Nach fast zehn Jahren Finanzspritzen aus Brüssel muss Griechenland ab Montag wieder weitgehend allein zurechtkommen: Der Rettungsschirm läuft aus. Deutschland gehörte zu den größten Geldgebern - es trägt zwar noch Risiken, hat aber auch vom ESM profitiert.

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Seit 2010 hat Griechenland nach Angaben des Euro-Rettungsschirms ESM knapp 289 Milliarden Euro an Hilfen erhalten - überwiegend von den europäischen Partnern, aber auch vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Am Montag läuft das letzte der Finanz-Hilfsprogramme aus.

Deutschland hat Athen anfangs auch mit Krediten unterstützt und ist anteilig an der Absicherung der von den Euro-Rettungsschirmen EFSF und ESM verliehenen Milliarden-Hilfen beteiligt. Auch nach Auslaufen des dritten Rettungsprogramms profitiert Griechenland noch für Jahre von verlängerten Kreditlaufzeiten sowie Zins- und Tilgungsstundungen.

Deutsche Steuerzahler müssten für Verluste einspringen

Der deutsche Steuerzahler müsste dann für Verluste einspringen, wenn Athen Hilfskredite nicht zurückzahlt. Die Rückzahlung an die Europäer beginnt erst in einigen Jahren und zieht sich über Jahrzehnte hin.

Bisher ist Deutschland einer der größten Profiteure der Hilfen: Zinsgewinne von mindestens 2,9 Milliarden Euro schlagen zu Buche.

1. Hilfsprogramm (2010/11)

Die Euro-Partner stellten Athen anfangs bilaterale Kredite bereit. Deutschland steuerte über die staatliche KfW-Bankengruppe 15,2 Milliarden Euro bei.

Insgesamt umfasste das erste Rettungspaket Zusagen in Höhe von 110 Milliarden Euro an bilateralen Krediten der Euro-Staaten sowie des IWF. Tatsächlich ausgezahlt wurden letztlich 73 Milliarden Euro.

2. Hilfsprogramm (2012-15)

Der vorübergehende Rettungsschirm EFSF stellte zusammen mit IWF-Hilfen laut ESM 153,8 Milliarden Euro bereit. Dafür hat sich der Fonds am Kapitalmarkt Geld beschafft.

Private Anleger haben also in Anleihen des EFSF investiert, diese Papiere wurden von den Geberländern besichert.

Für Verluste des EFSF haftet Deutschland mit einem Anteil von etwa 29 Prozent. Hinzu kommen Haftungsrisiken für Deutschland an Forderungen des Europäischen Zentralbanksystems sowie an IWF-Krediten.

3. Hilfsprogramm (2015-18)

In einem dritten Programm wurde vom Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) 61,9 Milliarden Euro an Griechenland gezahlt, der IWF war finanziell nicht beteiligt.

Für die vom ESM auf dem Kapitalmarkt aufgenommenen Mittel übernehmen die Euro-Länder keine Gewährleistungen. Deutschland muss 27 Prozent zum ESM-Stammkapital von 705 Milliarden Euro beisteuern. Das maximale Haftungsrisiko für Deutschland ist auf jeden Fall auf 190 Milliarden Euro beschränkt.

Kredite müssen ab 2034 zurückgezahlt werden

Im Rahmen zusätzlicher Schuldenerleichterungen wurden Athen eine Verlängerung von Krediten um zehn Jahre sowie die Stundung von Zinsen und Tilgungszahlungen gewährt.

ESM-Kredite etwa müssen von 2034 an bis 2060 zurückgezahlt werden, auch für EFSF-Darlehen gibt es mehr Zeit. Das Volumen der zusätzlichen Zinsstundung über zehn Jahre ist laut Finanzministerium abhängig von der Zinsentwicklung und werde derzeit auf eine Größenordnung von rund 34 Milliarden Euro geschätzt. Die Hilfen sind an Reform- und Sparauflagen in Griechenland geknüpft. (ank/dpa)

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