Wo viel Geld im Spiel ist, scheint auch die Versuchung besonders groß: Wegen eines Sexskandals steht gerade Dominique Strauss-Kahn in Frankreich vor Gericht. Doch damit ist der Ex-IWF-Chef längst nicht allein – schon so mancher Top-Manager stolperte über seine Affären.

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Wilde Sexpartys, Prostituierte, Zuhälterei: Von diesem Montag an muss sich Dominique Strauss-Kahn vor Gericht verantworten. Dem ehemaligen Chef des International Währungsfonds (IWF) wird vorgeworfen, sich bis ins Jahr 2011 an der Organisation von illegalen Sexpartys mit Prostituierten beteiligt zu haben. Die sogenannte "Carlton-Affäre" ist nach einem Luxushotel in Lille benannt – dort sollen die Partys neben anderen Treffen in Paris und Washington stattgefunden haben.

Bereits einmal war Strauss-Kahn über eine Sexaffäre gestolpert. Nach Vergewaltigungsvorwürfen einer New Yorker Hotelangestellten trat er 2011 als IWF-Chef zurück und konnte im darauffolgenden Jahr nicht als Präsident für die französischen Sozialisten kandidieren. Ein tiefer Fall für "DSK", wie er oft genannt wird. Ähnlich tief vielen schon andere Top-Manager. Ein Überblick:

Mark Hurd von Hewlett-Packard

Im Herbst 2010 trat der Chef des Computer-Riesen Hewlett-Packard (HP) zurück. Was wie eine alltägliche Wirtschaftsmeldung klingt, hat einen pikanten Hintergrund: Mark Hurd musste gehen, weil er mehrere Abendessen mit seiner Affäre – einer Mitarbeiterin des Konzerns – als Spesen abgerechnet haben soll. Ans Licht gekommen waren die Ungereimtheiten durch einen zweiten, wesentlich brisanteren Vorwurf von eben dieser Frau: sexuelle Belästigung.

Die US-Schauspielerin Jodie Fisher hatte zwei Jahre für das Unternehmen gearbeitet und dem HP-Direktorium erzählt, Hurd habe sie sexuell belästigt. Eine Untersuchung des Konzerns bestätigte den Vorwurf jedoch nicht, später ruderte sogar Fisher zurück und bedauerte ihre Anschuldigungen. Für Hurd war es da allerdings schon zu spät – seinen Job war er los.

Robert McCormick von Savvis

Manch einer dürfte von so einem Kreditkartenlimit träumen, aber für Robert McCormick war die Summe offenbar kein Problem: 241.000 US-Dollar. So viel soll der Chef des IT-Konzerns Savvis im New Yorker Strip-Lokal "Scores" ausgegeben haben – mit seiner American Express-Karte, wie das Unternehmen 2005 bekannt gab. Das Problem: Es war die Firmenkreditkarte und McCormick konnte die Summe am Ende doch nicht bezahlen. Über die Rechnung konnte er sich schließlich ein Jahr später außergerichtlich einigen, seine Stelle hatte er da aber schon verloren.

Harry Stonecipher von Boeing

Kaum besser erging es Harry Stonecipher. Erst wurde er aus dem Ruhestand geholt und dann wieder geschasst: 2003 machte der US-Flugzeugbauer Boeing Stonecipher zu seinem Chef – nur um ihn zwei Jahre später wegen einer Affäre mit einer Mitarbeiterin wieder zu feuern. Obwohl die "persönliche Beziehung" im gegenseitigen Einvernehmen war, missbilligte sie der Verwaltungsrat und drängte Stonecipher zum Rücktritt. Ein unrühmliches Ende für den früheren Konzern-Präsidenten und Vize-Verwaltungsratschef. Dem kam sein Rauswurf teuer zu stehen. Stonecipher verlor nicht nur seinen Posten, sondern auch seinen Anspruch auf rund 250.000 Aktienoptionen. Geschätzter Wert: 27 Millionen US-Dollar.

Manager des Autobauers VW

Auch deutsche Top-Entscheider sind nicht vor Skandalen gefeit, wie das Beispiel VW zeigt. Bei dem Autobauer kamen 2005 Vorfälle ans Licht, in die gleich mehrere hochranginge Manager aus dem Betriebsrat und der Personalabteilung verwickelt waren: Die Konzernleitung bestach Mitglieder des Betriebsrates mit Bordellbesuchen, Prosituierten und Lustreisen. Im Gegenzug sicherte sie sich deren Stimmen bei wichtigen Entscheidungen. Am Ende standen in einem Fall eine Haftstrafe, zwei Mal eine Bewährungsstrafe und eine Geldstrafe in sechsstelliger Höhe. Deutlich waren auch die Folgen für VW: Nicht nur das Image litt, Wirtschaftsprüfer gingen von rund fünf Millionen Euro Schaden aus.

Die Versicherer Ergo und Wüstenrot

Das Thema Sexpartys machte auch vor der Versicherungsbranche nicht Halt. Im Juni 2007 organisierten Manager der Hamburg-Mannheimer (heute: Ergo) eine Betriebsfeier in der Budapester Gellert-Therme – aber keine gewöhnliche. Sondern ein rauschendes Fest mit Prosituierten für Dutzende Mitarbeiter, das rund 83.000 Euro gekostet haben soll. "Herr Kaiser auf Lustreise" titelte damals das "Handelsblatt", das die Affäre öffentlich machte und spielte damit auf die bekannte Werbefigur der Versicherung an.

Einige Jahre später erwischte es auch die Bausparkasse Wüstenrot. Bei einer Reise nach Rio de Janeiro sollen mehrere Führungskräfte rund 200.000 Euro verprasst haben – unter anderem in einem Bordell. Wüstenrot reagierte prompt, suspendierte die Organisatoren und strich zukünftige Trips.

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