Mit zwei Gewerkschaften parallel verhandelt die Deutsche Bahn über neue Tarifverträge. Doch die Gespräche kommen nicht voran. Bringt ein neues Angebot der Bahn nun Fortschritte?
Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert erklärt, schließt Streiks aber vorerst aus. Das staatlich kontrollierte Unternehmen habe bis zum Mittwochmorgen kein neues Angebot abgegeben teilte die Gewerkschaft am Verhandlungsort in Eisenach mit.
Sie wolle nun das weitere Vorgehen beraten. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte die Bahn am späten Dienstagabend ultimativ aufgefordert, ein verbessertes Lohnangebot vorzulegen. Zu einem Streik darf sie nach geltender Vereinbarung erst nach einem Ende der Schlichtung aufrufen.
Deutsche Bahn will verbessertes Angebot vorlegen
"In diesem Jahr wird es voraussichtlich keine Streiks mehr geben", sagte eine GDL-Sprecherin. "Wir werden die Schlichtung definitiv nicht verlangen." Auch Mitglieder der GDL-Verhandlungsgruppe schlossen Streiks bis zum Jahresende aus. "Die gibt es definitiv nicht", hieß es.
Die Verhandlungsgruppe warte nun auf ein neues Bahn-Angebot. Vielleicht gebe es ja noch am Mittwoch Bewegung, hieß es in Eisenach.
Die Deutsche Bahn will im aktuellen Tarifkonflikt den beiden Gewerkschaften EVG und GDL am Mittwochvormittag "ein neues, verbessertes Angebot" vorlegen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Morgen aus Bahnkreisen erfuhr. Mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wollte die Bahn um 10.00 Uhr weiterverhandeln.
Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky betonte in Eisenach: "Der Ball liegt auf der Seite der Deutschen Bahn AG. Der Arbeitgeber hat es in der Hand, ein verbessertes Angebot vorzulegen, sonst werden wir im Januar über weitere Schritte entscheiden."
Bahn bietet Erhöhung in zwei Stufen an
Weselsky sagte, eigentlich habe er erwartet, dass ein Tarifabschluss ohne Arbeitskampf erzielt werden kann. Deshalb habe die Gewerkschaft fünf Verhandlungsrunden ohne Angebot der Bahn "mit Geduld und Gelassenheit ertragen".
Die GDL war wie die EVG vor zwei Monaten mit einer Forderung nach 7,5 Prozent mehr Einkommen in die Tarifrunde eingestiegen. Die Lokführergewerkschaft vertritt rund 36.000 Beschäftigte des Zugpersonals, darunter vor allem Lokführer, Zugbegleiter und Bordgastronomen.
Die Bahn hatte eine Einkommenserhöhung in zwei Stufen angeboten: 2,5 Prozent zum 1. März 2019, weitere 2,6 Prozent zum 1. Januar 2020, bei einer Vertragslaufzeit von 29 Monaten. Für die Monate Oktober 2018 bis Februar 2019 sollte eine Einmalzahlung von 500 Euro hinzukommen.
Warnstreik am Montag sollte Druck erhöhen
Die EVG, die etwa 160.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn im Inland vertritt, hatte die vierte Verhandlungsrunde am Samstag in Hannover abgebrochen. Als Grund gab sie ein zu niedriges Lohnangebot an.
Mit einem Warnstreik am Montag erhöhte die Gewerkschaft dann den Druck auf den Arbeitgeber. Der vierstündige Ausstand legte den Zugverkehr in weiten Teilen Deutschlands lahm.
Die EVG verlangte zuletzt für die erste Erhöhungsstufe 3,5 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Zumindest sollte eine 3 vor dem Komma stehen, hieß es bei der EVG. Je länger die Laufzeit eines Vertrages ist, desto geringer fällt die effektive Lohnerhöhung aus.
Die Bahn strebt an, bei den übergreifenden Tariffragen wie dem Entgelt mit EVG und GDL gleiche Abschlüsse zu erzielen. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler hat mehrmals klargemacht, er wolle möglichst mit beiden Gewerkschaften "für gleiche Berufsgruppen auch zu vergleichbaren Ergebnissen kommen". © dpa
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