Sind die Boomjahre der Caravaning-Branche vorbei? Sollte deshalb man genau jetzt zuschlagen und ein Campingfahrzeug kaufen?

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In den letzten Jahren erlebte die Wohnmobilbranche einen regelrechten Boom, doch aktuell gibt's deutliche Preisrückgänge bei Freizeitfahrzeugen. Sowohl neue als auch gebrauchte Wohnmobile sind betroffen. Potenzielle Käuferinnen und Käufer fragen sich, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Anschaffung ist.

Woher kommen die Rabatte?

Nach Jahren steigender Verkaufszahlen ist der Markt gesättigt. Viele Interessenten haben bereits ein Wohnmobil gekauft, wodurch die Nachfrage nachlässt. Aufgrund der hohen Inflation und steigender Kreditzinsen ist es für immer mehr Menschen schwierig, sich ein Wohnmobil zu kaufen. Hinzu kommt die aktuell etwas unsichere wirtschaftliche Lage.

Die Kombination aus nachlassender Nachfrage und weiterhin hoher Produktion führt teilweise zu einem Überangebot an Fahrzeugen, was die Preise zusätzlich unter Druck setzt. Viele Händler haben die Höfe voll und möchten den Überbestand loswerden.

Fred Benz von Caraworld, eine auf Freizeitfahrzeuge spezialisierte Online-Plattform, beschreibt die Lage wie folgt:

"Die Händler müssen mehr Rabatte auf die neuen Fahrzeuge geben als noch vor ein paar Monaten. Auch gibt es noch jede Menge Neuwagen aus dem Modelljahr 2024, auf die der Händler höhere Rabatte geben muss als auf die 2025er-Modelle, um diese verkaufen zu können."

Heißt das, dass jetzt goldene Zeiten für Sparfüchse anbrechen?

5 Beispiele für krasse Rabatte bei Camping-Neufahrzeugen

Diese großen, renommierten Handelsbetriebe in Deutschland preisen derzeit einige Wohnmobil-Superschnäppchen an:

  • Das Caravan Center Bodensee bietet derzeit einen Knaus Tourer Van Vansation 500 MQ an. Der ungewöhnliche Teilintegrierte auf VW-Bulli-Basis ist nur 5,89 Meter lang, aber bietet viel Platz für mehrere Personen. Ein Auszug aus dem promobil-Testfazit zu dem Fahrzeug: "Der Tourer Van gefällt mit fünf Schlafplätzen auf kleinem Platz." Der Ursprungspreis des Fahrzeugs lag bei 93.205 Euro. Derzeit ist es für 59.890 Euro im Angebot – das heißt, beim Kauf kann man hier 33.315 Euro sparen.
  • Bei Caravan Brecht in Heilbronn gibt es derzeit einen Bürstner Limited T 726 G mit Hubbetten für 73.999 Euro. Er ist um 17.953 Euro heruntergesetzt vom ursprünglichen Preis von 89.947 Euro. Das Lagerfahrzeug zum Sonderpreis ist unbenutzt und wurde nie vermietet. Außerdem bringt es ein Lmiited Paket mit im Wert von 11.000 Euro – genau genommen handelt es sich hier um einen Rabatt von 28.953 Euro. Weitere Sondermodelle Bürstner Lyseo Time und Campeo Skyline mit Preisersparnis wurden bereits auf der Messe CMT vorgestellt.
  • Schaffer Mobil in Dresden hat den Weinsberg CaraSuite 650 MEG auf Ford-Basis im Angebot. Verfügbar ist der Teilintegrierte aus dem Modelljahr 2023 ab 66.500 Euro – das weicht 24.235 Euro ab vom ursprünglichen Preis von 90.735 Euro. Der Carasuite bringt Hubbetten mit und ist so für vier Personen geeignet. Im promobil-Test hat der Weinsberg Carasuite vor allem mit seiner Zuladung und der Heckgarage überzeugt.
  • Moser Caravaning in Mainz hat dank einer Winter-Aktion den Adria Active Pro für 17.940 Euro günstiger im Angebot: Der Aufstelldach-Camper auf Renault-Basis kostet nur 54.900 Euro. Hier finden Sie einen ausführlichen Vergleichstest des Campervans, dessen Stauschublade genauso gut ankam wie damals schon sein Preisniveau.
  • Bei Caravan Wendt in Kremmin ist ein Campingbus von Hymer derzeit mit einem Preiserlass von 15.500 Euro erhältlich. Der Hymer Ayers Rock bringt ein Automatikgetriebe, Aufstelldach und ein Skyview-Fenster mit. Ursprünglich kostete der Kastenwagen 94.379 Euro, aktuell ist der Neuwagen für 78.879 Euro im Angebot. Der 5,41-Meter-Camper auf Fiat-Basis ist schon länger im Modellprogramm, der Ayers Rock konnte im Test von promobil vor allem mit guten Handling-Eigenschaften punkten.

