Von Mainz bis Worms durch Rheinhessen – das ist Genuss, Natur und Lebensart. Wahre Kulturschätze sind die SchUM-Städte, die uns auf dieser Camping-Tour überrascht und beeindruckt haben.

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Wer mit Wein nicht viel am Hut hat, kommt auf dieser Tour dennoch nicht um Rebstöcke herum. Mit 27.000 Hektar Fläche ist die Region Rheinhessen das größte Weinanbaugebiet in Deutschland. Soweit das Auge reicht, ziehen sie sich die sanften Hügel hinauf, die hier Hiwwel heißen.

Der Weinbau in Mainz, der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, reicht bis in die Römerzeit zurück. Was liegt näher, als bei einer Campingtour in den Weinbergen zu übernachten? Das Hofgut Laubenheimer Höhe, das zum Parkhotel Favorite gehört, liegt nur fünf Minuten von der Stadt entfernt auf dem höchsten Punkt. Es bietet für Reisemobile und Campingbusse Parkplätze mit kostenfreiem Strom- und Wasseranschluss.

Wanderung rund um die Weinberghütte

Wir machen eine kleine Wanderung rund um die Weinberghütte. Entlang von Feldern führt der Weg Richtung Westen mit Blick zum Taunus. Das Mittelgebirge erstreckt sich rechtsrheinisch und liegt überwiegend auf hessischem Gebiet. Über den Rheinterrassenweg geht es zurück und zur ersten Weinprobe. Dabei erfahren wir, dass hier seit über 2.000 Jahren Wein angebaut wird.

Bekannt ist die Region für Riesling, aber Grau- und Weißburgunder sind ebenfalls beliebt. Auch Burgunderweine sind mit 25 Prozent Anbaufläche bedeutend. Auf zwei Drittel der Flächen wachsen weiße Trauben. Tiefrot glänzt dagegen der Merlot im Glas, der uns besonders gut schmeckt.

Die Stadtführerin Stefanie Jung führt uns beim "Mainzer Great Wine Capitals Walk" vorbei an den Sehenswürdigkeiten und zu drei abwechslungsreichen Weinstationen. Am Stadtladen am Kirschgarten können wir uns nicht entscheiden, ob uns der Riesling oder der Weißburgunder besser schmeckt. Auf dem Kästrich, einer Erhebung in der Mainzer Oberstadt, gehen wir in die Kupferberg Sektkellerei, den tiefsten Sektkeller der Welt. Und selbst in der Tourist-Info gibt es neben viel Information auch eine Vinothek.

Reise zurück in die Geschichte

Weit zurück in die Geschichte nimmt uns Anke Sprenger bei ihrer Führung mit, und zwar auf den jüdischen Friedhof an der Mombacher Straße. Die alten, teilweise dick mit Moos überzogenen Steine stehen kreuz und quer auf dem Areal. Durch die hohen Bäume dringen immer wieder Sonnenstrahlen – ein Spiel aus Licht und Schatten. Ab und zu kann man noch Inschriften erkennen. Die ältesten Steine, teilweise aus dem elften Jahrhundert, sind bereits im Boden versunken.

"Ein jüdischer Friedhof ist eine Stätte der Unberührtheit", erklärt die städtische Mitarbeiterin. Es ist ein Ort der ewigen Ruhe, an dem nichts verändert werden soll. Deshalb steht der neue Besucherpavillon außerhalb des Friedhofs. Er informiert über die Anlage und die drei SchUM-Städte, zu denen neben Speyer und Worms auch Mainz gehört. SchUM war ein mittelalterlicher jüdischer Gemeindeverbund, deren Architektur, Kultur, Religion und Rechtsprechung die jüdische Welt nicht nur in Europa prägte. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der drei Städte in hebräischer Sprache zusammen.

Rotweinstadt Ingelheim

Auch wenn es in Ingelheim, 15 Kilometer von Mainz entfernt, Stellplätze an Weingütern gibt, entscheiden wir uns für den Platz "Im Blumengarten", der zentrumsnah zur Rotweinstadt und neben einem Freibad liegt. Eine halbe Stunde laufen wir zur Burgkirche in Ober-Ingelheim, die von einer Wehrmauer umgeben ist. Auch von hier oben blicken wir über grüne Weinhügel, auf denen vor allem Pinot noir wächst, bei uns auch als Spätburgunder bekannt.

