Dem Wursthersteller Wilke werden zwei Todesfälle, die offenbar mit Listerien-Keimen zusammenhängen, zum Verhängnis: Der Betrieb muss Insolvenz anmelden. Weltweit werden seine Produkte zurückgerufen. Das Uniklinikum Köln räumt unterdessen Fehler ein.
Der nordhessische Hersteller Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH ist in wirtschaftliche Schieflage geraten, nachdem zwei Menschen offenbar an keimbelasteter Wurst gestorben waren.
Das Unternehmen habe die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens beantragt, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Korbach am Freitag. In einem solchen Verfahren werde geprüft, ob die Voraussetzungen zur Durchführung eines Insolvenzverfahrens vorliegen.
Wilke-Produkte werden weltweit zurückgerufen
Behörden bringen zwei Todesfälle in Südhessen mit dem im Landkreis Waldeck-Frankenberg ansässigem Unternehmen Wilke-Wurst in Verbindung. In den Produkten der Firma waren mehrfach Listerien-Keime nachgewiesen worden.
Für Wilke-Produkte läuft derzeit ein weltweiter Rückruf. Betroffen sind alle Waren des Fleischherstellers bis auf Vollkonserven.
Auch der Großhändler Metro und die Supermarktkette Kaufland haben Produkte von Wilke zurückgerufen und warnen ihre Kunden vor dem Verzehr der Fleischwaren. Teils seien auch Produkte darunter, die über die Wursttheke verkauft worden seien, meldet "Produktwarnung.eu".
Wie ein Kreissprecher der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch mitteilte, prüft das Robert-Koch-Institut aktuell 37 weitere Verdachtsfälle im Zusammenhang mit Wilke.
Bei gesunden Menschen lösen Listerien grippeähnliche Symptome aus. Für Risikogruppen mit geschwächtem Immunsystem, zu denen Ältere oder Schwangere zählen, können die Bakterien jedoch tödlich sein.
Uniklinikum räumt Fehler ein
Das Universitätsklinikum Köln hat nach dem Rückruf indes einen Fehler bei einer Tochtergesellschaft eingeräumt. "Aufgrund der Kurzfristigkeit und des Zeitpunktes der Information ist es im Zusammenhang mit unserer Tochtergesellschaft UniReha zu einem Fehler innerhalb der Speisenversorgung gekommen, sodass einigen Reha-Patienten dennoch Wurstware der Firma Wilke angeboten worden ist", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Uniklinik Köln am Freitagabend.
Für Nachfragen, zu welchen Zeitpunkt und wie viele Reha-Patienten vom Rückruf betroffene Wurst des Herstellers Wilke noch erhalten haben, war die Uniklinik Köln am Freitagabend zunächst nicht zu erreichen.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch hatte zuvor am Freitag erklärt, dass nach ihren Informationen in der Reha-Einrichtung "UniReha" des Universitätsklinikums Köln noch am Feiertag (3. Oktober) zum Frühstück vom Rückruf betroffene Wilke-Produkte an Patienten ausgegeben worden seien. Sie berief sich dabei auf mehrere Quellen.
In der Erklärung der Uniklinik Köln heißt es, sie sei am Mittwoch (2. Oktober) um 17.45 Uhr durch ihren Fleisch-Zulieferer per E-Mail informiert worden, dass sämtliche Produkte des Wurstherstellers der Firma Wilke zurückgerufen werden. "Daraufhin haben wir unverzüglich damit begonnen, die Verteilung der Wurstwaren zu stoppen", erläuterte der Sprecher des Universitätsklinikums Köln weiter. "Die in den Medien genannten, vermutlich kontaminierten Wurstsorten des Herstellers sind in der Uniklinik Köln jedoch nicht verwendet worden", betonte er.
Unternehmen war bereits im März auffällig geworden
Schon im März habe es in dem Betrieb Auffälligkeiten wegen Verunreinigungen gegeben. Daraufhin sei eine engmaschige Untersuchung durch das Veterinäramt erfolgt.
Trotz einer Grundreinigung des gesamten Betriebs sei es dennoch erneut zu Verunreinigungen gekommen. Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben auf eine Dorfmetzgerei vor mehr als 80 Jahren zurück.
Die Firma beschäftigt nach Zahlen auf seiner Website rund 200 Mitarbeiter und produziert pro Woche circa 300 Tonnen Fleischwaren, die weltweit exportiert werden.(sg/hau/thp/dpa/afp)
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