Mindestens 1.250 Bahnbrücken in Deutschland sind abrissreif. Sie zu sanieren, ist aufwendig - und durch den Bauboom noch deutlich teurer als zunächst geplant. Die Deutsche Bahn lässt sich nicht beirren und fährt trotzdem darüber.

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Deutschland hat ein massives Brücken-Problem. Die Eisenbahnbrücken sind nämlich in einem noch schlechteren Zustand als bisher bekannt. Genauer gesagt: Mindestens 1.250 Brücken sind abrissreif, wie der "Tagesspiegel" berichtet.

Fast jedes zweite Bauwerk sei älter als hundert Jahre. Das Problem: Sanieren ist nicht drin. Die Kosten dafür haben sich auf mehr als 25 Milliarden Euro verdreifacht. Das gehe aus internen Unterlagen der Deutschen Bahn AG aus Aufsichtsratskreisen hervor, die dem "Tagesspiegel" vorliegen, heißt es.

Alter von 13.535 Brücken nach oben korrigiert

Wie die DB-Spitze in den Papieren einräume, wurde über viele Jahre mehr als die Hälfte aller Brücken falsch gekennzeichnet. Sie sind deutlich älter als angegeben. Erst nach einer Überprüfung wurde die bisherige Nutzungsdauer bei 13.535 Bauwerken nach oben korrigiert.

Und wie: Das durchschnittliche Brückenalter stieg dadurch 2017 auf einen Schlag um 16,4 Jahre und lag Ende 2018 damit bei 73,5 Jahren. Das Alter der Brücken spielt für die Deutsche Bahn allerdings keine Rolle, sie betont: Die Korrektur ändert nichts am Zustand.

Fakt ist aber, dass sich nach der Altersänderung fast 2.000 weitere Brücken schneller dem Ende der Nutzungsdauer nähern als bisher gedacht. Die technische Nutzungsdauer liegt bei 122 Jahren. Damit der Sanierungsstau nicht noch größer wird, müssten mindestens 1.000 Brücken in fünf Jahren erneuert werden.

Die Anzahl der Brücken, die bereits seit mehr als 100 Jahren in Betrieb sind, ist um 20 Prozent auf 11.939 Anlagen gestiegen. Insgesamt 25.000 Eisenbahnbrücken betreibt die Deutsche Bahn.

Deutsche Bahn: Auf etwa 50 Milliarden Euro beläuft sich Rückstau im Gesamtnetz

Fehlende Investitionen haben zum Sanierungsstau geführt. Nun steht die Bahn ohne Geld und mit noch älteren Brücken da. Der Sanierungsbedarf sei bis 2019 auf 25,3 Milliarden Euro gestiegen. Auf etwa 50 Milliarden Euro belaufe sich der gesamte Rückstau beim Gleisnetz.

Wie geht es nun weiter? Verkehrsminister Andreas Scheuer will der Deutschen Bahn ab 2020 in zehn Jahren mehr als 52 Milliarden Euro nur für den Erhalt der Infrastruktur garantieren. Der Bundestag soll darüber im Herbst beraten und beschließen.

Für Zuggäste besteht aber aufgrund der nun zum Teil doch deutlich älteren Brücken aber keine Gefahr, sagt die Deutsche Bahn dem "Tagesspiegel". Brücken, die nicht sicher seien, würden gesperrt und nicht weiter betrieben werden. Es gebe regelmäßige Kontrollen.

Verwendete Quellen:

  • tagesspiegel.de: Züge fahren seit Jahren über abrissreife Brücken
  • Deutsche Presse Agentur
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