Das Weingut Wasem im ehemaligen Kloster Engelthal besticht schon durch seine besondere Architektur. Alt und Neu bilden ein harmonisches Ganzes. Ausgefallen ist auch die "Flight"-Weinprobe, bei der Philipp Wasem drei Weine ausschenkt, die dann jeder ungestört genießen kann. Zu jedem Glas gibt es eine kurze Erklärung und lokale Tapas-Variationen. Jeder entdeckt selbst den Geschmack des Weines – ohne lange Reden.

Auch der Ingelheimer Winzerkeller vereint Tradition und Moderne. Was einst das Gebäude der Winzergenossenschaft war, ist heute Vinothek, Kulturtreffpunkt und Museum. Hier können wir Wein mit allen Sinnen spüren und steigen dazu in die Tiefen der alten Weinkeller hinab. In der multimedialen Ausstellung "Kellergenossen" riechen wir nicht nur die Aromen des Weins, sondern lernen das Handwerk des Weinbaus hautnah kennen.

Wir schwingen uns zur Abwechslung in den Fahrradsattel und radeln ein Stück den Selztal-Radweg entlang, der auf 68 Kilometern entlang des Flüsschens Selz führt. In Nieder-Ingelheim ließ Karl der Große um das Jahr 800 einen Prunkbau errichten, dessen Ruine heute noch beeindruckt.

Durch das westliche Rheinhessen fahren wir gut 50 Kilometer bis nach Westhofen. Hier öffnet der Rheingrün Hofgarten zu besonderen Gelegenheiten. Im modern interpretierten Barockgarten summen Bienen um Kräuter und Blumen, die farblich passend abgestimmt sind. Das Mikroklima hinter den dicken Mauern begünstigt ihr Wachstum und schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Die Künstlerin Iris Leonhardt, deren Skulpturen das Anwesen zieren, hat den Garten gemeinsam mit ihrem Partner angelegt. Im ortsansässigen Weingut Wechsler gibt es Weine aus ökologischer Bewirtschaftung und mit Charakter. Viele rheinhessische Winzer wollen die Nachhaltigkeit im Weinbau stärken.

Von Worms bis nach Speyer

In Worms wählen wir den Stellplatz am Stadtrand, ganz in der Nähe des Rheinufers. Von hier erreichen wir das Stadtzentrum zu Fuß.

Der alte jüdische Friedhof "Heiliger Sand" in Worms ist der älteste erhaltene in Europa, der noch an seinem ursprünglichen Platz liegt. Ebenso kann man anhand von Stadtmauerresten, Eingangstoren und Bebauung das einstige Judenviertel erahnen. Eine zentrale Bedeutung hat das Ensemble in der Judengasse und am Synagogenplatz, das sich aus Synagoge, Frauenschule und Mikwe, einem Ritualbad, zusammensetzt – für das jüdische Erbe der SchUM-Städte und als Erinnerung an eine wechselvolle Geschichte. Das Weingut Gehring in Nierstein erzeugt übrigens auch koscheren Wein.

Nachdem uns die jüdische Kultur mehr und mehr in ihren Bann zieht, machen wir auf dem Rückweg noch einen Schlenker nach Speyer, um auch die dritte SchUM-Stadt zu besichtigen. In Speyer gibt es in der Judengasse unweit vom Dom den Judenhof. Hier ist eine Mikwe aus der Zeit um 1120 erhalten, die älteste ihres Bautyps in Europa.

Eine steile Treppe führt über zehn Meter zum Tauchbad hinab, dessen Wasser der Reinigung von ritueller Unreinheit diente. Filme geben Einblicke in die Zeit des Mittelalters und das jüdische Leben in Speyer. Besonders in der Liturgie spielt der Wein im Judentum eine Rolle, etwa zu Beginn jüdischer Feiertage, in dem Gott als Schöpfer der Frucht des Weinstocks geehrt wird.

Campingplätze

Diese Campingplätze können wir für eine Rheinhessen-Tour empfehlen.

1. Rheingau Camping

2. Camping Maaraue

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3. Camping Gutenbornerhof

Wohnmobil-Stellplätze

Diese Stellplätze können wir für eine Rheinhessen-Tour empfehlen.

1. Hofgut Laubenheimer Höhe

2. Wohnmobilstellplatz Ingelheim

3. Wohnmobilstellplatz am Rhein in Worms  © Promobil

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