Die Biergartensaison ist eröffnet. Mit Temperaturen teils über 20 Grad lässt sich das Bier besonders gut im Freien genießen. Nur beim Blick auf den Bierpreis kann einem der Durst glatt vergehen.

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In den vergangenen Jahren mussten die deutschen Brauereien schwere Zeiten durchstehen. Die Corona-Pandemie mit den damit verbundenen Gastronomie-Schließungen durch Lockdowns und Corona-Maßnahmen setzte der Branche stark zu. Und als die Krise gerade als überwunden galt, kam es aufgrund des Angriffskriegs auf die Ukraine zu massiven Preissteigerungen bei fast allen Produktionsschritten. Brauereien kämpfen ums Überleben, Biergartenbesucher mit stark gestiegenen Preisen.

Brauereien prognostizieren stark steigenden Bierpreis

Schon zu Beginn des Jahres prognostizierten Branchenkenner Bierpreise jenseits der fünf Euro für den halben Liter. In der "Bild" sagte der Vize-Chef des Brauereiverbands Berlin-Brandenburg, Stefan Fritsche, voraus, "wenn Brauereien und Gastronomen ihre Mehrkosten voll an den Verbraucher weitergeben, sind wir Ende dieses Jahres bei 7,50 Euro für den halben Liter Bier." Er forderte sogar: "Wir brauchen den Bier-Gipfel im Kanzleramt, damit Deutschlands wichtigstes Kulturgut nicht ausstirbt."

Tatsächlich hat der Preis für die sogenannte Halbe in einigen Gaststätten schon die Fünf-Euro-Grenze geknackt. Auch die vorhergesagten 7,50 Euro sollen schon erreicht worden sein, schreibt "ntv". Der durchschnittliche Preis bewege sich laut "Bild" zwischen 4,20 und 4,80 Euro.

Brauerbund-Chef Holger Eichele rechnete in der "Bild" vor: Verteuert hätten sich etwa Strom und Gas (+750 Prozent), Kronkorken (+120 Prozent), Braumalz (+90 Prozent), Hopfen (+35 Prozent), Bierfässer (+60 Prozent), Bierkisten +(40 Prozent), Kohlensäure (+90 Prozent), Neuglas (+70 Prozent) und Etiketten (+30 Prozent). Eichele: "Wir arbeiten seit nunmehr fast drei Jahren in einem permanenten Krisenmodus.“

Dieses Bier mögen die Deutschen am liebsten

Auch 2022 werden wieder Unmengen an Bier auf dem Münchner Oktoberfest ausgeschenkt. Dabei ist das augenscheinlich beliebteste Bier der Deutschen nicht in München zu Hause.

Trotz des Rekordsommers 2022 hat es der Bierabsatz auch noch nicht geschafft, Vor-Corona-Niveau zu erreichen. Zu Beginn des Jahres gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass im vergangenen Jahr 7,2 Milliarden Liter Gerstensaft verkauft wurden. Damit waren es zwar vier Prozent mehr als im schlimmsten Corona-Jahr 2021. Man blieb mit dem Absatz aber noch fünf Prozent hinter den Verkaufszahlen von 2019.

Zusammen mit den steuerfreien Exporten und dem Haustrunk ergab sich ein Absatz von 8,8 Milliarden Litern, rund 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die zwischenzeitlichen Verluste habe man nicht mehr aufholen können, konstatiert Eichele. Daran habe zum Jahresende auch die erstmals im Winter ausgetragene Fußball-Weltmeisterschaft nichts mehr geändert.

Generell sei der Bierkonsum in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen. Allein in den vergangenen zehn Jahren ist er um 7,4 Prozent gesunken, schreibt "ntv".

Brauereien warnen vor Flaschenknappheit

Dazu kam im April der nächste Preisschock. Die deutschen Brauereien warnten wie bereits im vergangenen Jahr vor einem Mangel an Bierflaschen. "Bei der Versorgung mit Flaschen steht der Branche in diesem Sommer ein absoluter Härtetest bevor", sagte Eichele der Düsseldorfer "Wirtschaftswoche". "Manche Brauereien mussten sich vielleicht aus finanziellen Gründen mit dem Nachkauf von Neuglas zurückhalten. Andere bekommen einfach nichts, weil die Glashütten nicht liefern können."

Im Sommer wird in der Regel mehr Bier getrunken und im vergangenen Jahr hatte es in Folge der Energiekrise bereits Lieferengpässe bei Glasflaschen gegeben. Brauereien forderten die Kunden damals auf, Leergut rasch zurückzubringen. Der Preis für Glasflaschen ist laut Eichele weiterhin sehr hoch.

Der Chef des Brauer-Bundes kritisierte auch die Händler und ihren "ruinösen Preiskampf": "Die bieten dann zwei Kästen Bier zum Sonderpreis an." In der Folge würden sich die Kunden eindecken und das Leergut komme erst später wieder zurück.

Es heißt also abwarten, ob die anstehende Biergarten- und Grillsaison die Branche aus der Krise holen kann oder ob weiter Brauereien ihre Kessel dicht machen müssen. Aufgrund der hohen Inflation und der gestiegenen Haushaltspreise wird es zudem fraglich sein, ob sich viele Menschen einen regelmäßigen Besuch im Biergarten überhaupt noch leisten können.

Verwendete Quellen:

  • Material von dpa und afp
  • ntv: Brauer erwarten "teuersten Biergarten-Sommer aller Zeiten"
  • Bild: Brauereien schlagen Bier-Alarm
  • Wirtschaftswoche: Brauer-Bund warnt vor Engpass bei Bierflaschen
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