Stralsund (dpa/mv) - Der Herbst ist die Zeit des Raubfischangelns. "Bis Weihnachten beißen Barsch, Hecht und Zander", sagt der Stralsunder Jörn Hetzel, der als Angelguide geführte Touren auf dem Strelasund, dem Bodden und der Ostsee anbietet.
Die Fische müssten sich jetzt Winterspeck anfressen und seien dementsprechend in Jagdlaune. Dorsche lassen sich im Herbst an der Küste sogar vom Ufer aus angeln, ergänzt der Präsident des Landesanglerverbandes, Heinz Brillowski.
Hetzel fährt manche Woche sechs Touren von jeweils acht bis zehn Stunden mit seinem Sportboot. Die meisten seiner Kunden kämen extra wegen des Angelns, sagt er. Am ehesten gebe es im Sommer Spontananfragen von Urlaubern. Die meisten Angeltouristen würden ein Jahr im Voraus buchen.
Die deutschen Gäste kommen Hetzel zufolge zumeist aus der Gegend südlich der Linie Hamburg-Berlin. Außerdem habe er häufig Schweizer, Österreicher und Holländer an Bord.
Fast jeder zehnte Urlauber angelt während seines Aufenthaltes in Mecklenburg-Vorpommern, berichtet die Sprecherin des Landestourismusverbandes in Rostock, Katrin Hackbarth. Kein Wunder: "Der Touristenfischereischein ermöglicht es Gästen auch ohne Angelschein zu angeln." Gerade in der Nebensaison sei Angeln eine beliebte Freizeitbeschäftigung.
Der Fischereireferent im Landwirtschaftsministerium in Schwerin, Gerhard Martin, nennt den 2005 im Land eingeführten Touristenfischereischein eine "klare Erfolgsgeschichte". "Wir haben damals nicht damit gerechnet", gibt er zu. Das Nachbarland Schleswig-Holstein habe damals um die 3000 Touristenfischereischeine pro Jahr verkauft. "Bei uns waren es auf Anhieb über 4000", sagt er.
Die Touristenfischereischeine für momentan 24 Euro gelten 28 Tage, können aber verlängert werden. Zudem müssen die Inhaber eine Angelberechtigung für die Gewässer erwerben, in denen sie fischen wollen. Eine Fischereischeinprüfung ist nicht notwendig. Die Angler auf Zeit erhielten jedoch eine Informationsbroschüre, deren Studium sie mit ihrer Unterschrift bestätigen müssen, erklärt der Geschäftsführer des Landesanglerverbandes, Axel Pipping.
Der Anglerverband hatte sich anfangs dagegen gesträubt, Menschen ohne Ausbildung das Töten von Tieren zu erlauben. Heute heißt es vom Verband: "Die Verfehlungen sind gering." Verbandspräsident Brillowski meint: "Das Kriegsbeil ist begraben."
Immerhin hat der Anglerverband auch seinen Nutzen vom befristeten Fischereischein. So mancher Käufer wird zum regulären Angler mit Prüfung für den lebenslangen Fischereischein. Und von der Gebühr für die Touri-Fischereischeine gehe ein Teil in die Fischereiabgabe des Landes, wie Fischereireferent Martin erläutert. Dieses Geld stehe auch für Projekte der Angler zur Verfügung.
Für Ärger und Empörung sorgen indes neue Angelverbote in Nord- und Ostsee. Mit der nun in Kraft getretenen Schutzgebietsverordnung der Bundesregierung sei in fünf von sechs Meeresnaturschutzgebieten das Angeln verboten, sagte Pipping. Angler in Mecklenburg-Vorpommern seien vor allem von den Angelverboten am Rande der Kadetrinne und der Pommerschen Bucht-Rönnebank betroffen. Der Verband kündigte an, eine Klage zu prüfen. Der Landesfischereiverband unterstütze die Angler, sagte Präsident Norbert Kahlfuss. © dpa
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