Der Ausverkauf an den Aktienmärkten nimmt aufgrund der um sich greifenden Angst vor dem Coronavirus noch einmal Tempo auf. Zu Wochenbeginn erlebt der Dax einen der schwärzesten Tage seiner mehr als 30 Jahre alten Geschichte.
Ruft einer Feuer, stürmen alle gleichzeitig zum Ausgang, es wird eng, Panik bricht aus: Anders lässt sich das Geschehen an den globalen Finanzmärkten zum Wochenstart phasenweise kaum beschreiben.
Investoren fürchten eine globale Wirtschaftskrise infolge der Coronavirus-Epidemie. Außerdem brachen die Ölpreise ein, nachdem Verhandlungen führender Ölstaaten über eine Drosselung der Förderung gescheitert waren.
Aktienkurse sackten ab, als sicher geltende Anlagen wie Gold und Staatsanleihen großer Industrienationen waren gefragt. Händler ziehen bereits Vergleiche zu den Börsencrashs von 1929 und 1987 und sprechen von einem "schwarzen Montag".
Ralf Umlauf: "Ende der Corona-Welle ist noch nicht abzusehen"
"Obwohl in China die Infektionszahl ein Plateau erreicht zu haben scheint, rollt die Corona-Welle weiter und noch ist nicht abzusehen, wann dies ein Ende hat", schreibt Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba. "Die Verunsicherung ist hoch und die Perspektiven für Konjunktur und Märkte schwer abzuschätzen, zumal jetzt noch die Ölpreise kräftig fallen."
Wegen wachsender Rezessionssorgen und der zusätzlichen Gefahr eines Ölpreiskrieges flohen die Anleger am Montag panikartig aus dem Aktienmarkt und flüchteten in sichere Häfen. Der deutsche Leitindex hatte zwischenzeitlich fast 1000 Punkte eingebüßt und schloss 7,94 Prozent tiefer bei 10.625,02 Punkten. Dies ist auf Schlusskursbasis gerechnet der größte prozentuale Tagesverlust seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001.
Dabei hatte der deutsche Leitindex vor gerade einmal drei Wochen ein Rekordhoch von 13.795 Zählern erreicht. Das Minus seither: mehr als ein Fünftel.
Die jüngste Umfrage der Stimmungsforscher von Sentix unterstreicht das: Die Anlegerstimmung in der Eurozone brach im März so stark ein wie nie zuvor in einem Monat und fiel auf den niedrigsten Wert seit April 2013.
"Nach zweistelligen Kursverlusten in Rekordzeit fragt man sich, ob ein Bärenmarkt überhaupt noch verhindert werden kann", erklärt Marktstratege Clemens Schmale von Godmode Trader.
Damit meint er, ob wir derzeit den Beginn eines längeren Abwärtstrends sehen oder lediglich einen kurzfristigen Rückschlag in einem langfristig intakten Aufwärtstrend, so wie in den Jahren 2015/16 und 2018, als der Dax vom jeweiligen Hoch zum Tief teils noch deutlicher fiel.
Am Rande eines Preiskriegs ums Öl
Die Ölpreise brachen mit Verlusten von mehr einem Viertel so stark ein wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. So scheint nach dem Scheitern der Verhandlungen des Ölkartells Opec mit den in der sogenannten Opec+ zusammengefassten Förderländern wie Russland über eine Förderdrosselung der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland über die künftige Fördermenge zu eskalieren. Sogar ein Ölpreiskrieg in Form steigender Fördermengen zwischen den beiden Staaten scheint denkbar.
Diese Befürchtungen setzten zum Wochenstart vor allem die bei vielen Anlegern als Dividendenwerte beliebten Ölaktien unter Druck. Die Aktienkurse von BP, Shell, Total und Eni brachen zeitweise um jeweils mehr als 15 Prozent ein. (dpa/hau)
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