Nach langwierigen Verhandlungen kam es am Wochenende zu einer Einigung zur Waffenruhe im Gazastreifen. UNICEF sendete bereits erste Hilfslieferungen. Doch was bedeutet der Waffenstillstand für die Kinder in Gaza?

Mehr zu United Internet for UNICEF

Jubelnde Kinder, Menschen, die sich in den Armen liegen, zwischen Lachen und Weinen: Für viele im Gazastreifen und in Israel geht mit der vereinbarten Waffenruhe ein langanhaltender Albtraum dem Ende zu. Oder pausiert zumindest.

Denn im Gazastreifen wird der Wiederaufbau noch viel Kraft und Zeit in Anspruch nehmen. Am 1. Dezember 2024 waren nach Analysen des UN-Satellitenzentrums Unosat rund 69 Prozent der Gebäude zerstört oder beschädigt.

Humanitäre Hilfe weiterhin notwendig

Eine Million Kinder sind in Gaza derzeit auf der Flucht. Viele von ihnen leben in Zelten, was bei winterlichen Temperaturen tödlich sein kann. Nur noch die Hälfte der 36 Krankenhäuser in Gaza sind funktionstüchtig und viele der Kinder sind lebensgefährlich mangelernährt. Nach einer Schätzung der Vereinten Nationen wird der Wiederaufbau 15 Jahre dauern und mindestens 50 Milliarden Euro kosten.

Die UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell betont, wie groß das Ausmaß an humanitärer Hilfe im Gazastreifen weiterhin ist: "Angesichts des Zusammenbruchs der lebenswichtigen Grundversorgung im Gazastreifen müssen wir dringend alles dafür tun, um Leben zu retten und Kindern zu helfen."

Wieso brauchen die Menschen in Gaza so dringend Hilfe?

In Gaza mangelt es an allem: Nahrung, sauberem Trinkwasser, Medikamenten und medizinischer Versorgung. Viele der Familien haben kaum noch Essen. Sie stehen stundenlang an, um Lebensmittel zu bekommen, viele essen wochenlang nur Fladenbrot, wenn sie denn Mehl und Feuerholz finden.

Auch sauberes Trinkwasser ist kaum verfügbar, berichtet UNICEF, denn normalerweise sorgen Entsalzungsanlagen dafür, dass es genügend trinkbares Wasser in Gaza gibt – doch ohne Strom und Treibstoff, stehen viele der Anlagen still und das Wasser kann nicht durch die Leitungen zu den Menschen gepumpt werden. Viele Kinder trinken deswegen aus der Not heraus verschmutztes Trinkwasser. Krankheiten wie Durchfall haben bei den Kindern dadurch leichtes Spiel.

Gaza-Krieg (Archivbild)
Palästinensische Kinder stehen im April 2024 mit Wasserbehältern Schlange für Trinkwasser. © dpa/Abed Rahim Khatib

Psychische Belastung wird Kinder noch jahrelang begleiten

Neben diesen grundlegenden Bedürfnissen nach Wasser und Nahrung darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, welche seelischen Verletzungen die Kinder in Gaza in den letzten 15 Monaten davongetragen haben. Viele von ihnen haben nahe Familienmitglieder verloren, oft auch mehrere. Die Kinder in Gaza bräuchten langfristige und spezialisierte psychologische Hilfe. Alltägliche Strukturen wie der Schulbesuch oder Spiel und Spaß können Kindern dabei helfen, psychisch wieder gesund zu werden.

Viele Familien, die ihr Zuhause fluchtartig verlassen mussten, machen sich nun wieder auf den Weg zurück. UNICEF schätzt, dass rund 17.000 Kinder unbegleitet sind oder von ihren Eltern getrennt wurden. UNICEF-Sprecherin Rosalia Bollen berichtet aus Al-Mawasi: "Kinder erzählen mir, dass sie bei ihrer Flucht ihre ganzen Spielsachen hinter sich lassen mussten und hoffen, sie wiederzufinden, wenn sie zurückkehren."

UNICEF bringt bereits Hilfsgüter in den Gazastreifen

Es sind bereits UNICEF-Hilfslieferungen im Gazastreifen eingetroffen, darunter Spezialnahrung für mangelernährte Kinder, Materialien für die Wasserversorgung, Winterkleidung sowie Hygieneartikel. Zudem stehen Hunderte weitere Lkw-Lieferungen an den Grenzübergängen bereit, wie Catherine Russell in einem Post auf X schreibt.

Eine Einhaltung der Waffenruhe und die Freilassung aller Geiseln sind jetzt entscheidend. UNICEF ruft dringend zu Hilfen für die Kinder in Gaza auf.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.