Gianis Varoufakis wettert erneut gegen Wolfgang Schäuble. In einem Interview mit dem Dokumentar-Journalisten Stephan Lamby, das am Donnerstag auf Phoenix ausgestrahlt wurde, nutzte der ehemalige griechische Finanzminister wieder einmal die Gelegenheit, sich über den deutschen Minister auszulassen.

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Kaum hatte der zurückgetretene Finanzminister Gianis Varoufakis das Wort, wetterte er auch schon gegen seinen Rivalen Wolfgang Schäuble: "Ohne Zweifel hält er die Eurogruppe für seine Schöpfung." Er habe die Strukturen entworfen und spiele eine entscheidende Rolle innerhalb der 19 Finanzminister der Eurogruppe. Der Grieche geht sogar noch weiter: "Ganz klar, es trägt seine Handschrift, er hat dort das Sagen."

Schäuble würde den Kurs in der Eurogruppe vorgeben, alle anderen Finanzminister sähen zu ihm auf. "Im Großen und Ganzen steht für ihn fest, dass es seine Spielwiese ist. Das konnte ich spüren. Vor allem weil es Länder gibt, die um seine Gunst buhlen. Manchmal nervt ihn das. Dann schlägt er sie nieder, wie einer, der sich überlegen fühlt."

Der gescheiterte griechische Finanzminister sei sichtlich überrascht gewesen, dass Schäuble eine Meinung mit ihm teile. "Er sagte zu mir, dass er sehr genau wüsste wie zerbrechlich die Eurozone ist." Doch in seinen weiteren Ausführungen erboste er sich wieder über Schäuble: "Er will eine engere politische Union, in der ein europäischer Schatzmeister wie ein Finanzminister ein Vetorecht über die nationalen Haushaltsbudgets hat." Griechenland solle dabei das Bauernopfer spielen, um seinen Masterplan einer Fiskalunion umsetzen zu können.

Varoufakis verteidigte seine Vorgehensweise und sagte mit einem versteckten Vorwurf: "Wir wollten mit tiefgreifenden Wirtschaftsreformen die Lawine der stetigen Verschuldung aufhalten". Dabei hätte man sogar in Kauf genommen, das Wahlversprächen an das eigene Volk zu verwässern. Die anderen Länder hätten einsehen müssen, dass das Programm, welches man so rücksichtslos den Griechen aufgezwungen habe, gescheitert sei. "Wir sprachen von Brücken bauen und gemeinsamen Interessen, das war unsere Wortwahl."

Doch die Gegenseite habe sich schlichtweg geweigert entgegenzukommen. Schäuble habe ihm zwar persönlich gesagt, dass er ihm trauen würde, dem Rest aber nicht. "Ich glaube, dass ihm persönlich der Plan einer Umstrukturierung der Schulden, um mehr zurückzahlen zu können, egal war, er hat ihn noch nicht einmal gelesen." Er verfolge seinen eigenen Plan: den Grexit.

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