Vorsicht! Die größten Fallen bei der Schnäppchenjagd

Trotz attraktiver Preise sollten Kaufinteressierte sorgfältig vorgehen, bevor sie sich ein Wohnmobil-Neufahrzeug oder einen jungen gebrauchten Campingbus aus der aktuellen Rabattschlacht zulegen. Vergleichen Sie Angebote und achten Sie auf Sonderangebote. Bei lokalen oder großen Messen bieten die Aussteller häufig sehr attraktive Rabatte – trotzdem sollten Sie einen kühlen Kopf bewahren.

Zunächst sollten Sie sich genau überlegen, ob das angebotene Fahrzeug Ihren Anforderungen entspricht. Ist das Wohnmobil groß genug oder zu groß? Hat es genau die Ausstattung, die Sie benötigen? Oder ist vielleicht unnötig viel eingebaut, was Sie ohnehin nicht benutzen? Oder fehlen für Sie persönlich essenziell wichtige Dinge an Bord?

Und: Wie ist es um die Umwelt- und Sicherheitsstandards der angebotenen Wohnmobile oder Campingbusse bestellt? Einige ältere oder günstige Modelle können Defizite aufweisen in diesem Bereich: Wie stets um die Sicherheitsausstattung des Basisfahrzeugs (vom Beifahrerairbag bis zum Assistenzsystem) und welche Umwelt-Plakette hat das Fahrzeug?

Sie benötigen Hilfe bei der Kaufentscheidung?

Hier finden Sie eine Kaufberatung zu Aufbauformen von Wohnmobilen, hier Basiswissen zu Grundrissen und hier erklären wir, welche Ausstattung ab Werk sinnvoll ist.

Auswirkungen auf die Branche

Die aktuellen Preisentwicklungen auf dem Wohnmobilmarkt bleiben nicht ohne Folgen für Händler und Hersteller. Besonders kleinere Händler oder Unternehmen mit hohen Lagerbeständen könnten in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Ein verstärkter Konkurrenzdruck sowie mögliche Marktbereinigungen sind nicht auszuschließen. Was heißt das für Kundinnen und Kunden? Wenn ein Handelsbetrieb Pleite geht, verschwindet hier auch ein Service-Punkt.

Auch die Hersteller stehen vor neuen Herausforderungen. Der zunehmende Preisdruck könnte dazu führen, dass verstärkt auf kosteneffiziente Produktionsmethoden gesetzt wird. Gleichzeitig gewinnen innovative Konzepte wie Leichtbauweise und alternative Antriebe weiter an Bedeutung, um sich im Wettbewerb zu behaupten.

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Um trotz dieser Entwicklungen weiterhin Verkäufe zu erzielen und die Kundschaft langfristig zu binden, dürften viele Anbieter verstärkt auf zusätzliche Serviceangebote und flexible Finanzierungsmodelle setzen. Attraktive Leasing- und Mietoptionen könnten künftig eine größere Rolle spielen, um preissensible Camperinnen und Camper anzusprechen. Die Branche steht vor Herausforderungen, die jedoch auch Raum für Innovationen und Verbesserungen bieten.  © Promobil

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