Der deutsche Immobiliensektor ist zunehmend das Ziel von krimineller Geldwäsche im hohen Milliardenbereich. Es werde hier vermehrt ausländisches Geld investiert, dessen Herkunft unklar sei.
"Nach Schätzungen waren es allein 2017 über 30 Milliarden Euro", heißt es in einer am Freitag in Berlin vorgestellten Studie der Organisation Transparency International.
Hinweise von Ermittlern in Italien zeigen, dass gerade Mafiaangehörige enorme Geldsummen, die unter anderem aus dem Kokainhandel stammten, durch den Immobilienerwerb in Deutschland reinzuwaschen versuchen.
"Massives Problem mit Geldwäsche"
"Es gibt ein massives Problem mit Geldwäsche bei Immobilien in Deutschland", betont Transparency-Deutschland-Chefin Edda Müller. "Die geltenden Gesetze und die Ausstattung der Ermittlungsbehörden stehen auch angesichts der Grenzenlosigkeit internationaler Finanzströme in keinem Verhältnis dazu."
Der Finanzexperte der Linksfraktion im Bundestag, Fabio de Masi, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es gebe hier ein enormes Dunkelfeld. "Vor allem Notare sind in der Pflicht, Verdachtsfälle auch zu melden."
Allein wegen seines Volumens von rund 238 Milliarden Euro (2016) biete der deutsche Immobilienmarkt ein gewaltiges Potential für Geldwäsche, heißt es in der Studie. Unbekannt sei, wie viele Immobilien und Grundstücke ausländischen juristischen Personen gehören.
Zu viele Schlupflöcher
Ein existierendes Transparenzregister habe zu viele Schlupflöcher. Und Makler und Notare würden praktisch keine Fälle melden und damit kaum zur Geldwäschebekämpfung beitragen, kritisierte Müller. Für Notare müsse bei Verdachtsmeldungen in typisierten Fällen die Schweigepflicht aufgehoben werden.
Über Briefkastenfirmen werden oft die wahren Hintermänner und die Herkunft des Geldes verschleiert. Die Regierung will mit einer Aufstockung der "Financial Intelligence Unit" (FIU) des Zolls auf bis zu 475 Mitarbeiter gegensteuern.
Auch hier wird eine bisher mangelhafte Verdachtsmeldung aus dem Immobiliensektor kritisiert. Von knapp 60.000 Verdachtsmeldungen 2017 stammten nur rund 20 Hinweise von Immobilienmaklern. © dpa
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