umgeben ist der Platz von Waldgebieten. Vom Campingplatz gibt es eine Fähre zum anderen Ufer der Dahme, die Überfahrt dauert sieben Minuten. So spart man sich einen kilometerlangen Umweg über Müggelheim nach Köpenick. Aktuell nimmt der Platz ausschließlich Zeltcamper auf.

9. Camping Krossinsee

Der Platz Krossinsee hat eine echte Traumlage auf einer Halbinsel, begrenzt von Krossinsee, Zeuthener See und Seddinsee. Das nahe Schmöckwitz hat sich einen dörflichen Charakter bewahrt und wirkt gleichzeitig maritim. Überall gibt es Yachtclubs, Kapitänshäuser, Fischräuchereien und Angelvereine. Der Platz ist weitläufig und hat Platz für rund 1.000 Gäste. Neben Zelten werden auch Wohnwagen und Wohnmobile akzeptiert, es gibt Tiny Houses und Ferienzimmer, dazu einen Bootshafen mit 80 Liegeplätzen und einem Hafenrestaurant.

10. Camping Flakensee

Am Ufer des Flakensees, einer der vielen Seen im Osten von Berlin, befindet sich dieser Platz. In der Nähe liegt das romantische Dorf Woltersdorf. Die Attraktion ist hier eine Straßenbahn mit Waggons aus den 1950er-Jahren, die im Regelbetrieb jeden Tag die ziemlich hügelige Strecke vom Bahnhof Rahnsdorf bis zur Schleuse Woltersdorf fahren. Dort befinden sich auch die Liebesquelle, die heute leider versiegt ist, sowie zahlreiche Ausflugslokale.

Welcher Campingplatz passt zu mir?

Der ultimative Platz für das Zelt in Berlin-Nähe ist wohl der Campingplatz Kuhle Wampe. Er liegt auf einer langgezogenen Halbinsel südlich des Müggelsees, wobei der Camping praktisch eine Halbinsel auf der Halbinsel ist. Und der Platz für die Zelte liegt ganz an der Spitze der Halbinsel, man blickt – leicht erhöht – überall auf Wasser, am anderen Ufer nur grüner Wald. Der Campingplatz hat eine über 100-jährige Geschichte, kommt ohne großen Komfort aus und ist dafür in einmaliger Natur gelegen. Und die waldige Halbinsel bietet sich für eine Rundwanderung an: immer am Ufer entlang, auch Badestellen mit Sandstrand gibt es. Ins Stadtzentrum braucht man mit dem Auto fast eine Stunde. Zum Müggelturm kann man wandern, das sind gut vier Kilometer.

Auch andere Campingplätze rund um Berlin liegen an See- oder Flussufern. Der Campingplatz Bürgerablage im Westen der Stadt schmiegt sich direkt an die Havel, der Fluss ist hier schon ziemlich breit. Zwischen Platz und Ufer verläuft der Radweg Berlin-Kopenhagen. Der Platz liegt im Stadtteil Spandau – wobei alte Spandauer sich selber nicht als Berliner sehen, sondern als Spandauer. Wer nicht bis ins Zentrum von Berlin fahren will, kann auch in Spandau einiges erleben: Da wären Zitadelle und Altstadt, die wesentlich größer ist als die Berliner Altstadt. "Für mich ist der Platz ideal. Auch wenn die Waschhäuser nicht gerade modern sind, sie sind sauber, und ich bin in der Natur hier. Und wenn ich möchte, ganz schnell in der Großstadt", sagt Hubert Giesmann, der schon zum zweiten Mal Gast auf dem Platz ist.

Ebenfalls in bester Wasserlage liegen die Plätze in Gatow und Kladow am Havelufer, die hier in den Wannsee übergeht. Ideal für alle Arten von Wassersport: vom Segeln über Stand-Up-Paddling, Kajak, Surfen und Rudern ist hier alles möglich. Nicht weit von Gatow und Kladow ist es zur Schlösserlandschaft in Potsdam, etwa fünf Kilometer Fußweg durch Waldgebiet, immer an der Havel entlang.

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