Nach Jahren im Anti-Krisen-Modus peilt die EZB die Rückkehr zur Normalität an. Düstere Konjunkturaussichten erschweren die Wende. Noch halten die Notenbanker um EZB-Präsident Draghi Kurs.
Europas Währungshüter halten das Geld weiterhin billig. Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent, wie der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt entschied. Banken erhalten somit frisches Geld bei der Notenbank weiterhin zum Nulltarif.
Sparer müssen sich indes noch gedulden, einige Volkswirte rechnen angesichts zunehmender Risiken für die Konjunktur inzwischen damit, dass die EZB mit der ersten Zinserhöhung bis ins Jahr 2020 warten wird.
Denn die Aussichten für die Konjunktur haben sich zuletzt eingetrübt: Internationale Handelskonflikte bremsen den Welthandel, das chinesische Wirtschaftswachstum fiel im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahrzehnten, in Europa droht ein ungeordneter Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union.
Mit Blick auf die europäische Wirtschaft sprach EZB-Präsident Mario Draghi in der vergangenen Woche im EU-Parlament in Straßburg von einer "Verlangsamung, die nicht auf eine Rezession zusteuert, die aber länger dauern könnte als zunächst erwartet".
Ökonomen der DZ Bank äußerten sich zuletzt skeptisch: "Angesichts der verhaltenen konjunkturellen Dynamik sollte auch der grundlegende Preisdruck in der europäischen Wirtschaft weiter schwach ausgeprägt bleiben. Dies dürfte die Bestrebungen der EZB, zur geldpolitischen Normalität zurückzukehren, weiter verzögern oder sogar ganz im Keim ersticken."
Inflation schwächte ab
In der Tat schwächte sich im Dezember die Inflation im Euroraum ab: Die Verbraucherpreise lagen nach Eurostat-Berechnungen um 1,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit fiel die Teuerung auf den tiefsten Wert seit April. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an.
Dieser Wert gilt als weit genug entfernt von der Nullmarke. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben - das könnte die Konjunktur bremsen. Mit ihrer Geldflut will die EZB der Konjunktur in den 19 Euroländern auf die Sprünge helfen und die Teuerung anheizen.
Frische Milliarden in Staats- und Unternehmensanleihen will die EZB vorerst nicht stecken. Allerdings werden die Gelder aus auslaufenden Papieren vorerst wieder investiert. Seit Beginn der Anleihenkäufe im März 2015 bis Ende 2018 hat die EZB Wertpapiere im Volumen von rund 2,6 Billionen Euro erworben. Den Strafzins, den Banken für bei der EZB geparktes Geld bezahlen müssen, beließ die Notenbank am Donnerstag bei 0,4 Prozent.
© dpa
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