Sigmar Gabriel war seit Beginn der Coronakrise als Berater der Firma Tönnies tätig. Das berichtet das ARD-Magazin Panorama. Clemens Tönnies selbst habe sich um die Personalie bemüht. Gabriel selbst sieht die Beratertätigkeit nicht als problematisch an.
Der ehemalige SPD-Chef
Beratung bezüglich drohenden Exportproblemen
Auf "Panorama"-Anfrage teilte Gabriel dem Bericht zufolge mit, dass seine privatwirtschaftlichen Tätigkeiten keiner Veröffentlichungspflicht unterlägen. Er habe bei Auskünften an Medien immer auch Interessen Dritter zu wahren. Trotzdem bestätigte er, dass er ab 1. März 2020 für Tönnies tätig gewesen sei. Er habe das Unternehmen im Rahmen von drohenden Exportproblemen im Zusammenhang mit der Afrikanischen Schweinepest beraten.
Gabriel erklärte, er habe seine Arbeit mittlerweile beendet: "Diese Tätigkeit musste ich aufgrund einer schwierigen Erkrankung und einer dadurch für mich notwendig gewordenen komplizierten Operation zum 31. Mai 2020 beenden". Für ihn sei zum damaligen Zeitpunkt nicht klar gewesen, ob und auch wann er seine beruflichen Tätigkeiten wieder aufnehmen könne.
Weder er noch seine Geschäftspartner sähen die frühere Beratungstätigkeit für die Firma Tönnies als problematisch an, erklärte der ehemalige Minister. Er habe die "Panorama"-Anfrage "aufgrund des besonderen öffentlichen Interesses im vorliegenden Fall" beantwortet.
Clemens Tönnies holte Gabriel persönlich
Nach "Panorama"-Recherchen hatte sich Firmenchef
Tönnies steht unter Druck, nachdem es am Hauptstandort des Fleischkonzerns in Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen einen massiven Corona-Ausbruch gegeben hatte. Der Betrieb wurde vorübergehend geschlossen und ein erneuter Lockdown für die Kreise Gütersloh und Warendorf angeordnet.
Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie: "Schande für Deutschland"
Anfang 2015 hatte Sigmar Gabriel - damals noch als Bundeswirtschaftsminister - das System der Ausbeutung in der deutschen Fleischindustrie als "Schande für Deutschland" bezeichnet. Nach der Kritik verpflichteten sich die sechs großen Fleischkonzerne Deutschlands unter Federführung Gabriels, die Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten in Deutschland zu verbessern.
Gabriel ist seit November 2019 nicht mehr Mitglied des Bundestags. Er war von 2013 bis 2017 Bundesminister für Wirtschaft und Energie und bis März 2018 Bundesaußenminister. (afp/ska)
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